Liebeserklärung an Kaltnaggisch

Herrensohr · Der Stadtteil Herrensohr wird in diesem Jahr 160 Jahre alt. Zu diesem Jubiläum ist in Kaltnaggisch ein Buch erschienen. „Herrensohr in der Zeitgeschichte“ befasst sich mit Gedichten und Sprüchen im Zeitraum von 1856 bis 2016. Etwa 15 Autoren einer losen Gruppe, die sich seit 1992 mit Mundart in und aus Kaltnaggisch beschäftigt, haben Werke dazu beigesteuert. Dabei handelt es sich um eigene Werke und um zusammengetragene Texte fremder Autoren.

 Dieter Hartwich zeigt das neue Buch. Foto: Thomas Seeber

Dieter Hartwich zeigt das neue Buch. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Dieter Hartwich hatte die Idee zu "Herrensohr in der Zeitgeschichte ". Der ehemalige Außendienstmitarbeiter verwaltet (nun im Ruhestand) das Archiv der Literatur-Runde. Ein Großteil der Autoren war bereits mit Büchern zum 150- und zum 125-jährigen Jubiläum von Herrensohr aktiv. Wie Hartwich im SZ-Gespräch erklärte, planen die Vereine in Kaltnaggisch keine Veranstaltung. Erst der 175. Geburtstag soll gefeiert werden.

"Bei uns waren alle begeistert von der Idee mit dem Buch", sagt der Organisator. "Gebt mir mal alle Sachen zu Kaltnaggisch. Liebeserklärungen oder was auch immer", habe er seine Mitstreiter aufgefordert. Und die hätten ihn mit Texten geradezu überhäuft. Der Rentner konnte so auf eine große Auswahl zurückgreifen. Zudem beinhalte alleine das Gruppen-Archiv über 1000 Sprüche. Wie Dieter Hartwich versichert, ist es im Vergleich zum vorigen Mal einfacher gewesen, die Autoren zu gewinnen. "Die Leute werden im Alter einfacher und aufgeschlossener. Die machen, als wenn sie 30 wären", sagt der 68-Jährige lachend. Gut drei Monate Arbeit waren erforderlich. Herausgekommen ist ein 175 Seiten umfassendes Buch, welches seit Monatsanfang für 9,90 Euro verkauft wird. Dabei liegt das Risiko in der Hand des rührigen Witwers, da er die Druckkosten vorgestreckt hat. Man habe ja keinen Verein in der Hinterhand, auf dessen Rückstellungen man zurückgreifen könne, sagt Hartwich. Der Erlös sei für einen sozialen Zweck bestimmt.

"Wir wollen nichts damit verdienen", betont der Mann. Man könne sich vorstellen, damit vielleicht Ruhebänke zu finanzieren. "Es gibt ja im Ort keine. Darunter leiden vor allem die älteren Leute", pflichtet ihm Christel Liesler-Kneip im SZ-Interview bei. Die Autorin ist eine der tragenden Säulen des Buch- und Mundartprojekts. Beim Interview liest die Frau spontan aus ihrem Werk "Die alte Frau aus Herrensohr " vor. Der Text, der sich indirekt mit Demografie und seinen Auswirkungen im Stadtteil befasst, ist zeitkritisch, aber nicht belehrend. Angesichts des Titels rechnet man damit nicht zwangsläufig.

"Mein Kaltnaggisch" von Hanni Scheerer-Heil hört sich da schon eher als Liebeserklärung an den Ort an. Im Vergleich zum Buch von vor zehn Jahren beschränken sich die Herausgeber nun ausschließlich auf Zeitgeschichte . Herrensohr ist was Besonderes, sagt Dieter Hartwich. Der Ort fühle sich mehr zu Saarbrücken hingezogen als zu Dudweiler.

Heute wird das Buch um 19 Uhr im Gasthaus "Zum Schlösschen" (Talstraße 1) präsentiert. Parallel wird auch eine Fotoausstellung des Dudweiler Fotografen Ulrich Höfer gezeigt.

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