Die neue Ampel – Top oder Flop?

Heusweiler · Eine Ampel – das war nach Jahren des Grübelns die Antwort auf die Verkehrsprobleme am Heusweiler Knotenpunkt Saarbrücker Straße /Trierer Straße / Saarlouiser Straße. Seit einem halben Jahr steht sie, jetzt wurde Bilanz gezogen: Aus Sicht der Landesbehörde läuft's recht gut, kritische Stimmen gibt es von Ratsmitgliedern, ein Anwohner der Saarlouiser Straße beklagt gestiegene Lärmbelastung.

 Ein Verkehrsknoten in Heusweiler: Die Einmündung der Saarlouiser Straße in die Ortsdurchfaht, dort, wo Trierer- und Saarbrücker Straße ineinander übergehen. Als das Foto am Donnerstag kurz nach 16 Uhr entstanden ist, war der Verkehr überschauber. Foto: Maik Dittgen

Ein Verkehrsknoten in Heusweiler: Die Einmündung der Saarlouiser Straße in die Ortsdurchfaht, dort, wo Trierer- und Saarbrücker Straße ineinander übergehen. Als das Foto am Donnerstag kurz nach 16 Uhr entstanden ist, war der Verkehr überschauber. Foto: Maik Dittgen

Foto: Maik Dittgen

Seit Juni ist die neue Ampelanlage am Kreuzungsbereich Saarbrücker Straße/ Saarlouiser Straße/ Trierer Straße in Betrieb. Sie soll für einen besseren Verkehrsfluss sowie mehr Sicherheit sorgen. Mario Kindel vom Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) informierte am Montagabend den Bau- und Verkehrsausschuss des Heusweiler Gemeinderates über die Erfahrungen, die man nach einem halben Jahr gewonnen hat. Insgesamt sei die Aufgabe gelöst worden: der Verkehr fließe deutlich besser, die Unfallgefahr habe sich verringert.

Dennoch mussten bereits Korrekturen vorgenommen werden: "Am Anfang hatten wir zu geringe Grünzeiten für die Linksabbieger aus der Saarbrücker Straße. Jetzt sind sie länger", so Kindel. Für die Autofahrer auf der B 268 wurde eine "Grüne Welle" programmiert. Dies bedeutet aber gleichzeitig, dass die Fußgängerampeln länger Rot zeigen, maximal bis zu zwei Minuten, in verkehrsschwachen Zeiten allerdings deutlich kürzer.

Insgesamt ist man beim LfS mit der Ampelanlage nicht ganz zufrieden: Hauptproblem sei der Flächenbedarf. Weil es in der Saarlouiser Straße zu eng ist, konnten keine zwei ausreichend breite Fahrspuren für Linksabbieger und für Rechtsabbieger angelegt werden.

Kritik an der Ampelanlage gibt es aber auch von Anwohnern sowie von Ausschuss- und Ratsmitgliedern. So klagte der Anwohner Fritz Michaelis wegen des Rückstaus in der Saarlouiser Straße über enorme Lärmbelästigungen, die bereits morgens um 5 Uhr beginnen. Als es die Ampel noch nicht gab, so Michaelis, habe es weniger Lärm gegeben.

Der stellvertretende Heusweiler Ortsvorsteher Ulrich Steinrücken (NÖL) bemängelte, dass zwei Minuten Wartezeiten für Fußgänger nicht hinnehmbar seien. "So lange wartet keiner, da gehen die Leute halt bei Rot über die Straße." Und der SPD-Fraktionsvorsitzende Reiner Zimmer packte sogar die Keule aus: "Mir fehlt der Glaube, dass die Ampeln und die Autos wissen, was der LfS errechnet hat. In den letzten sechs Wochen ist es mir fünfmal passiert, dass ich auf der B 268, von Lebach kommend, 20 Minuten gebraucht habe, um an den Ampeln vorbei zu kommen." Zudem komme es in der Saarlouiser Straße zu Rückstaus bis weit über das Kino hinaus.

Feinjustierung läuft noch

Mehr Verständnis brachte Jörg Schwindling (CDU ) auf: "Wir haben das Problem, dass auf einer Strecke von 400 Metern vier Fußgängerampeln sowie eine nicht richtig funktionierende Signalanlage an der Völklinger Straße mit der neuen Signalanlage koordiniert werden müssen, das kann ja nicht reibungslos funktionieren." Und Bürgermeister Thomas Redelberger (CDU ) wies darauf hin, dass Heusweiler eine Zuzugsgemeinde sei und der Verkehr ständig zunehme: "Das bedeutet Belastungen für Fußgänger und Anwohner. Eine allumfassende Lösung, die alle zufrieden stellt, gibt es nicht."

Doch, sagt Reiner Zimmer. Ein Verkehrskreisel hätte das Problem gelöst. "Es gibt immer noch einen Gemeinderatsbeschluss dort einen Kreisel zu bauen, aber der LfS hat es abgelehnt und damit gegen das Planungshoheitsrecht der Gemeinde verstoßen", schimpfte Zimmer. Kindel ging darauf nicht ein, versprach aber, weitere Verbesserungsmöglichkeiten - vor allem für die Saarlouiser Straße - zu prüfen und Feinjustierungen vorzunehmen.

Meinung:

Harry Potter und der Kreisverkehr

Von SZ-Redakteur Marco Reuther

Wir tun ja gerne so, als müsse es für jedes Problem eine Lösung geben (wahlweise auch, als müsse es für alles, was schlecht läuft, einen Schuldigen geben). Tatsächlich stimmt das natürlich nicht. Etwa bei der Einmündung der Saarlouiser Straße in Saarbrücker- und Trierer Straße: Der Verkehr ist dort in den Stoßzeiten einfach zu groß, um ungehindert fließen zu können. Eine Lösung, mit der alle Beteiligten restlos zufrieden sind, ist unter diesen Voraussetzungen ganz einfach nicht möglich.

Und wenn ein Gemeinderatsmitglied nun sagt, der Kreisel wäre doch die bessere Lösung gewesen, dann kann es sich bei dieser Sichtweise nur um eine alternative Realität handeln. Denn der Landesbetrieb für Straßenbau hatte schon frühzeitig dargelegt, dass ein Verkehrskreis an dieser Stelle schlicht nicht machbar ist: zu wenig Platz, Straße zu steil, Verkehrssicherheit nicht gegeben. Verwunderlich war es da schon eher, dass der Gemeinderat im Februar 2014 mit den Stimmen von SPD , Linken und FDP mehrheitlich nochmals auf den Kreisel umgeschwenkt war, nachdem bis dahin Konsens über die Ampel-Lösung geherrscht hatte. Wobei der Rats-"Beschluss" - soweit es die Fahrbahnen betrifft - ohnehin nicht bindend sein konnte, da es eben nicht um Gemeindestraßen geht, sondern um Bundes- und Landstraßen (B 268 - Saarbrücker- und Trierer Straße / L 141 - Saarlouiser Straße).

Ich mag ja die Harry-Potter-Romane wirklich gerne, aber in unserer realen Welt geschehen Dinge nun mal nicht, nur weil man sich wünscht, dass sie so oder so sein sollen. Doch das verstehen ja heutzutage selbst 100 Prozent aller US-Präsidenten nicht mehr so wirklich.

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