„Unser Eigentum wird kalt enteignet“

Püttlingen · Widerstand regt sich gegen den geplanten Bau von Windrädern nahe der Püttlinger Banngrenze. Die Saarbrücker Zeitung hat mit Anliegern am Mathildeschacht gesprochen, die besonders betroffen sind.

 Bäume abgeholzt für Windräder werden in der Nähe des Mathildenschachtes bei Püttlingen. Foto: Jenal

Bäume abgeholzt für Windräder werden in der Nähe des Mathildenschachtes bei Püttlingen. Foto: Jenal

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"Das Grundgesetz garantiert uns das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Das wird hier missachtet." Claudia Seeds ist der Ärger ins Gesicht geschrieben. Oliver Wirth auch: "Hier wird unser Eigentum kalt enteignet", sagt er. Seeds und Wirth wohnen oben am Püttlinger Mathildenschacht. Ein Idyll, wenn man Natur pur mag, eine Oase der Ruhe, die aus Sicht von Seeds und Wirth bedroht scheint. Drei Windräder sollen hier in unmittelbarer Nachbarschaft gebaut werden (die SZ berichtete). Die Rodungsarbeiten haben begonnen. Die genannten Anlieger fühlen sich "komplett überfallen, rat- und hilflos", der Willkür der Behörden ausgesetzt. Zwar haben sie, als Püttlinger, in Bous an einer Einwohnerversammlung teilgenommen, und sahen sich dort regelrecht zynisch abgefertigt: "Der Bouser Bürgermeister hat uns als Kollateralschaden bezeichnet", schimpft Wirth.

Nicht nur das negativ besetzte Wort Kollateralschaden bringt die Püttlinger auf die Palme, sie haben auch die Sorge, dass drei Windräder mit einer Höhe von 210 Metern, "alle näher als 1000 Meter, teilweise sogar unter 600 Meter", die Gesundheit der dort lebenden Menschen, insbesondere der Kinder, beeinträchtigen wird - durch Infraschall, Schlagschatten, Strahlung, alles Dinge, die nach ihrer Auffassung und Meinung vieler Windkraftgegner zu Benommenheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Ohrgeräuschen, Angstzuständen und mehr führen können. Seeds: "Wenn schon die Krankenkassen eine Abrechnungsziffer für Schwindel durch Infraschall als behandlungsbedürftige Krankheit geschaffen haben, das sagt doch alles!" Doch nicht alleine der Gesundheit wegen wirken die Anwohner besorgt, sondern sie befürchten auch einen drastischen Wertverlust ihrer eigenen Immobilie: "Durch die Windkraftanlagen werden die Hausbesitzer politisch kalt enteignet, ihre Häuser wertlos." Viele weitere, aus ihrer Sicht ungeklärte Fragen, zeigen Seeds und Wirth auf, so zum Beispiel zur (erfolgten oder nicht erfolgten?) Umweltverträglichkeitsprüfung, zu Eisfall-Problemen im Winter im gerne genutzten Naherholungsgebiet ("Müssen wir künftig im Winter einen Helm tragen?"), zum Nutzen der Anlage ("Geht hier eigentlich genug Wind?"), zu Gewinn und Verlust ("Wenn eine Firma aus Trier die Dinger baut, fällt hier im Saarland nicht einmal Gewerbesteuer an"), zu Problemen bei den Vogelzügen und zum Amphibienschutz.

Die Saarbrücker Zeitung hat dem Saarländischen Umweltministerium Fragen zum Windpark Bous vorgelegt. Danach habe das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz als zuständige Genehmigungsbehörde sowohl gegenüber der Püttlinger Bevölkerung als auch gegenüber der Leitung der Klinik Püttlingen ein so genannes "Vereinfachtes Vefahren" (dieses sehe keine Beteiligung beziehungsweise Info durch eine überörtliche Bekanntmachung vor) angewandt. Hinweise für gesundheitlich nachteilige Effekte für betroffene Anwohner (beziehungsweise Klinikpatienten) sieht das Umweltministerium als nicht gegeben beziehungsweise nicht erwiesen an. Weiter denkbaren Problemen wie Eiswurf oder bei Vogelzügen solle durch die zeitweise Abschaltung der Windräder begegnet werden. Auswirkungen auf die technische Apparatur des Krankenhauses sind nach Einschätzung des LuA nicht zu befürchten. Und: Ob ein tatsächlicher Werteverblust von Anwesen in Nachbarschaft zur Windenergieanlage eintrete, könne vom Umweltministerium "nicht belastbar" beurteilt werden.

Zum Thema:

Sondersitzung des Püttlinger Stadtrates Am heutigen Montag, 20. Februar, 17 Uhr, wird der Püttlinger Stadtrat in öffentlicher Sitzung über den Stand der Dinge beim geplanten Bau von Windkraftanlagen in Schwalbach und also in Nachbarschaft zur Gemarkung Herchenbach/Rittenhofen beziehungsweise in Bous in Nachbarschaft zur Püttlinger Straße Am Mathildeschacht und des Krankenhauses Püttlingen unterrichtet.

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