An diesem Mann kam niemand vorbei

Dudweiler · Die Handwerkskammer des Saarlandes hat kürzlich einige Damen und Herren mit dem Goldenen Meisterbrief geehrt. Wir stellen sie im Rahmen einer kleinen Serie vor. Heute: Konditormeister Gernot Kubig.

 Gernot Kubig. Foto: Becker&Bredel

Gernot Kubig. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

"An mir kam keiner vorbei." Das kann Gernot Kubig gut und gerne behaupten, denn er war jahrelang der Vorsitzende der Meisterprüfungskommission bei den saarländischen Bäckern und Konditoren. Wer Brötchen backen wollte mit Meistertitel, der musste bei Kubig zeigen, was er kann. Inzwischen ist der ehemalige Ausbildungsmeister der Saarländischen Handwerkskammer im Ruhestand und erhielt jüngst den Goldenen Meisterbrief, weil er seit 50 Jahren Meister im Konditorenhandwerk ist. "Den Goldenen bei den Bäckern bekomme ich erst in zehn Jahren", sagt er, denn er hat beide Berufe erlernt.

1959 begann der heute 73-Jährige im Café Sartorio, mitten in Saarbrücken, wo heute das Diskonto-Hochhaus steht. 1965 wurde er Meister, wollte sich selbstständig machen, lernte in mehreren Saarbrücker Betrieben dazu und absolvierte eine Ausbildung als Betriebswirt im Handwerk.

Nachdem er geheiratet hatte, wollte er aber auch ein Familienleben pflegen: "Das sieht bei vielen Bäckern so aus: Die Frau steht im Laden, der Mann in der Backstube. Da hab' ich mich bei der Kammer beworben."

Diese Idee hat er bis zuletzt nie bereut. Er wurde 1975 Ausbildungsmeister, betreute mehr als 16 000 Lehrlinge, nahm rund 200 Meisterprüfungen ab und gab sein Wissen an den Nachwuchs weiter. "Es war schön, etwas weitergeben zu können. Und zu vielen Meisterschülern habe ich heute noch einen guten Draht", sagt er zufrieden. Die saarländischen Backstuben kennt er fast alle. Und er kennt die Rezepte, um im Job erfolgreich zu sein: "Versuche niemals, billiger zu sein als Lidl oder Aldi. Versuche besser zu sein. Mit gutem Handwerk ist das nicht schwer, und die Kunden schauen dann auch nicht mehr auf das Geld." Er kennt Bäckereien im Land, die das vormachen, vor deren Backstuben die Kunden Schlange stehen.

"Ein guter Bäcker verdient auch Geld", fügt er hinzu. Aber die Arbeit nachts und am Sonntagmorgen müsse man natürlich wollen. "Da gehört Idealismus dazu. Frische Ideen wie kalorienreduzierte Brote oder Waren für Diabetiker und Allergiker."

Die Bäckereien im Saarland seien so gut, dass man im Ausland eigentlich kein Brot essen dürfe. Die Lebensmittelkontrolle sei streng, die Qualität unübertroffen. Aber mit Fertigmehl und Tiefkühlware sei das nicht zu erreichen. "Es hat doch einen Grund, dass ein Bäcker drei Jahre lernt. Wenn Mama backt und der Kuchen nix wird, isst der Papa ihn trotzdem. In einer Bäckerei muss es top sein - und das jeden Tag. Das erreicht man nur mit viel Erfahrung und Fachwissen", sagt der Fachmann, der dann so über Teig fachsimpelt, dass man nicht mehr mitschreiben kann.

Die Größe der Blasen im Baguette? Darüber denkt der Laie nicht nach. Für Kubig ist das anders. Der Bäckerberuf sei auch heute noch eine gute Wahl, meint er: "Aber nie als Job, nur als Beruf - und das Wort kommt von Berufung."

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