„Die fahren uns in die Garage rein“

Köllerbach · Hitzig und teils sehr emotional war der Info-Abend der Stadt Püttlingen zur geplanten Kita Kyllberg in Köllerbach. Auslöser der Emotionen war nicht der Kindergarten sondern das Verkehrskonzept, denn Anwohner fürchten sich vor zusätzlichem Verkehr. Das Konzept soll nun noch einmal überdacht werden.

Zwei Kitas gibt es in Köllerbach , Herz Jesu und St. Martin. Beide befanden sich lange in kirchlicher Trägerschaft, bis die Verantwortlichen im Bistum Trier sich zum Rückzug entschlossen. Die Folge: Die Stadt Püttlingen muss nun selbst Kita-Plätze zur Verfügung stellen, zumal Städte und Gemeinden gesetzlich verpflichtet sind, genügend Kita-Plätze vorzuhalten. Weil aber offenbar die Bausubstanz in beiden genannten Häusern schlecht ist und Sanierungen im größeren Stil notwendig wären, will die Stadt, statt die beiden alten Kitas teuer zu sanieren, lieber eine neue Kita an einem neuen Standort bauen, und zwar angebaut an die Grundschule Köllerbach am Kyllberg. "Als ein weiteres pädagogisches Zentrum, wie wir es bereits auf der Ritterstraße und bei der Pater-Eberschweiler-Schule Püttlingen kennen", sagte Christian Müller, Beigeordneter der Stadt. Er sprach am Donnerstagabend in einer Einwohnerversammlung zur neuen Kita in Uhrmachers Haus. Mit dabei waren auch der mit dem Bau beauftragten Architekt Willi Latz (Arus GmbH), zwei Verkehrsexperten und Bauamtsleiter Rainer Stein. 30 Bürger waren der Einladung gefolgt.

Verkehrsgutachten weckte Zweifel

Gutachter: 155 Kinder mehr bedeutet 31 weitere Autos in der Haupt-Zubringerstunde

Der Info-Abend zur neuen Köllerbacher Kita hatte noch ruhig begonnen. Architekt Willi Latz erläuterte seine Pläne. Baubeginn ist am 21. November. Viel Holz und Licht ist vorgesehen. Rund 3,5 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Ab Oktober 2017 können dann bis zu 155 Kita-Kinder in acht Gruppen einziehen. Dann werden die Kitas Herz Jesu und St. Martin geschlossen. Die gezeigten Bauanimationen fanden auch den Gefallen der Anwohner. Weniger jedoch die Ausführungen der Verkehrsgutachter.

Man muss dazu wissen, dass die Bewohner der Kyllberg- und besonders der Jahnstraße (einer kleinen Sackgasse oberhalb der Schule) seit Jahren über die Verkehrsbelastung vor Schulbeginn und zum Schulende klagen mit dem Fazit: "Die Eltern würden ihre Kinder am liebsten direkt mit dem Auto in die Klasse fahren." So entstünden immer wieder (bei den ohnehin beengten Straßenverhältnissen) Engpässe, Ärgernisse und gefährliche Situationen. Und jetzt soll noch die Kita dazu kommen, für 155 Kinder, die wohl auch im Pkw gebracht werden.

Mit Entrüstung wurden denn auch die Zahlen von Verkehrsgutachter Markus Schmelzer aufgenommen. Der sprach nämlich von "31 Fahrzeugen mehr", die morgens zwischen 7 und 8 Uhr den neuen Kita-Standort anfahren werden, laut Messungen seines Büros. Das sorgte für harten Gegenwind aus den Reihen der Zuhörer: "Wem wollen Sie das verkaufen? Die Zahlen stimmen nicht. Das liegt auf der Hand, wenn 155 Kinder zusätzlich gebracht werden." - "Die fahren uns in die Garage rein!" - "Sie machen eine Sackgasse zur Durchfahrtsstraße." - "Die müssen schizophren sein, die so was planen." So oder ähnlich erbost lauteten die Kommentare. Es folgte eine hitzige Debatte.

Zur erforderlichen neuen Verkehrsführung stellten die Gutachter mehrere Varianten vor. Dabei geht es immer darum, den steilen Stich (ein bisheriger Gehweg) vor der Schule künftig als neue Zufahrt zur Kita zu nutzen, entweder mit einer Abfahrt durch die Jahnstraße (die damit in der Tat von einer Sackgasse zur Durchfahrtsstraße würde) oder, per Wendehammer, zurück zur Kyllbergstraße. "In beiden Fällen entstehen chaotische Verkehrsverhältnisse", prophezeien die Anwohner den Planern. Was also tun? Eine neue Planung soll her.

Nochmals in Ruhe überdenken

Ruhe in die emotionale Debatte brachte am Donnerstag ein Beitrag von einem Vater, der gar nicht dort wohnt. Holger Brachmann, als Vertreter der Elternschaft, appellierte an alle Beteiligten, die Situation in aller Ruhe noch einmal zu überdenken. Brachmann: "Wir müssen hier in erster Linie über 300 Kinder sicher rein- und rausbringen. Das muss alles sauber geregelt werden. Gleichzeitig hat man aber auch die Chance, die bisherigen Schwachpunkte zu beseitigen, und kann vielleicht auch in Sachen Schallschutz tätig werden. Dann kann das ein richtig gutes Projekt werden."

Am Ende der zweistündigen Debatte stand die Einsicht der Verwaltung: "Wir haben viele Anregungen mitgenommen, um sie in Verwaltung und Stadtrat noch einmal zu diskutieren. Über das Ergebnis werden wir Sie informieren", versicherte Christian Müller. Am geplanten Baubeginn für die Kita ändere die (noch nicht festgeschriebene) Verkehrsplanung nichts, betonte der Beigeordnete auf Nachfrage der SZ.

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