Tipps aus berufenem Munde

Dudweiler · Vor 50 Zuhörern nannte Werner Michaltzik relativ einfache Verhaltensregeln, wie man sein Heim gegen Einbruch sichern kann. Völligen Schutz vor Straftätern gebe es aber nicht.

 Ein Einbruch ist für viele Betroffene ein sehr schwerwiegendes Ereignis. Archivfoto: Daniel Maurer/dpa

Ein Einbruch ist für viele Betroffene ein sehr schwerwiegendes Ereignis. Archivfoto: Daniel Maurer/dpa

Es ist ein Thema, das immer wieder sehr viele Menschen anspricht und anzieht. So war es auch am Dienstagabend im Bürgerhaus Dudweiler : Knapp 50 Interessierte fanden sich bei der Veranstaltung der örtlichen Volkshochschule im Sitzungszimmer des Bezirksrates zu einem Vortrag zum Thema Wohnungseinbruch ein. Als ehemaliger Leiter der Polizei-Inspektion Völklingen kennt sich Werner Michaltzik natürlich schon von Berufs wegen mit den Vorgehensweisen von Einbrechern bestens aus.

"Die Tricks, die Sie kennen, kennen die Täter auch", sagte er dementsprechend auch ans Publikum gerichtet. Trotzdem seien natürlich Sicherheitsvorkehrungen angebracht. Kellergitter sollten festgeschraubt sein. Kleine Riegel könnten ein guter Schutz für Schwachstellen wie Fenster und Türen sein, die Riegel könnten nachträglich relativ einfach eingebaut werden. Klassiker wie Türspione und Ketten seien immer gut, um an der Tür zu kommunizieren, ohne dass diese gleichzeitig komplett offen sei. Gerade in Mehrfamilienhäusern sei die Nutzung der Gegensprechanlage zu empfehlen. Denn viele Einbrecher nutzten einen einfachen Trick, um sich hier Zugang zu verschaffen: Sie klingelten von oben nach unten durch, bis jemand öffnet.

Den Einsatz von Beleuchtung könne man kaum zu oft empfehlen. Bewegungsmelder mit Lichtschalter und TV-Simulatoren seien kostengünstig zu installieren und dank LED-Technik auch keine allzu großen Kostenfaktoren bei der Stromrechnung mehr. Den Einsatz von Dauerbeleuchtung sehe er zwiespältig, seine Kollegen von der Kriminalpolizei würden diese auf jeden Fall empfehlen. Auch Kamera-Attrappen findet er nicht optimal, stattdessen sei es geschickter, gleich eine echte Kamera anzubringen. Sie erleichtere zumindest die Aufklärung. Als ebenfalls günstig und effektiv könne sich ein Türkeil mit Alarmton erweisen. Mit Lautstärken bis zu 130 dB - ähnlich einem Düsenflugzeug in 30 Metern Entfernung - würden diese in der Nachbarschaft auf jeden Fall gehört werden.

Hier warf er ein, dass ein gutes Verhältnis mit den Nachbarn immer von Vorteil sei. Diese können bei Abwesenheit Rollläden rauf- und runterlassen oder den Briefkasten leeren. Auch bei "annoncierter Abwesenheit", etwa anlässlich einer Hochzeit oder einer Beerdigung, könnten diese ein Auge auf das Anwesen werfen. Alternativ könne man bei der Studentenhilfe einen "Aufpasser" für einige Stunden engagieren. Für Grundstückbegrenzung solle gelten: "Mauern Sie sich nicht ein". Zu hohe Hecken oder Mauern bieten Verbrechern guten Sichtschutz. Besser sei es, bei einem Neubau bereits in der Planungsphase Sicherheitsaspekte einfließen zu lassen. Seit 2016 könne man das von der Steuer absetzen.

Licht, Lärm und Zeit seien die wichtigsten Faktoren gegen Einbrecher. Sei eine Wohnung beleuchtet, lassen sie oft ab vom Plan. Ebenso, wenn man sich nicht innerhalb von zwei Minuten Zugang verschaffen könne. "Aushebeln ist der Klassiker", erklärte Werner Michaltzik. Banden, beispielsweise aus Rumänien oder Bulgarien, seien sehr professionell, spähten längere Zeit aus, arbeiteten bundesweit und arbeiteten mit Hehlern zusammen, die Beute wie Erbschmuck einschmelzen lassen. Falls jemand einen Verdächtigen bemerke, solle er die örtliche Polizei informieren. Dies führe zwar eventuell zu nichts, jedoch werde dort alles aktenkundig gemacht. Eine Notiz aus seiner Zeit in Völklingen half beispielsweise bei einer Aufklärung in Bremen - zwei Jahre später. 167 136 Einbrüche gab es 2015 in Deutschland, so Werner Michaltzik. Der Ex-Polizist wies darauf hin, dass die Statistik für 2016 noch aussteht. 2015 entfielen im Regionalverband Saarbrücken auf 100 000 Einwohner 320 Einbrüche. "Das ist schon happig", meinte er. Einer der Gründe sei die Grenznähe.

Die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen liege bei etwa 15 Prozent. Nur drei Prozent der Täter landeten letztendlich im Gefängnis. Das sei auch für die Beamten teils sehr frustrierend, gab er unumwunden zu. Dass Täter oft ungeschoren davonkommen, liege wohl teilweise daran, dass es kaum bewaffnete Einbrüche gebe. In einem solchen Falle müsse der zuständige Richter jedoch eine Mindeststrafe verhängen. "Ein Einbruch ist für den Betroffenen das Ereignis des Lebens", sagte er. Etwa zehn Prozent der Betroffenen würden nach einer solchen Tat sogar umziehen.

Die Telefonnummer der rund um die Uhr besetzten Polizei-Inspektion Sulzbach lautet: (06897) 930-0. Örtliche Seniorensicherheitsberater sind in vielen Kommunen zu finden und von der Polizei ausgebildete Ansprechpartner. Zahlreiche Infos zur polizeilichen Kriminalprävention gibt es im Internet. Die Nummer der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle lautet: (0681) 962-3535. Dort kann man auch einen kostenlosen Termin für einen Sicherheitscheck am Haus vereinbaren.

polizei-beratung/

einbruchschutz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort