Taufe zwischen Tiger und Trapez

Burbach · Eine Hochzeit oder Taufe im Zirkuszelt - neumodische Spinnerei? Für die Leute vom Zirkus gehört es seit Jahrzehnten zum Leben. Und die Kirche stellt extra Leute ab, um die Gottesdienste vor Ort zu ermöglichen.

 Gestern taufte Pfarrer Sascha Ellinghaus (r.) in der Manege des Zirkus Charles Knie auf den Saarterrassen den einjährigen Sohn von Raubtierlehrer Tom Dieck jr. und dessen Frau Elena auf den Namen Louan Tammo. Foto: Rich Serra

Gestern taufte Pfarrer Sascha Ellinghaus (r.) in der Manege des Zirkus Charles Knie auf den Saarterrassen den einjährigen Sohn von Raubtierlehrer Tom Dieck jr. und dessen Frau Elena auf den Namen Louan Tammo. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Normalerweise herrscht hier ein wildes Treiben. Aber im Moment ist die Zirkusmanege ruhig. Dann erklingt festliche Orgelmusik und der Pfarrer schreitet zu dem reichlich mit Blumen, Kerzen und einem Kreuz geschmückten Altar. Dicht hinter ihm geht ein großgewachsener Mann mit seinem kleinen Sohn auf dem Arm. Daneben gehen seine Frau und die Taufpatin.

Bis hierher ist nichts Auffälliges zu erkennen. Eine Kindtaufe eben. Aber der Altar steht nicht in der Kirche, sondern mitten in einem Zirkuszelt. Die Leute sitzen auf Stühlen in der Manege, und anstatt Weihrauch liegt der Geruch von Sägespänen und Tieren in der Luft. Getauft wird Louan Tammo, der Sohn des Raubtierdompteurs Tom Dieck und seiner Frau Elena vom Zirkus Charles Knie. Der gastiert zurzeit in Saarbrücken auf dem Festplatz Saarterrassen .

"Die Leute denken immer, dass das etwas Neues und Modernes sei, aber das gibt es schon ganz lange und auch nicht selten. Morgen bin ich am Bodensee beim Zirkus Royal und am Montag in Kiel beim Zirkus Probst", sagt Pfarrer Sascha Ellinghaus. Er ist Leiter der "Katholischen Circus- und Schaustellerseelsorge" und kümmert sich zusammen mit fünf regionalen Seelsorgern um Katholiken, die ständig auf Reisen sind. Bereits 1956 erlaubte der damalige Papst Pius XII. Gottesdienste außerhalb des geweihten Kirchraums. Diese Entscheidung sollte Leuten helfen, die dauernd unterwegs sind. Ellinghaus hat schon Hochzeiten , Firmungen und Taufen in Zirkuszelten, aber auch neben einem Karussell oder einem Riesenrad gehalten. "Bei den Schaustellern wählen wir meistens den Autoskooter aus. Da ist genug Platz für den Altar und die Leute. Außerdem ist er überdacht", sagt Ellinghaus lächelnd. Zirkusleute, Schausteller und Marktkaufleute sind ständig unterwegs. Sie sollen die christlichen Feste aber so wie alle anderen dort feiern können, wo sie sich zuhause fühlen. Für die Leute von Charles Knie ist dies eben ihre Manege. Der Gottesdienst unterscheidet sich kaum von dem in einer Kirche. Pfarrer Ellinghaus liest aus dem Markus-Evangelium vor. Danach spielt der Orchesterchef des Zirkus' auf dem Keyboard das Lied "Großer Gott wir loben dich".

Die Eltern von Louan Tammo haben auch schon in der Manege geheiratet. Sie wählten Saarbrücken als Ort für die Taufe aus, weil der Zirkus hier zehn Tage lang bleibt. Die Organisation der Feier war somit leichter als bei einem Kurzaufenthalt. Die Pfarrer kommen den Reisenden so gut es geht entgegen. Ellinghaus erzählt schmunzelnd: "Ich versuche, die Termine den Plänen und Verpflichtungen der Zirkusleute anzupassen. Tom Dieck hat mich in Bonn gefragt, ob ich die Taufe übernehme. Danach hatten wir in Grafschaft in Rheinland-Pfalz das Taufgespräch, und schließlich in Saarbrücken die Taufe".

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