Martin Luther liebte Erbsenbrei mit Bratheringen

Dudweiler · Vergnüglicher Vortrag inklusive Verköstigung bei der Evangelischen Kirchengemeinde Dudweiler/Herrensohr im Oberlinhaus.

 Pfarrerin Marie-Luise Jaske-Steinkamp und Finanzkirchmeister Günther Kliebenstein verteilen das Lutherbrot und Quark mit Kräutern an ihre Gäste im Oberlinhaus. Foto: Thomas Seeber

Pfarrerin Marie-Luise Jaske-Steinkamp und Finanzkirchmeister Günther Kliebenstein verteilen das Lutherbrot und Quark mit Kräutern an ihre Gäste im Oberlinhaus. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Martin Luther, der patente Fresser und Säufer? "Das war er nicht, da kann ich Sie beruhigen", begrüßte Pfarrerin Marie-Luise Jaske-Steinkamp zu ihrem Vortrag im Oberlinhaus. Woraus sich dieses hartnäckige Gerücht speist, verriet sie jedoch erst am Ende ihres kurzweiligen Referats. Gleichwohl verriet sie: "Das Essen hat ihn geprägt" - wie viele andere auch.

Zu Zeiten des Reformators verbrauchten die Menschen 4000 bis 6000 Kalorien pro Tag, was der schweren körperlichen Arbeit und den langen Fußmärschen geschuldet war. Zum Vergleich: Heute sollten Männer nicht mehr als 2500 Kalorien zu sich nehmen, Frauen sogar nur 2000. Gläubige Christen mussten sich allerdings auch an 150 Fastentage pro Jahr halten.

"Dazu kamen noch fleischlose Tage." Was aber dem Schlemmen keinen Abbruch tat, gab es doch Fisch aller Art, gekocht, in Öl gebraten oder im Teigmantel gebacken, alles gehaltvoll und mit viel Butter. Überhaupt gab es im Mittelalter eine überraschende kulinarische Vielfalt. Reis und Nudel waren beispielsweise bekannt, Auberginen, Zucchini und Orangen ("Pomeranzen") ebenso.

Wobei die Armen oft nur Hirsebrei "mit Brühe oder Zucker" auf dem Teller hatten - oder Brot, das Hauptnahrungsmittel des Mittelalters. "Die Wittenberger Bäcker waren angehalten, mehr Brot zu backen als sie brauchten", berichtete die Pfarrerin. Alles Überzählige wanderte in die "Almosenfässer", den Vorläufern der heutigen Tafeln. Aus Norddeutschland rüber schwappte irgendwann das Butterbrot, das auch von den Adeligen geschätzt wurde. Vor frischem Obst hatte man dagegen Angst, weshalb man es lieber als Kompott zubereitete.

War man eingeladen, nahm man seinen eigenen Löffel mit. Und um Verdauungsprobleme, unter denen Luther ganz extrem litt, zu vermeiden, aß man zwischen den Gängen kleine, mit Honig ummantelte Dragees aus Kümmel, Fenchel und Anis. Es gab im Übrigen auch schon Hygiene-Verordnungen, "das ist nicht etwa unsere Erfindung", betonte Marie-Luise Jaske-Steinkamp. Zudem war es üblich, im Sommer mangels Kühlmöglichkeiten weitgehend auf Fleisch zu verzichten.

Das erste Kochbuch wurde 1485 herausgebracht, "Koch war ein angesehener Beruf". Bei den Luthers stand Katharina von Bora am Herd, die ihren Martin mit dessen Leibgericht Erbsenbrei mit Bratheringen regelmäßig "um den Finger wickelte". Luthers nervöser Magen war es auch, der ihm einen nicht schmeichelhaften Ruf einbrachte. Einmal musste er eine weite Reise mit Bauchschmerzen antreten. Von unterwegs schrieb er seiner Käthe einen Brief, in dem er versicherte: "Ich fress wie ein Böhme und sauff wie ein Deutscher." Was im Endeffekt nichts anderes zu bedeuten hatte als: "Es geht mir wieder gut", erklärte die Pfarrerin. Luther selbst predigte viel vom Maß halten und duldete an seinem eigenen Tisch keine Trinkgelage. Alkoholismus war ihm verhasst.

Nach diesen erhellenden Fakten wurde aufgetischt. Eigentlich hätte es zu dem in Elversberg nach Originalrezept gebackenen Lutherbrot und Kräuterquark ein zünftiges Dünnbier geben müssen. "Mit Wasser gestrecktes Bier?" Darauf verzichtete Marie-Luise Jaske-Steinkamp dann doch lieber. Den Segen Luther hätte sie dafür gehabt.

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