Bleiben französische Kunden treu?

Großrosseln/Ludweiler · Die Überlegung, ausländischen Pkw-Fahrern in Deutschland eine Maut abzufordern, lässt Ladenbesitzer in den Grenzgebieten aufschrecken. Besonders die Geschäfte in Orten direkt an der Grenze, wie Ludweiler und Großrosseln, sind bei Franzosen beliebt. Bangen die Geschäftsleute nun um ihre Kunden? Wir haben uns umgehört.

 Bernhard Alberding, Chef des Großrosseler Modehauses Alberding, hat sein Sortiment angepasst an die Wünsche französischer Kunden. Foto: Becker & Bredel

Bernhard Alberding, Chef des Großrosseler Modehauses Alberding, hat sein Sortiment angepasst an die Wünsche französischer Kunden. Foto: Becker & Bredel

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"Natürlich würden Mautkosten die Kundschaft abhalten, extra hierher zu fahren. Wir haben viele französische Kunden . Dazu gehören nicht nur die üblichen Pendler ", sagt die Floristin Anke Groß vom Blumenladen "Blumen von Steffi" in Ludweiler. "Es muss eine andere Lösung geben. Zum Beispiel würden wir es begrüßen, wenn die Grenzzonen mautfrei bleiben würden. Schließlich wirkt sich die französische Kundschaft sehr auf unsere Dörfer aus", sagt die 48-Jährige. Bisher habe sich noch kein Kunde zu den Maut-Überlegungen geäußert. Doch die Floristin glaubt, dass sich das in der nächsten Zeit ändern wird.

Doris Follmann, Inhaberin des Postamtes und Schreibwarenladens in Ludweiler, stimmt der Meinung ihrer Ladennachbarin zu: "Ich denke schon, dass wir durch die Maut Einbußen hätten. Hoffentlich setzt sich das mit den mautfreien Zonen im Grenzbereich durch. In Frankreich gibt es die Freikilometer ja auch." Einige französische Kunden lassen sogar ihre Pakete in den Shop liefern oder verschicken ihre Sendungen von dort, weil dies wesentlich günstiger sei als in Frankreich. "Es ist vorstellbar, dass Franzosen wegen der zusätzlichen Kosten nicht mehr nach Deutschland kommen. Ich persönlich würde es auch so machen", sagt die 52-Jährige.

"Es kann durchaus sein, dass gerade die französische Kundschaft, die hier nicht berufstätig ist, nicht mehr zu uns kommt", sagt Brigitte Agostini (65). Das Schuhhaus Agostini zählt viele Franzosen zu seinen Kunden und würde es merken, wenn die kauffreudigen Leute nicht mehr kämen.

Jennifer Enz, Friseurin in Heikes Haarwerkstatt in Ludweiler, glaubt hingegen nicht,, dass sich die Maut groß auswirken würde: "Wir haben nicht viele französische Kunden . Und in Ludweiler kaufen, so weit ich weiß, vorwiegend Pendler ein. Die müssten die Maut sowieso bezahlen." Die 30-Jährige sieht allerdings Schwierigkeiten für Großrosseln, sollten keine mautfreien Grenzzonen eingeführt werden. "Die großen Städte könnten eventuell über die Verluste hinwegsehen. Man muss aber bedenken, dass hier nur Dörfer sind, die den Verlust an französischen Kunden erheblich spüren", sagt die Wehrdenerin.

"Wir haben sehr viele französische Kunden . Aber ich denke, dass die trotz der Maut nicht ausbleiben werden", meint die gebürtige Französin Ursula Schönnicker. Sie ist Verkäuferin in der Großrosseler Bäckerei Berthold Zimmer. Bei ihr, sagt sie, kaufen überwiegend Pendler ein, die die Maut sowieso bezahlen müssten. Aber: "Die Kundschaft, die extra rüberfährt, würde eventuell fehlen", so die 60-Jährige.

Das Modehaus Hammerschmitt in Großrosseln bietet viele Artikel von Mode bis hin zu Geschenkartikeln, die ausdrücklich an seine französische Kundschaft angepasst sind. Geschäftsführer Bernhard Alberding, der den deutsch-französischen Kontakt sehr schätzt, sieht die Überlegung zur Mauteinführung als Gefahr: "Knapp 80 Prozent unserer Kunden sind Franzosen. Die Kunden , die eigens zu uns kommen, fragen auch schon, wie das nun weitergeht. Für die meisten ist es unklar, um welche Straßen es sich handeln soll und ob Autobahnmaut oder eine komplette Straßenmaut eingeführt wird", berichtet der 66-Jährige. Da das Saarland unter anderem auch von den Verbrauchern aus Frankreich lebe, glaube er, dass eine Maut den saarländischen Markt sehr beeinträchtigen würde.

 Auf den Laden-Parkplätzen in Großrosselns Ortsmitte dominieren zeitweilig französische Autos. Foto: Becker & Bredel

Auf den Laden-Parkplätzen in Großrosselns Ortsmitte dominieren zeitweilig französische Autos. Foto: Becker & Bredel

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Alberding würde demnach eine Sperrzone der Mautgebühr ebenfalls begrüßen. "Zudem würde ich mir gerade von unserer Ministerpräsidentin klare Worte über dieses Thema wünschen. Worte, die sagen, was genau geplant ist und wann es umgesetzt werden soll. Hier fehlt einfach die Transparenz, das macht unsere Kunden unsicher", sagt der Geschäftsmann aus Großrosseln.

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