„Ich schneide nur noch meinem Mann die Haare“

Dudweiler · Die Handwerkskammer des Saarlandes hat kürzlich einige Damen und Herren mit dem Goldenen Meisterbrief geehrt. Wir stellen sie im Rahmen einer kleinen Serie vor. Heute: Friseurmeisterin Ingrid Gaber aus Dudweiler.

Ingrid Gaber mit einem ihrer Werke. Foto: Becker & Bredel

Ingrid Gaber mit einem ihrer Werke. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

"Mein Beruf war für mich immer mein Hobby, ich habe ihn geliebt", sagt die heute 74-jährige Friseurmeisterin Ingrid Gaber aus Dudweiler, die gerade erst den Goldenen Meisterbrief des Handwerks bekommen hat, weil sie seit 50 Jahren Meisterin ist. 1965 legte sie die Prüfung ab und eröffnete im gleichen Jahr einen Salon in der Saarbrücker Johannisstraße - Mitten im Nauwieser Viertel. 31 Jahre arbeitete sie dort und schnitt den Damen der Stadt die Haare, föhnte und wellte sie. 15 Auszubildende lernten bei ihr in dieser Zeit das Friseurhandwerk: "Die müssen ein Feeling haben, wenn eine Kundin den Salon betritt, dass man ihr ansieht, welche Frisur sie tragen kann, und das vermittelt man in einer guten Beratung", sagt Gaber. Mit Handwerkskunst und Einfühlungsvermögen werde man ein guter Friseur, und das gelte heute noch wie damals. "Ich selbst habe bei Herrn Dupré in der Innenstadt gelernt, der war ein guter Lehrmeister." Er habe ihr genau das beigebracht. Und der Erfolg bestätigte dies. 31 Jahre war die Friseurin aus Dudweiler im Nauwieser Viertel, dieser Salon existiert heute noch an gleicher Stelle. "Ich habe mitunter vier Generationen einer Familie bedient, die meisten waren treue Stammkunden, und einige sind es heute noch - ich auch", erzählt Ingrid Gaber. Nur zum Friseurtermin komme sie an ihre alte Wirkungsstätte zurück, treffe dann auch schon mal alte Kunden. Ansonsten habe sie die Schere niedergelegt: "Ich schneide nur noch meinem Mann die Haare, alles andere wäre auch unfair gewesen gegenüber denjenigen, die den Salon übernommen haben. Ich wechselte dann aber in den Unruhestand. Heute male ich und hatte kürzlich in der Handwerkskammer meine erste Vernissage".

Abstrakte Malerei und Collagen fertigt die Friseurmeisterin heute, denn sie will ihre Kreativität ausleben. Nur der Kontakt zu den Kunden, die Plauderei, die Geschichten aus dem Viertel - das vermisst sie.

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