Der Siegeszug der Nudel

Mitten im Leben · Eine Freundin freute sich am Sonntag auf den Besuch ihrer Tochter. Und fragte bei ihr nach, was sie gern essen würde. ,,Alles außer diesem Nachtschattengewächs", bekam sie zur Antwort. Also bloß keine Kartoffeln . Das kann ich nachvollziehen, ich mag sie auch immer weniger. Außer, wenn sie sich zu Schneebällchen oder Püree verwandeln.

Für viele Senioren gehört ,,e guddi Grumbeer" aber immer noch zum Bestandteil einer warmen Mahlzeit, wobei offenbar die Salzkartoffel nicht auszurotten ist. Früher hat man die Erdäpfel gebunkert - in hölzernen luftigen Gitterboxen. Zwei, drei Zentner ruhten da im dunklen Keller. Als sie noch frisch waren, ging man ganz gern die Treppe hinunter, um ein paar Knollen einzusammeln. Doch nach geraumer Zeit war das nicht mehr witzig. Da waren die Kartoffeln verschrumpelt und ,,triebhaft". Denn es schauten erstaunlich lange Keime aus der Box. Die wiederum verkeilten sich mit den Erdäpfeln. Man musste sie gewaltsam trennen und ärgerte sich über schmutzige Hände. Vor wenigen Tagen traf ich einen alten Mann, der vor 60 Jahren aus Sizilien ins Saarland kam. ,,Spaghettifresser hann se uns genannt", sagte er und lachte laut. Stimmt, doch der Siegeszug der Nudel war unaufhaltsam. Die haben keine Keime und sind nicht dreckig. Wer, bitteschön, kam auf die komische Idee, das Wort ,,Skandal-Nudel" zu prägen?

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