Eine Welle der Hilfsbereitschaft

Friedrichsthal · Ein Erfolg war gestern die Typisierungsaktion in Friedrichsthal. 400 potenzielle Stammzellenspender möchten einer Leukämiekranken helfen.

 Mächtig viel Betrieb herrschte bei der Typisierungsaktion in der Friedrichsthaler Bismarckhalle. Foto: Iris Maurer

Mächtig viel Betrieb herrschte bei der Typisierungsaktion in der Friedrichsthaler Bismarckhalle. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Alle, alle waren sie da: THW, Rotes Kreuz und Malteser, Freunde, Verwandte und Bekannte. Auch sechs Mitarbeiter der Onkologie-Station auf dem Saarbrücker Rastpfuhl ließen es sich gestern nicht nehmen, mit anzufassen bei der großen Typisierungsaktion in der rappelvollen Bismarckhalle. "Es ist Wahnsinn", freute sich Christa Lippert, die schon mehrfach geholfen hatte und nun erneut einen Sonntag "opferte", diesmal am üppig bestückten Kuchen- und Tortenstand. Irgendwie kennt hier jeder jeden und alle nehmen Anteil am Schicksal Nicoles, einer 34-jährigen Ehefrau und Mutter aus Friedrichsthal, die an Leukämie erkrankt ist (wir berichten).

Manch einer konnte es gar nicht erwarten zu helfen: Schon vor 13 Uhr hatten warteten etliche Leute vor der Turnhalle. Möglich, dass mancher dann erst mal schlucken musste. Konnte sich doch nicht jeder kostenlos registrieren lassen: "Stammzellenspenden sind zwar bis zum 61. Lebensjahr möglich", erklärte Bruno Zimmer, Vorstandsmitglied der Birkenfelder Stefan-Morsch-Stiftung, die mit zehn Helfern vor Ort war. Allerdings werden ältere Semester sehr viel seltener von den transplantierenden Ärzten als Spender ausgewählt: "Die Wahrscheinlichkeit sinkt mit zunehmendem Alter." Für Frauen über 40, die mehrere Schwangerschaften hinter sich haben, ist sie sogar erheblich niedriger. "Deshalb macht es für uns betriebswirtschaftlich keinen Sinn, die Typisierung von über 40-Jährigen zu finanzieren." Dies umso mehr, als sich die Arbeit der Stiftung aus Spenden finanziert, wie Zimmer hinzufügte.

Weshalb sich jeder Registrierwillige ab Jahrgang 1976 und älter am Sonntag entscheiden musste, ob er die 45 Euro Laborkosten selbst trägt oder seine Hilfe auf den Kauf von Tombola-Losen und Kaffeetrinken beschränkt.

Keine lange Bedenkzeit brauchte Heike Krämer. Die studierte Biologin war mit ihrer Tochter aus Quierschied hergepilgert. "Ich habe davon in der Zeitung gelesen und gedacht, dass es ja eigentlich ganz wenig Aufwand ist, um jemandem zu helfen." Magdalena Krämer war bereits registriert. "Das habe ich direkt per Stäbchen und Post gemacht, als ich 18 geworden bin", verriet die Medizinstudentin. Sie ließ sich damals auch einen Organspenderausweis ausstellen und spendet regelmäßig Blut - für die 20-Jährige selbstverständlich. Ist es aber durchaus nicht, auch wenn die Bereitschaft, sich testen zu lassen, unvermindert hoch ist, wie Susanne Morsch erzählte. Sogar mehrfach. "Ich weiß gar nicht, wie oft ich heute gefragt worden bin, ob man sich als registrierter Spender noch mal testen lassen muss." Natürlich nicht. Sind die Daten einmal registriert, gehen sie nicht mehr verloren. "Aber wir aktualisieren sie alle drei Jahre", sagte Bruno Zimmer. Dann erhalten die derzeit 440 000 registrierten Frauen und Männer Post von der Stefan-Morsch-Stifung. Allein diese Aktion kostet 170 000 Euro, "ist aber notwendig", um etwa Adressenänderungen abzufragen.

Nicole selbst geht es derzeit "den Umständen entsprechend", teilte ihre Schwiegermutter, Steffi Recktenwald, mit.

Die ganze Familie ist im Ausnahmezustand: "Es gibt Tage voller Euphorie, dass es klappt, und dann wieder Stunden, wo die Nebenwirkungen der Chemotherapie extrem sind, wo man heult und denkt, hoffentlich schafft sie es." Die Chancen, einen geeigneten Spender zu finden, liegen bei 70 Prozent, teilte Bruno Zimmer mit. Bis 17 Uhr ließen sich 400 neue Spender testen und registrieren. Ein super Ergebnis, freute sich Steffi Recktenwald: "Wir hatten auf 300 bis 400 gehofft."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort