Vom Schwergewicht zum Abnehm-König

Saarbrücken-Dudweiler · 185 Kilo brachte Ralf Peter Fritz aus Dudweiler bis vor Kurzem noch auf die Waage. Ein Gewicht, das sein Körper kaum noch tragen konnte. Als dem 48-Jährigen zwei künstliche Kniegelenke drohten, wusste er, dass er handeln muss.

 Links Ralf Peter Fritz beim Saarländischen Firmenlauf im Juli. Vor zwei Jahren (rechts) war es noch undenkbar, dass er an dem Lauf teilnehmen könnte.

Links Ralf Peter Fritz beim Saarländischen Firmenlauf im Juli. Vor zwei Jahren (rechts) war es noch undenkbar, dass er an dem Lauf teilnehmen könnte.

Foto: Privat

Prächtig sieht Ralf Peter Fritz aus, glücklich ist er, rundum zufrieden und ausgeglichen, weil fit. Als wir ihn in seinem Dudweiler Büro besuchen, kommen wir um ehrlich gemeinte Komplimente nicht herum. Die bekommt er seit geraumer Zeit zuhauf. ,,Ein ganzer Mensch ist weg", sagt er, schaut an sich herunter und lächelt in einer Bandbreite von verschmitzt bis selig.

Es war im Juni 2015, als wir erstmals über ihn berichteten. Damals war Fritz auf einem verheißungsvollen Weg in ein neues Leben - nach einer Zeit des Leidens, die man sich kaum vorstellen kann. Denn der heute 48-jährige Mann litt an extremem Übergewicht. 185 Kilogramm bei 1,83 Meter Körpergröße brachte er auf die Waage, schleppte sich in Hosen und Hemden der Kleidergröße XXXXXXXL mühselig von der Arbeit aufs heimische Sofa und wieder zurück. Mehr war nicht drin, es war einfach schrecklich. Sättigungsgefühle kannte er nicht. Ein Mediziner drohte ihm schon mit zwei künstlichen Kniegelenken - und da wurde er endlich wach.

Das nahezu bewegungslose Schwergewicht suchte in all seinem Kummer und nach jahrelangem Leidensdruck professionelle Hilfe und fand sie auch - bei einer Ärztin in Dudweiler. Am Ende stand die Verkleinerung des Magens um zwei Drittel - im Adipositaszentrum Zweibrücken. Die Operation erfolgte im Februar 2015. Die Sache ging gut. Und heute? Sind runde 90 Kilo verschwunden. ,,Mit dem Magen wurde auch der Hunger weggeschnippelt", sagt der Angestellte einer Hausverwaltungsgesellschaft, der seine beruflichen Herausforderungen wieder problemlos meistert.

Dass das Abnehmen so nicht weitergehen kann, ist ihm aber auch bewusst. ,,Ich stehe unter ständiger ärztlicher Aufsicht", sagt Fritz, der heute überwiegend gesunde Sachen isst. Fleisch kriegt er nicht mehr runter, ,,wie ein Stein liegt es mir im Magen", und Nudeln, die er einst in großen Mengen verspeiste, verträgt er auch nicht mehr. Schokolade aber schon, und manchmal auch ein Schlückchen Cola. ,,Was ich lernen musste ist, dass der kleinste Bissen zuviel leider wieder rauskommt", sagt er.

Der Bewegungsapparat ,,ist wieder tipptopp", was dazu führt, dass Fritz und Ehefrau Yvonne kein Wochenende mehr zu Hause sind und wandernd das Berchtesgadener Land erobern. Oder, wie neulich noch, das Polygon auf der Bergehalde Duhamel besichtigen. Ansonsten steht bei dem glücklichen Mann mit quasi neuem Körper das Schwimmen und Radfahren auf dem Programm.

Apropos neuer Körper: Da steht Anfang des kommenden Jahres eine weitere Operation an. Vor dieser graut Fritz ein wenig. Denn viel überschüssige Haut muss entfernt werden. ,,Zehn bis zwölf Kilo fallen da auch noch weg", sagt er. Er spricht von einer ,,regelrechten Schönheits-OP". Die Hautlappen, erzählt er, entzündeten sich ständig, deshalb ist er froh, wenn er diesen Eingriff in wenigen Monaten hinter sich haben wird. Manches am Körper wird neu modelliert, einfach ist das alles nicht. Aber die Zuversicht, sie ist da und die Freude am Leben allemal.

Der "Abnehm-König" hat auf dem Smartphone eine Bildergalerie. So kann er sich in Erinnerung rufen, wie er mal ausgesehen hat. ,,Ich habe früher nicht wahrgenommen, dass es so schlimm war", sagt er und holt auch noch ein Bild auf Papier hervor, das ihn als jungen Mann auf dem Laufsteg zeigt. Ja, so schlank war er mal, bevor das große Fressen begann. Doch das ist längst Vergangenheit. Jetzt zählt die Zukunft und die sieht so aus: Im Frühjahr gönnt sich der Präsident des Dudweiler Verkehrsvereins einen Tandemsprung. Weil er das ,,Uhu"-Ziel erreicht hat. "Uhu" steht für "Unter Hundert". Überdies fliegt er mit seiner Yvonne nach Berlin - inklusive Besichtigung des Bundestages. Auf eine Ballonfahrt darf sich die Frau an seiner Seite auch schon freuen, so viel steht fest. ,,Es war für die Familie eine harte Zeit", fügt der Vater eines Sohnes mit sehr nachdenklichem Gesichtsausdruck noch hinzu.

Dann aber hellt sich seine Miene wieder auf. ,,Es ist alles so gekommen, wie ich es mir gewünscht habe", sagt Ralf Peter Fritz. Kurz vorm Abschied erwähnt er noch, dass er im Juli am Saarländischen Firmenlauf in Dillingen teilgenommen hat. Rund sechs Kilometer war er auf der Strecke. Und hat sich danach pudelwohl gefühlt. Das Leben ist schön - für einen Mann, der fast schon mit einem Bein im Grab stand.

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