ADAC soll manche Mitglieder bevorzugen

München · Müssen manche Kunden beim ADAC länger auf die Pannenhilfe warten als andere? Diesen Vorwurf sollen zwei der eigenen Mitarbeiter erhoben haben. Der ADAC beteuert, Aufträge würden der Reihe nach bearbeitet.

Der ADAC muss sich seit Monaten gegen viele Vorwürfe verteidigen. Nun trifft es die Pannenhilfe. Der Autoclub soll dabei manche Kunden bevorzugen und damit eigene Mitglieder länger warten lassen als nötig. Der Club wies die Vorwürfe zurück: "Bei uns gibt es keine Kunden erster oder zweiter Klasse", bekräftigte ein Sprecher gestern.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, dass die "gelben Engel" oft zunächst denjenigen Autofahrern helfen würden, deren Wagen über eine Mobilitätsgarantie des Herstellers abgesichert sei. Der Autor, der zeitgleich ein Buch zum ADAC-Skandal auf den Markt brachte, beruft sich auf zwei Mitarbeiter des ADAC.

Der Autoclub arbeitet als Dienstleister für etliche Autokonzerne, die Mobilitätsgarantie geben. Die Idee: Autobauer bieten Neuwagenkäufern häufig Pakete an, in denen die Pannenhilfe enthalten ist. Manche Hersteller betreiben dazu eigene Pannendienste, andere nutzen Dienstleister. Der ADAC etwa hat Verträge mit Opel, Ford oder Volvo.

Der ADAC beteuert jedoch, die Pannenhilfe werde unabhängig vom Kundenstatus gewährt, die Abarbeitung der Aufträge folge dem Eingang der Anrufe. Es gebe nur eine Ausnahme von der Regel, erklärte der Sprecher: "Das sind Notfälle oder wenn etwa kleine Kinder betroffen sind."

Ob tatsächlich zahlende Mitglieder wegen der angeblichen Bevorzugung von Garantiefällen länger als nötig warten mussten, ist kaum zu überprüfen. Der Anteil, den diese Fälle an der Gesamtzahl der Panneneinsätze von mehr als 4,1 Millionen (Stand 2012) haben, ist jedenfalls gering - viele Überschneidungen dürfte es also nicht gegeben haben. Laut ADAC lag er 2012 und auch 2011 bei gerade drei Prozent.

Im Schnitt müsse ein Fahrer 45 Minuten auf einen Pannenhelfer warten, hieß es. Besonders viel sagt diese Zahl über die tatsächlichen Wartezeiten wohl nicht aus, denn viele Faktoren spielen dabei eine Rolle - zum Beispiel Wetter, Uhrzeit und Ort. In der Stadt gehe es häufig etwas schneller als auf dem Land. Finanziert wird die Pannenhilfe für die Mitglieder des ADAC über die Mitgliedsbeiträge. Für Leistungen, die über die Mitgliedschaft hinaus gehen oder für Fahrer ohne ADAC-Ausweis erbracht werden, muss gezahlt werden.

Darüber, wie viel Geld die Hersteller für den Service bei der Mobilitätsgarantie bezahlen, schweigt der ADAC. Pannen, die über Garantieleistungen gezählt werden, fließen nicht in die Pannenstatistik des Clubs ein. Das wird seit Jahren von manchen Experten kritisch gesehen. Der ADAC verteidigt hingegen die Praxis als statistisch saubere Variante, gerade weil man eigene Geschäfte von der Statistik trennen wolle.

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