Muss die Stadt ein Kino betreiben?

Unsere Woche · Warum eigentlich? Diese Frage beschäftigt mich, seit diese Woche ein Mechanismus in Gang gesetzt worden ist, an dessen Ende - mal wieder - der Ruf nach neuen Konzepten und die parteiübergreifende Forderung steht: "Irgendwie müssen wir das Filmhaus retten!"

Die Diskussion darüber, ob sich eine Stadt, die pleite ist, ein eigenes Kino leisten soll, das unterm Strich rund 336 000 Euro im Jahr kostet, taucht in regelmäßigen Abständen auf wie das Ungeheuer von Loch Ness . Nur dass die Debatte darüber, ob es zu den Aufgaben einer Stadt gehört, Raum für künstlerisch wertvolle Filme zu schaffen, nicht halb so unterhaltsam ist wie Nessy.

Diese Woche hat sich die Debatte ums Filmhaus an der Frage entzündet, warum es die Stadtverwaltung nicht schafft, ihr Kino behindertengerecht auszubauen. Um eine Investition von rund 130 000 Euro geht es, um einen Hausbesitzer, der nicht so will wie die Stadt als Mieter, und um die üblichen Schuldzuweisungen zwischen den politischen Lagern. Dann gab es noch eine Zahl: 17 826 Zuschauer kamen im vergangenen Jahr ins Filmhaus. Das sind recht wenig, es waren vor zehn Jahren mal doppelt so viele.

Vor zehn Jahren standen aber auch noch nicht so viele riesige Fernsehbildschirme in den Wohnzimmern. Und vor zehn Jahren konnte man übers Internet auch noch nicht jeden beliebigen Film auf eben diese Bildschirme bringen.

Und wer in letzter Zeit im Filmhaus war, weiß: Es ist nicht der Ort der Kommunikation von Filmfreunden, der es sein könnte. Das Filmhaus ist in die Jahre gekommen. Dort müsste nicht nur in die Behindertenfreundlichkeit investiert werden.

Aber warum? Wenn es darauf nicht bald statt eines "Wir wurschteln uns irgendwie weiter durch"-Konzepts eine wirklich überzeugende Antwort gibt, sollten wir eine wesentlich spannendere Frage diskutieren: Was könnten wir mit 336 000 Euro kulturell in unserer Stadt anstellen? Das wäre dann der Moment, in dem Kulturdezernent Thomas Brück seinen ersten überzeugenden Auftritt hinlegen könnte. Nämlich indem er dafür sorgt, dass das Filmhausgeld nicht weggespart wird, sondern für etwas Neues, für etwas Faszinierendes verwendet wird.

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