Big Band besticht mit Witz und Übermut

Saarbrücken. Musik aus zwölf Nationen erklang während des Festivals Jazz Transfer an verschiedensten Saarbrücker Spielorten, ein Abstecher führte nach Freyming-Merlebach - denn Frankreich war diesmal Musikschwerpunkt

Saarbrücken. Musik aus zwölf Nationen erklang während des Festivals Jazz Transfer an verschiedensten Saarbrücker Spielorten, ein Abstecher führte nach Freyming-Merlebach - denn Frankreich war diesmal Musikschwerpunkt. Saarbrücken brauche "ein internationales Jazzfestival auf hohem Niveau", betonte der künstlerische Leiter Wolfgang Krause beim vorletzten Termin des Jazz Transfers am Freitag in der Congresshalle. Glanzlichter wie das Solo von Gitarrenstar Larry Coryell, die Akkordeonkaskaden Richard Gallianos und das Feuer des Miguel-Zenón-Quartetts untermauern das positive Fazit. Lob für die Festivalmacher: Was selbst bei renommiertesten Adressen zu bemängeln ist, trifft hier nicht zu. Während Nancy Jazz Pulsations & Co. immer mehr zu seichtem Pop und HipHop abdriften, ist bei Jazz Transfer drin, was draufsteht. Und wenn Krause sich mal in Unterhaltungssphären aufmacht, dann eher zu Sinti-Swing - so hat sich das Festival einen sympathischen Namen für Tzigane-Jazz, namentlich made in Lothringen, gemacht. Und Experimentelles? Auch das kommt vor, könnte jedoch breiteren Raum einnehmen, zumal das Saarland eine anerkannte New-Jazz-Hochburg ist. Just die Könner der Saarbrücker Szene sollten in Krauses von der Stadtverwaltung diesmal mit 10 000 Euro mehr unterstütztem Programm noch zahlreicher sein. Auf welchem Stand selbst junge Saar-Amateure(!) jazzen, zeigte am Freitag das Junge Jazz Ensemble Saar. Ein irreführender Name freilich, den Christoph Mudrich hier gewählt hatte. Der Saarbrücker leitete vor einigen Jahren eine Bigband unter dem Nenner - und die hätten viele an dem "Jazz im Großformat" überschriebenen Abend erwartet. Stattdessen spielte ein zweifelsohne hervorragend instruiertes Quartett von Mudrich-Schülern der Musikschule Sulzbach unter Führung der talentierten Saxofonistin Jennifer Joschko. Ohne Einschränkung gut zu hören und begeistert beklatscht! Bleibt dennoch die Frage, ob ein Festival in einer Stadt mit deutschen Spitzenleuten à la Wollie Kaiser, Christof Thewes, Oliver Strauch & Co sowie jungen, studierten und überregional erfolgreichen Ausnahmebegabungen vom Schlage eines Daniel Prätzlich einen solchen Beitrag nötig hat? Großformat in Zahl und Qualität lieferte dann erwartungsgemäß Milan Svobodas Prager Bigband: Berstende Vitalität, Esprit, Witz und Übermut. Wie man sie von Svoboda kennt, der den US-Funky-Jazz der 1970er-Jahre erfreulich kreativ in die Jetztzeit transportiert. Unverwechselbar. Da die Prager gerade für ihre neueste CD im Studio waren, gingen sie hier besonders kompakt zur Sache: Das Gebläse hätte Kristall schneiden können, die kniffligen Akzente drückten einen erbarmungslos in die Sitze, lyrische Passagen waren ein Höchstgenuss. > Bericht zum Jazz-Transfer-Finale mit Haensche Weiß auf Seite B 5.

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