Notbremse gegen Bordellbeschluss

Kleinblittersdorf · Für Kleinblittersdorfs Verwaltungschef ist das letzte Wort über das Bordellprojekt noch nicht gesprochen. Unterdessen wächst in der Gemeinde der Widerstand. Hunderte machen ihrem Unmut inzwischen Luft.

 Schloss Falkenhorst in Kleinblittersdorf könnte bald ein Bordell beherbergen.

Schloss Falkenhorst in Kleinblittersdorf könnte bald ein Bordell beherbergen.

Foto: Lehmann

Stephan Strichertz, der Bürgermeister von Kleinblittersdorf , will mit aller Macht verhindern, dass im Ortsteil Kleinblittersdorf das unter Denkmalschutz stehende Schloss Falkenhorst zu einem Bordell umgebaut wird. In der vergangenen Woche stimmte der Gemeinderat von Kleinblittersdorf mehrheitlich für die Teil-Aufhebung einer Veränderungssperre, die der Rat selbst im Juni über das Schloss-Grundstück verhängt hatte.

Damit schien der Weg frei für ein Bordell. Allerdings nur auf den ersten Blick.

"Im Gesetz ist ganz klar geregelt, wie bei einem Antrag für eine Ausnahme von einer Veränderungssperre vorzugehen ist. Dazu gehört unter anderem zwingend eine abgeschlossene Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung. Unser Gemeinderat hat einfach nur abgestimmt", sagt Strichertz.

Er hat seine Erkenntnisse bei der Kommunalaufsicht zur Überprüfung des Ratsbeschlusses vorgelegt. "Ich habe auch dem Bordell-Investor ein Schreiben zukommen lassen, in dem steht, dass es rechtliche Zweifel an dem Ratsbeschluss gibt", sagt der Bürgermeister und Jurist. Gut möglich also, dass das Bordell-Vorhaben doch noch gekippt wird. Inwiefern die Gemeinde mit Schadensersatzforderungen des Investors zu rechnen hat, konnte Strichertz nicht abschätzen. Seit Bekanntwerden des Gemeinderatsbeschlusses gibt es einen Sturm der Entrüstung in der Kommune.

Als einer von vielen meldete sich auch Andreas Müller , der katholische Pastor der Gemeinde, bei der Saarbrücker Zeitung zu Wort. Er hält Bordelle allgemein für bedenklich. "Das Argument, Prostitution sei das älteste Gewerbe der Welt, lasse ich nicht gelten. Prostitution hat immer mit Macht, Geld und Unterdrückung zu tun. Prostitution ist immer ein Angriff auf die Würde der Frau und verstößt damit gegen das Grundgesetz. Wenn Leute behaupten, es müsse etwas geschaffen werden für Menschen, die nicht verheiratet sind, sollten wir uns daran erinnern, dass erwiesenermaßen zahlreiche Familienväter in Bordelle gehen. Es hindert sie nicht, wenn sie zuhause eine Frau und kleine Kinder haben", sagt Pastor Müller.

Der Kleinblittersdorfer Uwe Peters ist wegen der Entscheidung des Gemeinderates ebenfalls empört. "Mir geht einfach nicht in den Kopf, warum ein Gemeinderatsmitglied für ein Bordell stimmt. Ich wünsche jedem, der dafür gestimmt hat, links und rechts neben seinem Haus ein Bordell. Ich hoffe, dass sich unser Bürgermeister durchsetzen kann", sagt Peters.

Er gründete die Facebook-Gruppe "Wieder ein schönes und wohnenswertes Kleinblittersdorf ". Rund 450 Mitglieder hatte diese Gruppe am Freitag schon. So gut wie alle, die sich dort äußern, sind gegen das Bordell und bringen das sehr deutlich zur Sprache.

Die Frage, die sich alle stellen. "Warum ist die Mehrheit des Gemeinderates dafür: Was hat man davon?"

Die SPD-Fraktion stimmte komplett für das Bordell. Im Ortsrat von Kleinblittersdorf gab es nur zwei Enthaltungen. "Das Bordell wäre außerhalb und stört dort keinen", sagt Ortsvorsteher Hans-Josef Bur.

"Wir könnten uns auch eine bessere Lösung für das Schloss vorstellen, aber es gibt keine", sagt SPD-Fraktionssprecher Bernd Dick.

Rats-CDU-Chef Manfred Paschwitz stellte das Abstimmungsverhalten seiner Fraktion noch einmal klar. "Bei dieser Entscheidung stimmten acht Mandatsträger der CDU im Gemeinderat dagegen. Diesen war sehr wohl bewusst, dass die Gemeinde Kleinblittersdorf ein solches Etablissement nicht benötigt. Sechs Mitglieder fehlten, krankheits- und urlaubsbedingt. Zwei Mitglieder der CDU-Fraktion im Gemeinderat, der Ortsvorsteher und der Fraktionsvorsitzende der CDU-Fraktion im Ortsrat Kleinblittersdorf , stimmten wie im Ortsrat dafür", sagt Manfred Paschwitz.

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