Gesegnet sei der Traktor

Bliesransbach · Wann genau die Bliesransbacher auf die Idee kamen, ihre Traktoren und Pferde segnen zu lassen, kann keiner genau sagen. Fest steht allerdings, dass dieses Spektakel jedes Jahr viele Menschen, Tiere und Maschinen in den Ort zieht.

 Pastor Andreas Müller bei der Segnung von Traktoren. Rund fünfzig Maschinen standen in Bliesransbach bereit.

Pastor Andreas Müller bei der Segnung von Traktoren. Rund fünfzig Maschinen standen in Bliesransbach bereit.

Foto: Heiko Lehmann

Wenn in Bliesransbach Pferde- und Traktoren gesegnet werden, dann präsentiert sich auch Petrus von seiner besten Seite. Jedes Jahr am dritten Wochenende im Oktober kommt es in Bliesransbach zu einer der ältesten Traditionen des Ortes. Und so gut wie jedes Jahr gibt es an diesem Tag strahlenden Sonnenschein. So auch am gestrigen Sonntag, als sich um 14.30 Uhr etwa 50 Traktoren , 30 Pferde und etwa 200 Menschen auf den Weg von der katholischen Pfarrkirche zur Wendalinus-Kapelle machten. Ein Umzug durch den Ort, bei dem die Messdiener Bonbons an Kinder verteilten und bei dem viele Menschen an den Straßenränder stehen und dem Tross zuwinkten. "Ich glaube in diesem Jahr ist es, was die Traktoren angeht, eine Rekordzahl. So viele waren in den vergangenen Jahren nicht hier", sagte Pastor Andreas Müller , der vor der Wendalinus-Kapelle zu den Menschen sprach, mit ihnen betete und anschließend Tiere, Maschinen und Menschen segnete.

Ralf Becker aus Bliesransbach ist schon fast 40 Jahre bei der Pferde- und Traktorensegnung dabei. Früher als kleiner Junge auf dem Traktor seines Opas und heute mit seinen Freunden auf Pferden. "Wir feiern den ganzen Tag. Nach dem Segnung gehen wir zum Kaffee trinken in den Dom und abends wird noch gegrillt", sagt Ralf Becker. Nils Heinen ist mit seinem Traktor aus Niederwürzbach eine Stunde nach Bliesransbach gefahren, um bei der Segnung dabei zu sein. "Traktoren sind mein Hobby und wenn bei uns in der Nähe so eine Veranstaltung ist, bin ich dabei. Ich bin auch schon mit dem Traktor bis in den Schwarzwald gefahren", erzählt Nils Heinen.

Aus allen Ortsteilen der Gemeinde Kleinblittersdorf sowie aus dem Regionalverband und noch von weiter her kamen am gestrigen Sonntag die Menschen nach Bliesransbach und feierten nach der Segnung im Dom weiter. Dabei kam auch die Frage auf, wie lange es die Tradition in Bliesransbach schon gibt. Genau weiß es im Ort keiner mehr. Katharina Cavelius (82 Jahre), Anneliese Müller (89) und Ingrid Birster (81) legten sich aber bei einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee fest und bestimmten die späten 1940er Jahre und die frühen 1950er Jahre als Zeitraum für die erste Pferde- und Traktorensegnung in Bliesransbach . "Es war auf jeden Fall schon unter Pastor Alois Hermann. Der ist immer mit dem Pferd voran geritten", weiß Ingrid Birster. "De Hermann hat uns noch getraut", sagt Anneliese Müller und Katharina Cavelius schüttelt den Kopf und meint "Oh Anneliese, das interessiert doch jetzt keinen." Alle drei müssen anfangen zu lachen und sagen. "Schreiben Sie einfach Ende der 40er oder Anfang der 50er Jahre, das kommt hin."

Auch Pastor Andreas Müller lauschte dem lustigen Gespräch, lachte mit und nickte bei der Zeitangabe zustimmend mit dem Kopf. Die Bliesransbacher stellten am gestrigen Sonntag eindrucksvoll unter Beweis wie Tradition im Ort heute noch gelebt wird.

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