Die Saarbrücken-Wadgassen-Connection

Einen brauenden Propst im Stammbaum zu haben, ist eine feine Sache. Vor allem, wenn man selbst Brauer ist. Die Saar brücker Bruch-Brauerei wurde 1702 gegründet. Bier gebraut haben die Bruchs aber schon etwa 150 Jahre früher – eben als Pröpste in der Abtei Wadgassen.

Es wirkte wie eine Konzentrationsübung. Thomas Bruch zählte mit den Fingern ab. Achtmal "ur", sagte er, also sein Ururururururururgroßvater, der sei eigentlich an allem schuld. An allem? Zumindest daran, dass in einer Saarbrücker Brauerei ein "Wadgasser Klosterbräu" hergestellt wird. Dieser Ururururururururgroßvater, Hans Thomas Bruch, war einst Propst im Kloster Wadgassen. "Auch sein Sohn und wiederum dessen Sohn waren dort Pröpste und damit zuständig für die weltlichen Angelegenheiten des Klosters", erklärte Bruch. Und somit sei sicher: "Sie haben Bier gebraut und auch getrunken."

Das erzählte Bruch im Februar 2011. Hinter ihm war in den kupfernen Kesseln des Stiefelbräu am St. Johanner Markt gerade der erste Sud für ein neues Bier angesetzt worden. Neben Bruch stand der Mann, der den Bierbrauer auf die Idee gebracht hatte, ein Fastenbier zu brauen, Patrik H. Feltes vom Verein für kulturelle und geschichtliche Arbeit im Bisttal. Ein Jahr zuvor, als in Wadgassen der 875. Jahrestag der Abteigründung gefeiert wurde, sei die Idee entstanden, wieder ein Klosterbier zu brauen, erzählte Feltes.

Das mit solchen Ideen sei allerdings so, wie von Erich Kästner beschrieben, scherzte Bruch: "Je üppiger die Pläne blühen, um so verzwickter wird die Tat."

Aber für solche Fälle hat Bruch ja seine, wie er an anderer Stelle sagte, "Hexenküche". Damit meint er die kleine Brauanlage im Stiefelbräu, mit der im Februar 2011 das Experiment "Wadgasser Klosterbräu" gestartet, später dann auch das "Nauwieser Drittel", ein Ale aus rotem Malz, erfunden wurde. Dort können die Brauer anders als in der größeren Brauerei am Saarbrücker Rotenbühl ohne großes finanzielles Risiko Dinge ausprobieren.

Das Experiment mit dem bernsteinfarbenen, leicht süßlich schmeckenden Fastenbier ist gelungen. Inzwischen wird es in größeren Mengen gebraut - allerdings in klösterlicher Tradition als Saisonbier nur in der Fastenzeit - und jetzt, kurz davor. Bier ist nahrhaft und half den Mönchen durch die Zeit, in der der Speiseplan karg war. "Flüssiges bricht das Fasten nicht", lautete die katholische Bierphilosophie.

Bruchs mildes Klosterbräu ist so süffig, dass auch der nächste in der Bruch-Dynastie es sicher im Sortiment lassen wird. Lukas Bruch muss dann nur ein "ur" dranhängen, wenn er vom brauenden Propst erzählt.

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