Innehalten mit Erstaunlichem

Kleinblittersdorf · Von Hand gefügt, von Herzen kommend: So könnte man umreißen, was Raimund Herzog im Kleinblittersdorfer Wald getan hat. Seine Holzskulpturen sind Überraschungen nicht nur für eilige Spaziergänger.

 Raimund Herzog, Forstwirt und freiberuflicher Waldpädagoge, hat im Wald bei Kleinblittersdorf Skulpturen gebaut, darunter diesen Kreisel. Foto: Oliver Dietze

Raimund Herzog, Forstwirt und freiberuflicher Waldpädagoge, hat im Wald bei Kleinblittersdorf Skulpturen gebaut, darunter diesen Kreisel. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Die Menschen laufen durch den Wald wie sie durch die Stadt laufen", sagt Raimund Herzog. Schnell passieren Jogger und Radfahrer die Wege, ohne Blick für die Umgebung fiel ihm auf. Er beschloss, ihnen ein Angebot zum Verweilen zu machen. So kamen zehn erstaunliche Holzobjekte in den Wald bei Kleinblittersdorf .

Der Wald ist sein Arbeitsplatz, sein Beruf "Holzfäller", erklärt Raimund Herzog. Um die Jahrtausendwende kam der des Waldpädagogen hinzu, was sich als ideale Verbindung von Handwerk und Konzept erwies. Denn als die Idee aufkam, entlang des Blies-Grenz-Wegs im Wald bei Kleinblittersdorf für bemessene Attraktion zu sorgen, ohne dabei reflexhaft auf die üblichen Angebote, wie Spiel- oder Grillplatz zu verfallen, reifte seine Beobachtung zum Projekt - angetan, den "Blick zu fokussieren" und "zum Innehalten und Hinschauen" zu bewegen.

Ein Objekt wurde gestohlen

Dafür brauchte es keine herbeigekarrten Sensationen, sondern im Wald zu findende abgestorbene Bäume, aus denen Raimund Herzog, bisweilen unterstützt von zwei Helfern, Kreisel, Kugel, eine Baumschlange machte oder damit sprudelndes Wasser nachempfand und damit dem Material handgreiflich Erstaunliches entlockte.

Zehn Objekte entstanden im vergangenen Jahr, davon wurde bereits eins gestohlen und zwei wurden ganz oder teilweise zerstört, bilanziert Raimund Herzog. Zwar sollten sie nicht ewig halten, sondern als Teil der Natur auch deren Kreislauf unterworfen sein, jedoch sollten sie "in fünf Jahren immer noch als solche zu erkennen sein", wünscht er sich. Daher fotografiert und dokumentiert er seine Objekte.

Sieben Jahre lebte Herzog in Niedersachsen, genauer im Harz, bevor seine Ehefrau als Revierförsterin nach Kleinblittersdorf kam. Das erklärt die Verbindung zum Norddeutschen Rundfunk. Dorthin schickte Herzog Bilder seiner Waldkunst zu einer vom NDR ausgelobten Internet-Kunst-Aktion und kam damit auf Platz drei unter mehr als 300 Einsendungen.

Raimund Herzog war das gleichermaßen "Belobigung und Befriedigung" für ein Projekt, das der Entschleunigung des Blicks dient und die Menschen durch diese Objekte zu "schönen Stellen" im Wald führt. "Den meisten gefällt die Kugel", weiß er und verweist auf eine an Stahlseilen hängende Kugel aus Holzstücken, die zu schweben scheint, ihre Betrachter verblüfft und innehalten lässt. Damit dies gelingt, hat er zu jedem Objekt gleich auch eine Bank gebaut, fügt er hinzu. Wegweiser zu den Objekten gibt es nicht. Sie tauchen auf und wollen betrachtet werden. Im Wald, um den Blick auf den Ort zu lenken. Einfache Dinge, die jedoch ihre Kraft entfalten, weil sie durchdacht sind, von der Hand gefügt, von Herzen kommen.

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