Zarte Farben für die tiefen Narben

Kleinblittersdorf · Nicht sie arbeitet mit ihren Werken, sondern die Werke arbeiten mit ihr. Seit vielen Jahren organisiert Monika Schrickel Ausstellungen im Kleinblittersdorfer Rathaus. Die aktuelle hat für sie eine ganz besondere Bedeutung.

 Monika Schrickel in ihrer Ausstellung. Foto: Iris Maurer

Monika Schrickel in ihrer Ausstellung. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Wer sich im Saarland für Kunst interessiert, kennt Monika Schrickel. "Es ist bisher meine persönlichste Ausstellung", sagt Schrickel und steht inmitten ihrer Bilder im Rathaus Kleinblittersdorf . Die Künstlerin, die in Bautzen geboren wurde, ist seit zwölf Jahren die Vorsitzende des Berufsverbandes Bildender Künstler, war Mitbegründerin der Künstlerinnengruppe Saar und fast zwanzig Jahre Vorstandsmitglied im Saarländischen Künstlerhaus.

Seit über zwanzig Jahren organisiert sie rund vier Ausstellungen pro Jahr im Rathaus Kleinblittersdorf . "Das ist für uns eine Win-Win-Situation. Wir haben keine weißen Wände und können dafür Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Arbeiten zu zeigen", sagt Bürgermeister Stephan Strichertz dazu.

Meistens werde im Haus leise und fast schon intime Kunst gezeigt, sagt Schrickel. Genau das war für sie auch der Grund, ihre Werke, die in den letzten drei Jahren entstanden sind, hier zu zeigen. "Ich habe so etwas noch nie erlebt. Denn diese Werke haben mit mir gearbeitet, nicht umgekehrt. Es war ganz anders, als ich das bisher gewohnt war", versucht Schrickel ihre aktuellen Arbeiten zu erklären. Der Auslöser dieser Arbeiten war der Tod ihres Mannes Horst. "Ich habe ihn mit siebzehn Jahren kennengelernt. Wir sind zusammen in den Westen geflohen, lebten seit 1961 zusammen in Saarbrücken. Das prägt", erzählt sie ohne Bitterkeit.

Ihre Trauer hat Schrickel in die Arbeiten einfließen lassen, oder besser, die Werke haben sie geschoben und ihre Trauer aufgenommen. Und diese Arbeiten haben ihr eigentliches künstlerisches Thema, die Schrift als ästhetische Erscheinung, verdrängt. Denn Schrickel arbeitet zwar auch hier auf zartem Seidenpapier, ebenfalls gefaltet und mit ganz kleinen, feinen Linien und Strichen gestaltet, aber daraus ergeben sich nun zarte, leise Traumlandschaften. Man kann in diesen Kunstwerken Bäume erkennen, Flussläufe und Architekturen. Die Architekturen sind von Bögen geprägt, von Toren, Einblicken und Übergängen in eine andere, leuchtende Welt. Dabei nutzt die Künstlerin ganz zarte, leise Farben wie hellgelb, blau, etwas grün und setzt kurze, kleine Linien meditativ und akribisch nebeneinander, dass sie fast schon an den Pointillismus erinnern.

Es sind ganz zauberhafte, stille, aber auch reine, ästhetische Kunstwerke geworden. "Ich habe Kraft in der Kunst geschöpft. Es war ein aktiver, lebendiger Prozess. Und es ist meine Möglichkeit, mich auszudrücken", sagt Schrickel und zeigt anschließend ihre ganz aktuellen Blätter in der ersten Etage. Und hier findet man dann auch vereinzelt ihre Schriftzeichen wieder.

"Janniyswet. Die andere Welt", Ausstellung von Monika Schrickel im Rathaus Kleinblittersdorf , Rathausstraße 16-18, 66271 Kleinblittersdorf . Die Ausstellung ist noch bis zum 17. Februar geöffnet von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr, am letzten Freitag im Monat nur bis 12 Uhr.

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