Bordell: Jetzt ist Regionalverband am Zug

Kleinblittersdorf · Der Gemeinderat von Kleinblittersdorf hat am Dienstagabend eine neue Veränderungssperre für das gesamte Industriegebiet „Alte Ziegelei II“ beschlossen. Jetzt sind dort keine Bordelle und Spielcasinos mehr möglich.

 Rund 250 Bürger verfolgten die Sitzung des Kleinblittersdorfer Gemeinderates in der Spiel- und Sporthalle. Foto: Heiko Lehmann

Rund 250 Bürger verfolgten die Sitzung des Kleinblittersdorfer Gemeinderates in der Spiel- und Sporthalle. Foto: Heiko Lehmann

Foto: Heiko Lehmann

Der Gemeinderat von Kleinblittersdorf hat in einer historischen Sitzung am vergangenen Dienstag "Nein" zum geplanten Bordell im Schloss Falkenhorst gesagt (die SZ berichtete).

Rund 250 Menschen kamen zur öffentlichen Sitzung und verfolgten drei Stunden lang die Debatte, bei der erstmals in der saarländischen, kommunalpolitischen Geschichte über einen Einwohnerantrag abgestimmt wurde. Die Bürgerinitiative Kleinblittersdorf hatte in nur sechs Tagen etwa 1000 Unterschriften gesammelt, um die Bordellabstimmung noch einmal auf die Tagesordnung des Rates zu bekommen. Im August hatte der Rat noch mehrheitlich für das Bordell gestimmt.

Am Dienstag waren von 28 Ratsmitgliedern 20 gegen das Bordell und acht enthielten sich ihrer Stimmen. Ganz vom Tisch ist das Thema Bordell damit allerdings noch nicht.

Der Regionalverband entscheidet in letzter Konsequenz zu dem Thema. "Wir sind vom Regionalverband aufgefordert worden, bis kommenden Freitag eine Stellungnahme abzugeben, und das haben wir mit der Abstimmung getan", erklärt Stephan Strichertz, der Bürgermeister von Kleinblittersdorf . Nach SZ-Informationen wird der Regionalverband wohl die Meinung von Kleinblittersdorf übernehmen und dem möglichen Bordellinvestor einen zurückweisenden Vorbescheid erteilen. "Wenn es zu dieser Situation käme, hätte der Investor noch die Möglichkeit, gegen diesen Vorbescheid zu klagen. Bis die ganze Sache vom Tisch ist, kann es noch etwas dauern", so der Bürgermeister und Jurist Strichertz weiter.

Die Bürgerinitiative hat bereits angekündigt, ihr Engagement gegen das Bordell erst zu beenden, wenn das Thema komplett vorm Tisch ist. "Sollte der Investor klagen, werden wir eine Bürgersammelklage zur Sperrgebietsverordnung einreichen. In Städten und Gemeinden unter 35 000 Einwohner sind Bordelle überhaupt nicht erlaubt", sagt Susanne Sabrowski von der Bürgerinitiative.

Des weiteren hat der Gemeinderat am Dienstagabend eine neue Veränderungssperre für das gesamte Industriegebiet "Alte Ziegelei II" beschlossen. "Damit sind Bordelle und Spielcasinos im gesamten Gebiet ausgeschlossen. Die Bürger haben am Dienstagabend zudem ortsübergreifend gezeigt, dass die gesamte Gemeinde Kleinblittersdorf kein Bordell möchte", sagt Stephan Strichertz.

Kuriosum am Rande der Sitzung von Dienstag: Normalerweise hätte der Ortsrat von Kleinblittersdorf vor der Gemeinderatssitzung in der Spiel- und Sporthalle tagen und ebenfalls über das Bordell abstimmen sollen. Im August hatte der Ortsrat sich einstimmig für das Bordell ausgesprochen und damit die Protest-Lawine in Kleinblittersdorf losgetreten. Am Dienstagabend musste Ortsvorsteher Hans-Josef Bur den anwesenden Bürgern mitteilen, dass zur neuen Abstimmung nur fünf Mitglieder des Ortsrates anwesend seien und der Rat damit nicht beschlussfähig war. Das Publikum reagierte mit Spott und Gelächter.

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