Tierfreund trauert um Hängebauchschwein

Kleinblittersdorf · Tödlicher Irrtum: Jäger verwechselt zahmes Tier mit einem Wildschwein, und es fallen Schüsse auf dem Wintringer Hof.

 Oliver Hector aus Auersmacher und Hängebauchschwein Rudi vermissen sehr das Hängebauchschwein-Mädchen Schnitzel. Ein Jäger tötete Schitzel am vorigen Sonntag. Hector will ihn auf jeden Fall anzeigen. Foto: Heiko Lehmann

Oliver Hector aus Auersmacher und Hängebauchschwein Rudi vermissen sehr das Hängebauchschwein-Mädchen Schnitzel. Ein Jäger tötete Schitzel am vorigen Sonntag. Hector will ihn auf jeden Fall anzeigen. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

Am Sonntagmorgen hat ein Jäger auf dem Wintringer Hof bei Kleinblittersdorf ein Hängebauchschwein getötet. "Der Jäger schoss mit einer Pistole mehrmals auf das zutrauliche Schwein und stach dann auch noch mit dem Messer zu", sagt Martina Schmitz-Hübsch. Sie wohnt auf dem Wintringer Hof, sah die Tat des Jägers mit an und filmte sogar mit ihrem Mobiltelefon.

Gegen sechs Uhr kam Martina Schmitz-Hübsch am Sonntagmorgen mit ihren Hunden vom Spazieren zurück und entdeckte plötzlich das Hängebauchschwein. "Es kam auf mich zu und hat geschnuppert. Dann ist es Richtung Kuhstall gelaufen. Vielleicht hat es das Futter gerochen", sagt Martina Schmitz-Hübsch.

Zur gleichen Zeit war Oliver Hector aus Auersmacher mit seiner Frau und seinem Hund auf den Auersmacher Feldern unterwegs und suchte sein Hängebauchschwein namens Schnitzel. "Am Samstagabend wurde bei uns der Schweinestall aufgebrochen, und meine Schweine Schnitzel und Rudi wurden rausgeschleppt. Eine Nachbarin sah die Schweine auf der Straße rumlaufen und informierte mich", sagt Hector, der mit seinem Suchtrupp wenig später nur Rudi finden konnte. Schnitzel war weg.

Martina Schmitz-Hübsch informierte am Sonntagmorgen vom Wintringer Hof aus - etwa sieben Kilometer von Auersmacher entfernt - die Polizei. Sie sollte einen Jäger schicken, der sich um das Schwein kümmert. Die Polizei in Brebach versuchte daraufhin den Revierpächter des Wintringer Hofes, Michael Kessler aus Bliesransbach, anzurufen. Der sagt: "Ich war gerade im Keller, als das Telefon klingelte. Ich mache mir selbst Vorwürfe, dass ich das Telefon nicht gehört habe. Dann hätte vieles verhindert werden können." Statt Kessler erreichte die Polizei einen Jäger aus Kleinblittersdorf.

Zu diesem Zeitpunkt gingen die Polizei, Michael Kessler und der Jäger noch davon aus, dass es sich bei dem Tier auf dem Wintringer Hof um ein Wildschwein handelt.

Was dann folgte, beschreibt Martina Schmitz-Hübsch so. "Der Jäger kam mit einem Affenzahn angerast. Er stieg aus dem Auto, setzte sich sofort Kopfhörer auf, zog seine Pistole und schoss auf das Schwein. Ich konnte ihm gar nicht erklären, worum es ging. Es hat so laut geknallt, dass ich und meine Hunde richtig erschrocken sind. Dann hat er weitergeschossen und ging noch mit einem Messer auf das Schwein los. Ich wurde richtig böse, und der Jäger fragte nur, was ich von einem kranken Wildschein wolle."

Danach wollte der Jäger das Schwein in den Wald werfen, so die Augenzeugin. Doch Michael Kessler wollte es zuerst sehen. "Ich bin bald umgefallen, als ich das tote Schwein sah. Ich kann nicht verstehen, wie ein Jäger nicht erkennen kann, ob es sich um ein Hängebauchschwein oder ein Wildschwein handelt. Und dann brauchte er drei Schüsse und schoss dem Schwein sogar ins Bein. Es gab überhaupt keinen Grund dafür, das Schwein umzubringen", sagt Kessler.

Am Sonntagvormittag erfuhr Oliver Hector von der Polizei, dass auf dem Wintringer Hof ein Schwein erschossen worden sei. Wenig später hatte Hector die schlimme Gewissheit: Es war Schnitzel. "Schnitzel ist im vergangenen August Mama von zwei Schweinchen geworden. Die zwei Kleinen und Rudi sind jetzt allein. Ich werde mit allen Mitteln gegen diesen Jäger vorgehen", kündigt Oliver Hector an.

Das Gleiche hat Martina Schmitz-Hübsch vor. Körperverletzung, Tierquälerei, Schießen in befriedetem Bereich und Schießen auf Asphalt nannten die beiden als in Frage kommende Delikte. Michael Kessler sagt: "Es ist eine Schande für unsere Jägerschaft. Dieser Fall muss bis ins Detail aufgeklärt werden."

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