Genervte Gartenbesitzerin greift zur Selbsthilfe

Jägersfreude · In unmittelbarer Nähe zum Sulzbach breitet sich die giftige Herkulesstaude schier ungehindert aus. Eine Anliegerin will aus Enttäuschung über die Stadt nun zum Spaten greifen.

 Gertrud Wilhelm zeigt hier Bilder vom Bärenklau in ihrem Garten.

Gertrud Wilhelm zeigt hier Bilder vom Bärenklau in ihrem Garten.

Foto: Thomas Seeber

Gertrud Wilhelm kommt richtig in Fahrt, wenn es um die Bepflanzung nahe ihres Grundstückes geht. Sie wohnt in Jägersfreude , in unmittelbarer Nähe zum Sulzbach. Bereits im Herbst 2015 mahnte sie bei einer Ortsbegehung von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz den Zustand des Baches an. Die Renaturierung seinerzeit habe wohl nur dort stattgefunden, wo es keine Häuser gebe, sagt sie. Eine weitere Begehung durch die Fachbehörde habe zudem ergeben, dass zur Befestigung des fragilen Böschungsbereiches zumindest eine entsprechende Bepflanzung durchgeführt werden müsste. "Seither ist konkret daran nichts mehr geschehen, was bei den Unwettern wieder zu bedenklichen Auswirkungen geführt hat", so Wilhelm.

Dann kam ein weiteres Problem hinzu: die Herkulesstaude, bekannter vielleicht als Riesen-Bärenklau. Dieser sei vermehrt am Sulzbach aufgetreten und von städtischen Gärtnern abgemäht worden. Jedoch seien die abgemähten Stängel einfach liegen gelassen worden. Daraufhin, so ihre Vermutung, hat sich das aggressive und problematische Gewächs verbreitet, bis auf ihr Grundstück. Bei der Gartenarbeit habe sie sich sogar Verletzungen zugezogen: "Verbrennungen mit Knoten, Blasenbildung und Schmerzen". Es folgte eine Therapie mit Cortison.

Nun lägen die abgeschnittenen Blütenstängel noch immer herum, wobei sie daran erinnert, dass diese gesondert zu entsorgen seien, vermutlich gar verbrannt werden müssten. "Das ist wohl zu teuer", sagt sie sarkastisch. In einem Schreiben an Oberbürgermeisterin Charlotte Britz appellierte sie: "Hiermit bitte ich sie eindringlich, auch im Interesse aller Anlieger, um Ihre Unterstützung für eine künftig ordnungsgemäße Bekämpfung dieser giftigen Pflanzenart."

Es kam tatsächlich Antwort aus dem Saarbrücker Rathaus. "Eine vom Amt für Stadtgrün und Friedhöfe mit der Beseitigung beauftragte Firma hat offensichtlich die Pflanzenabfälle nicht ordnungsgemäß entsorgt", heißt es darin. Und weiter: "Wir werden auf die Firma einwirken, künftig ihre Arbeit sorgfältiger zu verrichten". Im "zeitigen Frühjahr" sollen zudem viele der dann noch jungen Pflanzen ausgegraben werden. Hinsichtlich der Uferbepflanzung werde sich das zuständige Amt die Örtlichkeit nochmals genauer anschauen und gegebenenfalls im Herbst einige Erlen pflanzen.

"Das ist ein Witz", echauffierte sich Gertrud Wilhelm vor allem über den ersten Teil der Antwort. Seitdem sei nichts weiter passiert, die Pflanzenreste lägen noch immer herum. Das sei übrigens jedes Jahr nach dem Mähen durch die Stadt so, fügt sie hinzu. Wegen der langen und für sie unbefriedigenden Vorgeschichte könne sie sich auch nicht vorstellen, dass im Frühjahr etwas passiere. Sie werde nun versuchen, auf ihrem eigenen Grundstück die Wurzeln der Herkulesstaude mit dem Spaten zu entfernen.

Auf erneute Anfrage der Saarbrücker Zeitung hieß es seitens der Pressestelle des Rathauses, dass die Stauden alle von einer Fachfirma abgemäht wurden. Und weiter: "In Kürze werden dort Erlen gesetzt, die Schatten spenden und so verhindern sollen, dass sich die Herkulesstaude weiter ausbreitet. Wenn noch einzelne Wurzelbestände und Blattrosetten im Bodenbereich übrig geblieben sein sollten, werden sie im Rahmen der Pflanzaktion beseitigt. Über Winter würden sie aber ohnehin verfaulen. Im Frühjahr wird der Bereich erneut kontrolliert."

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