Manchmal braucht es Zeit, bis Dinge geschehen, an die man schon gar nicht mehr denkt. Wolfgang Donnevert ist das neulich passiert. Er kam gerade aus dem Urlaub zurück. Und erinnert sich: "Den ganzen Poststapel habe ich erst einmal auf den Tisch gelegt und alles sortiert." Rechnungen, Werbesendungen und ein großer grauer Umschlag, dem Donnevert erst mal wenig Beachtung schenkte. Abends aber packte ihn die Neugier. Und beim Öffnen traf den 71-Jährigen fast der Schlag: Post aus Berlin vom Bundespräsidialamt . Bundespräsident Joachim Gauck lud ihn in die Hauptstadt ein. Dort soll es am 4. Dezember in Schloss Bellevue ganz feierlich zugehen.

Gauck würdigt anlässlich des "Tages des Ehrenamts" Wolfgang Donneverts langjähriges ehrenamtliches Engagement. Der Leiter der Friedrichsthaler Volkshochschule wird unter 16 Frauen und zehn Männern als einziger Saarländer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, dem Verdienstkreuz am Bande, ausgezeichnet - die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. "Das war eine wahnsinnige Überraschung. Ich wusste zwar, dass die Volkshochschule mich vorgeschlagen hatte, doch dies ist jetzt auch schon rund zwei Jahre her", freut sich der Friedrichsthaler.

Das Besondere: Er darf nach Berlin reisen. Zumeist überreichen nämlich die Ministerpräsidenten der Länder, Landes- oder Bundesminister, Regierungspräsidenten oder Bürgermeister die vom Bundespräsidenten verliehenen Verdienstorden. Persönlich überreicht der Bundespräsident den Orden nur in den wenigsten Fällen, etwa aus Anlass des "Tages der Deutschen Einheit" - oder eben des "Tages des Ehrenamts". Helmut Donnevert selbst könnte wahrscheinlich ein Buch über das Thema Ehrenamt schreiben. In zahlreichen Gremien war und ist der pensionierte Realschullehrer vertreten, hat Verantwortung in vielen Ämtern übernommen. Dazu ist er seit 40 Jahren Leiter der VHS Friedrichsthal - natürlich ehrenamtlich.

Die Begründung der Jury, weshalb der bescheidene Saarländer ausgewählt wurde, spiegelt seine halbe Lebensgeschichte wider. Es steht da zu lesen: "Helmut Donnevert engagiert sich beispielhaft im Ehrenamt. So hat er sich bis 2014 jahrzehntelang als Mitglied des Stadtrates von Friedrichsthal , als Beigeordneter und Vertreter des Bürgermeisters für die Belange seiner Mitmenschen eingesetzt. In der heutigen Regionalversammlung Saarbrücken wirkt er darüber hinaus seit 1994, wobei ihm die Bereiche Bildung und Kultur besonders am Herzen liegen." Deshalb ist er auch schul- und bildungspolitischer Sprecher seiner CDU-Fraktion. Das Bundespräsidialamt schreibt auch: "Des Weiteren setzt er sich seit 1976 als Leiter der Volkshochschule Friedrichsthal im Bereich der Erwachsenenbildung ein. Nach der friedlichen Revolution organisierte er einen intensiven Austausch mit der Partnergemeinde Friedrichsthal in Brandenburg." Und die Amtsliste des Pensionärs ist noch länger: "Außerdem gehört Helmut Donnevert seit Gründung 1990 dem Beirat der Stiftung Rechtsschutzsaal an und der Jury des Kulturpreises für Kunst des Regionalverbandes Saarbrücken." Die Reise nach Berlin tritt Donnevert mit der Familie an.

Seine Frau und die Kinder sind schon mächtig gespannt. Und er? "Ich habe keine besonderen Erwartungen. Ich freue mich einfach auf die Ehrung", sagt der Friedrichsthaler, der in seiner Freizeit gern ein paar Bahnen im benachbarten Hallenbad zieht und im Chor singt. Die Hauptstadt will er gern mal wieder sehen. Zudem hat das Bundespräsidialamt noch offizielle Termine für die Preisträger aus der ganzen Republik organisiert.

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HintergrundDer Verdienstorden wird in acht verschiedenen Stufen verliehen: Als Erstauszeichnung wird im Allgemeinen die Verdienstmedaille oder das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Als weitere Ausführungen folgen das Verdienstkreuz 1. Klasse, das Große Verdienstkreuz, das Große Verdienstkreuz mit Stern, das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, das Großkreuz und die Sonderstufe des Großkreuzes. chm