„Gesprächskonzert“ als Multi-Media-Show gegen den Krieg

Heusweiler · „Nie wieder Krieg“ lautete der Titel des „Gesprächskonzertes“ von Horst Maria Merz und Professor Stefan Litwin im Heusweiler Rathaussaal. Die Künstler zeigten, wie die künstlerische Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf den Ersten Weltkrieg und dessen Folgen reagierte.

 Stefan Litwin (l.) und Horst Maria Merz bei ihrem „Gesprächskonzert“ im Rathaussaal in Heusweiler. Foto: Andreas Engel

Stefan Litwin (l.) und Horst Maria Merz bei ihrem „Gesprächskonzert“ im Rathaussaal in Heusweiler. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Viel Zeit nahm sich der Sänger, Komponist und Pianist Horst Maria Merz nach seinem Auftritt mit Professor Stefan Litwin in Heusweiler , um mit den Besuchern zu plaudern.

Die einen waren begeistert, andere betroffen. Zu den rund 50 Besuchern gehörte Astrid Stein-Cenkel. Sie war mit ihrer Mutter Christine Stein und Tochter Ann Sophie in den Heusweiler Rathaussaal gekommen. Während Ann Sophie, selbst talentierte Pianistin, vom virtuosen Spiel des Saarbrücker Hochschullehrers beeindruckt war, goutierten ihre Mutter und die Großmutter die Texte von Brecht und Tucholsky. Die Aktion Kultur Heusweiler hatte zu diesem besonderen Ereignis eingeladen. "Nie wieder Krieg" lautete das Thema von Stefan Litwin und Horst Maria Merz. Sie beschäftigten sich mit dem Einfluss der politischen Umwälzungen und dem Wahnsinn der Vernichtungskriege auf die künstlerische Avantgarde zu Anfang des 20. Jahrhunderts und mit der musikalischen Ästhetik des Widerstands.

Die Zeit um 1914 markiere ja nicht nur den Ausbruch des 1. Weltkrieges, so Litwin, sondern auch den Aufbruch in die künstlerische Moderne. Litwin wechselte vom Pult zum Flügel und zurück, zitierte und analysierte die Arbeitsweise von Komponisten wie Debussy, Schönberg oder Stockhausen, weltberühmten Vertretern der klassischen Moderne.

Manch einer der Besucher kam sich vor wie in einer Vorlesung, im besten Sinne, nämlich spannend, lehrreich, unterhaltend. Der gut gemeinten Powerpoint-Projektion mit Bildern aus den beiden Weltkriegen hätte es gar nicht bedurft. Die Performance von Litwin und Merz war in vollem Umfange ausreichend.

Wenn Historiker von der Urkatastrophe des 1. Weltkrieges sprechen, korrigierte Walter Benjamin einst, sei das nur ein Teil der Wahrheit. Die eigentliche Urkatastrophe sei, dass die Menschen nicht lernfähig seien. Auch das ist ein - wenn auch ernüchterndes - Fazit des Abends mit Litwin und Merz.

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