Abschied vom Dirigentenpult rückt näher

Rilchingen-Hanweiler · Am Sonntag endet eine Ära: Nach 36 Jahren steht Franz-Ludwig Strauss zum letzten Mal als Dirigent vor seinen Kirchenchören. Er machte diese Arbeit in einer Zeit des Umbruchs. Das erforderte Mut, neue Töne anzustimmen. Und bescherte ihm eine Begegnung mit dem Papst.

 Franz-Ludwig Strauss bereitet die Hanweiler Kirchen-Ensembles auf das Advents- und Weihnachtskonzert vor.

Franz-Ludwig Strauss bereitet die Hanweiler Kirchen-Ensembles auf das Advents- und Weihnachtskonzert vor.

Foto: Roman Bonnaire

Die Papiere auf dem großen Tisch im Esszimmer verdichten ein Musikantenleben in Tabellen, Terminen und Textzeilen. 36 Jahre an der Spitze des Katholischen Kirchenchores Rilchingen-Hanweiler hinterlassen Spuren, Programme, Artikel, Erinnerungen an so viel Arbeit, so viele Proben, Messen, Konzerte. Franz-Ludwig Strauss hat beim Blick zurück auf Tausende von Tagen im Dienste der Musik einiges zu erzählen. Etwa über die Rom-Reise, die Begegnung mit Papst Johannes Paul II. "Das war ein Highlight und nicht unbedingt zu erwarten." Plötzlich stand der Heilige Vater vor der Reisegruppe. Einen Korb mit Rilchinger Wasser hatte sie als Geschenk dabei. Für alle Fälle.

In sieben Rundfunkübertragungen mit dem Kirchenchor dirigierte Strauss. Für das, was noch kommt, genügen dem 70- Jährigen fünf Worte. "Irgendwann muss mal Schluss sein." Und zwar dann, wenn am kommenden Sonntag der Applaus verebbt ist. Beim Advents- und Weihnachtskonzert in St. Walfridus steht der Kirchenmusiker von der Oberen Saar zum letzten Mal am Dirigentenpult. Es wird ein weiterer großer Schritt zurück in ein beschaulicheres Leben im Dorf an der Grenze. Erst 2015 gab Strauss nach damals 40 Jahren den Chor-Vorsitz ab.

Auch das war ein forderndes Ehrenamt, vor allem, als Strauss noch die Kirchenmusik mit seiner Arbeit als Berufsschullehrer vereinbaren musste. Roman Bonnaire wurde sein Nachfolger. Er weiß, was er an Strauss hatte: "Der Kirchenchor und Franz-Ludwig, das war über viele Jahre quasi ein und dasselbe. Wir werden es jetzt besonders spüren, wenn er nicht mehr dabei ist." Strauss erlebte mit seinen Chören, ob nun mit dem Erwachsenen-, dem Kinder- oder dem Junggebliebenen-Ensemble Happy Voices, eine Zeit des Umbruchs, der Beschleunigung und der wachsenden Konkurrenz durch andere Freizeitangebote.

Strauss steuerte gegen, warb seit jeher für Offenheit, Mut zum Modernen. Er tat sich auf Literatursuche gern in den USA um. Vor allem für die Happy Voices. "Dort gibt es Superkomponisten, die tolle Dinge machen." Die wollte er haben. Und singen lassen. Die Traditionen, auch die regionale Literatur kamen für den Christen Strauss dabei nicht zu kurz. Denn seine Chöre waren für ihn immer Teil eines Großen, der Gemeinde, der Liturgie zur Ehre Gottes.

"Wer einen Kirchenchor leitet, muss ihn einpassen in den Gottesdienst und sich darin auskennen. Da reicht es nicht, von der Empore aus auf einen Fingerzeig des Pfarrers zu warten." Deshalb ist er froh, dass er seinen Nachfolger kennt: Sohn Matthias, wie sein Bruder Johannes und Mutter Ursula Strauss von der Kirchenmusik begeistert. Aber klar ist auch: Eine neue, über Jahrzehnte währende Ära bricht am Montag nicht an. Matthias Strauss wird erst einmal nur bis August 2017 das Dirigat übernehmen. Dann soll ein neuer Mann oder eine Frau für die Aufgabe gefunden sein. Der Vorsitzende Roman Bonnaire ist froh über diese Interimslösung. "Es wird nicht leicht, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Ich bin froh, dass Matthias Strauss uns erst einmal weiterhilft. Das schafft Kontinuität und Ruhe bei der Suche."

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Stichwort Das Konzert in der katholischen Kirche Hanweiler beginnt am Sonntag um 17 Uhr. Der Gemischte Chor, der Kinder- und Jugendchor, die "Happy Voices" und das Saar Wind Orchestra bieten Stücke von Richard Strauss , Elgar und Sibelius. Hinzu kommen Weihnachtslieder verschiedener Epochen. So bearbeitete Johannes Strauss mit Genehmigung von Chris de Burgh dessen Stück "The Bells of Christmas". Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen. ole

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