Ein Vorlese- und Zuhör-Vergnügen

Heusweiler · Es soll einen „Win-Win-Win-Situation“ sein: Abwechslung für die Senioren, Entlastung für die Erzieherinnen und Lese-Vergnügen für die Kleinen: Der Heusweiler Seniorenbeauftragte Georg Müller sucht „Lese-Omas“ und „Lese-Opas“ für die Heusweiler Kitas. Zudem legte er im Gemeinderat seinen Jahresbericht vor und schilderte, welche Probleme an ihn herangetragen wurden.

 „Leih-Oma“ Ernestina Kratzer (72) liest der kleinen Nina vor. In Heusweiler sucht der Seniorenbeauftragte Georg Müller Seniorinnen oder Senioren, die ab und an in den Kindergärten der Gemeinde vorlesen möchten. Foto: Claus Felix/dpa

„Leih-Oma“ Ernestina Kratzer (72) liest der kleinen Nina vor. In Heusweiler sucht der Seniorenbeauftragte Georg Müller Seniorinnen oder Senioren, die ab und an in den Kindergärten der Gemeinde vorlesen möchten. Foto: Claus Felix/dpa

Foto: Claus Felix/dpa

Georg Müller , der Seniorenbeauftragte der Gemeinde Heusweiler , sucht "Lese-Omas" und "Lese-Opas", die den Kindern in den gemeindlichen Kindertagesstätten Geschichten vorlesen möchten. Das teilte Müller in der jüngsten Gemeinderatssitzung mit, als er erstmal seinen Tätigkeitsbericht vortrug. "Ich suche Rentnerinnen und Rentner, die ein bisschen Zeit haben, um Lesepatenschaften zu übernehmen", sagte Müller.

Die "Lese-Oma" oder der "Lese-Opa" müssen nicht den ganzen Tag im Kindergarten verbringen, sondern je nach persönlicher Zeiteinteilung lediglich 15 bis 30 Minuten lang vorlesen. Damit möchte Müller mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen wären die Erzieherinnen entlastet, zum anderen würden sich die Kinder freuen. "Und man könnte damit Senioren aus ihrer Einsamkeit rausholen, wenn sie eine halbe Stunde lang mit den Kindern zusammen sind", so Müller.

Müller war im Juli vorigen Jahres ins Amt des Seniorenbeauftragten berufen worden. Die ersten beiden Monate seiner Arbeit waren damit ausgefüllt, sich einzuarbeiten und an Gesprächsrunden des Seniorennetzwerkes im Regionalverband teilzunehmen. Von September bis Dezember 2015 bot Müller im Heusweiler Rathaus regelmäßig eine Seniorensprechstunde an, in der ältere Menschen ihre Anliegen vorbringen konnten. Doch die Sprechstunde wurde nicht angenommen: "Obwohl sie jede Woche in den Medien angekündigt wurde, kam kein einziger Besucher", bedauerte Müller. Stattdessen riefen die Senioren bei ihm zu Hause an. "Als ich fragte, warum man nicht das Angebot der Sprechstunde annimmt und zu einem persönlichen Gespräch vorbei kommt, wurde mir immer wieder gesagt: ‚Ich hab mich nicht aufs Rathaus getraut.'"

Das Spektrum der Anliegen, die ihm am Telefon vorgebracht wurden, war weit gestreut. "Es reichte von ‚Wo kann ich das und das kaufen?' über ‚Wie bekomme ich einen neuen Personalausweis?' bis hin zu: ‚Ich hab kein Geld mehr, mein Enkel hat mir alles geklaut'", sagte Müller.

Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung bezeichnete er zwar als "sehr gut", übte aber trotzdem Kritik. So sei er nicht angehört worden, als es um die Planung des neuen Kutzhofer Barbara-Ensembles ging. Dabei müsse der Seniorenbeauftragte bei Themen, die ältere Menschen betreffen, gefragt und in die Planungen mit einbezogen werden, betonte Müller. "Das Bauamt tat dies nicht. Erst auf meine Intervention hin kam ein Termin mit einem Vertreter des Bauamtes zustande", kritisierte er. Übrigens: der erste "Lese-Opa" meldete sich bereits in der Gemeinderatssitzung bei Müller an: Es ist Hans-Kurt Hill , der Vertreter der Linken.

Wer ebenfalls Interesse hat, Vorlese-Pate zu werden oder Müller ein Anliegen vortragen möchte, erreicht ihn unter Telefon (0 68 06) 8 21 76.

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