Hinne hott heißt: Jetzt bricht alles zusammen. Beim Karnevalverein Hinne Hott Naßweiler übersetzt man es anders, nämlich so: "Jetzt geht's richtig ab. Schließlich iss heid Faasenacht." Da kommt so ein Umzug am Sonntag, 24 Stunden vor dem befürchteten Sturmtief, gerade recht. Karsten Deetz, Annick Grün und Steffi Klein, drei Aktive des "letzten Karnevalvereines vor der Grenze" sind überzeugt: "Das Wetter hält. Und friedlich bleibt es hier allemal." Recht behalten sie. Sechs Grad im Plus zeigt das Thermometer an. Alles bleibt sozusagen in trockenen Tüchern. Kurz nach 14.11 Uhr setzen Feuerwehr und Polizei den Grenzraum-Faasendumzug in Bewegung. Beinahe das ganze Dorf ist auf den Beinen. Plus der Fußinvasion vieler Freunde, Verwandter und Bekannter "von drüben", also aus Lothringen, und aus den deutschen Nachbarorten. Kinder haben sich durch die Bank mit Tüten versehen - zum Sammeln von Süßigkeiten.

Den Dolehuppsa-Schneemännern, schneeweiß gekleidet naturgemäß, folgen rizzerote Don Kosaken, pechschwarze Teufel, bunte Garden, Jägermeister im Tarnanzug. Die meisten Gruppen begnügen sich mit Ziehkarren. Andere, speziell die schweren Motivwagen, haben einen Landwirt mit Zugmaschine zum Transport gefunden.

Ob Traktor, Unimog oder Bollerwagen: Alle Fahrzeuge sind bis oben hin mit Popcorn, Schokoriegeln oder "Feiglingen" bepackt - letztere in kleinen Gebinden mit hohen Prozenten. "Gegen schräge Vögel schützen Niglooser Bogenschützen" heißt es. Oder: "Wir fördern die Feuerwehr, aber die Faasend hamma aach ganz gär." Tiere aus Afrika werden gesehen, auf zwei Beinen, deren Lockrufe nach "Alleh Hopp" oder "Doll Doll" klingen. Garantiert abgasfreie Käfer geben Gas. "Ganz ohne VW " grüßen sie den Wolfsburger Autokonzern. "Hoch lebe Robin Hood , aus dem Niglooser Waldeck Wood" lesen wir.

Vom Hinne-Hott-Prinzenwagen prasseln Bonbons herab. Die Doll-Doll-Narrenschar aus Großrosseln hat ihren großen, prächtigen Festwagen geschickt. Von der St. Nikolauser Straße den steilen Kirchberg hoch bewegt sich der Umzug durch den Bremerhof parallel zur Grenze und wieder zurück zur Halle.

"Komm, ab ins Warme! Dort lasse ma uns heid von unserem Bürjameischda persönlich bedienen", sagt ein Teilnehmer des Umzuges. Bürgermeister Jörg Dreistadt , selbst aus Naßweiler , betätigt sich als "Beischleefer". Um das Wort nicht in den falschen Hals zu kriegen: Er "schleeft", also trägt, persönlich Getränkekisten herbei.