Draculas Zähne schrecken Narren nicht

Spiesen · Reiner Pirrung hat am Freitag als Dracula versucht, seinen Amtssitz zu verteidigen. Die Narren aus Spiesen und Elversberg nahmen ihm den Schlüssel dennoch ab.

 Die Spieser Narren haben das Rathaus gestürmt. Auch wenn „Vampir“ Reiner Pirrung und sein schauriges Gefolge erbitterten Widerstand leisteten, wurde er bis Aschermittwoch in Ketten gelegt. Der Rathausschlüssel ist nun in Besitzt der Narren. Foto: Jörg Jacobi

Die Spieser Narren haben das Rathaus gestürmt. Auch wenn „Vampir“ Reiner Pirrung und sein schauriges Gefolge erbitterten Widerstand leisteten, wurde er bis Aschermittwoch in Ketten gelegt. Der Rathausschlüssel ist nun in Besitzt der Narren. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Einen sauberen Schlagabtausch liefern sich Narren und Verwaltung an diesem Freitagnachmittag vor dem Verwaltungssitz im Spieser Ortszentrum. Rede und Gegenrede in teils gewagten Reimen, Konfetti-Böllerschüsse aus den Kanonen der Jugend-Feuerwehr, die erwachsenen Schützen mit ihren Gewehren ein paar Meter weiter unter den Arkaden, - es raucht und dampft aus allen Mündungen. Bürgermeister Reiner Pirrung als Graf Dracula sieht sich mit viel Volk konfrontiert, das wenigstens für ein ganz langes Wochenende die Herrschaft an sich reißen und ihn im Joch von hinnen jagen möchte.

Spieser Alleh Hopp, NKV Elversberger Narrenzunft, Präsidenten und Prinzenpaare, Berg- und Feierhexen, der Fanfarenzug in schlumpfblau und andere lustige Gesellen stellen den ersten Mann im Rathaus und verwickeln ihn in ein Streitgespräch, das traditionell nur ein Ende kennt: den Rathauschef im Joch.

Pirrung begrüßt die große Schar kurz vor 17 Uhr dennoch tapfer: "Meine Vorboten haben die Botschaft vernommen, ihr seid zum Sturm aufs Schloss gekommen. Ich seh' hier ein Häufchen Narren vor dem Tor, ihr macht ja Geschrei wie der Fischer-Chor." Und dieses Häufchen sollte sich vor dem Vampir in Acht nehmen. Denn wer ins Rathaus wolle, "der wird gebiss", schleudert er den Angreifern entgegen. NKV-Präsident Patrick Wehrle setzt dem entgegen: "Ob Dracula, ob Rucola, all dies ist uns doch einerlei, denn wir als holde Narrenschar, verkörpern hier die Narretei." Dem Herrn im stattlichen Ornat springt NKV-Prinzessin Sabine II. zur Seite: "Auch wir Narren sind nicht ganz ohne, drum kommen jetzt Schüsse aus unserer Kanone."

So geht es eine ganze Weile weiter im hitzigen Hin und Her. Pirrung: "Man nennt mich Fürst der Finsternis, und eines ist doch ganz gewiss, ihr werdet heut' mein Schloss nicht knacken, denn vor Angst tut ihr euch jetzt schon in die Hosen…(machen)."

Prinz Dirk III. aus den Reihen des Alleh Hopp und seine Prinzessin Tina I. nehmen die Untoten aufs Korn, die im Rathaus ein Arbeiten vortäuschen. Tina I.: "Wir sorgen für Humor das ganze Jahr, und genau das wünscht sich doch auch eure Schar. Nicht stocksteif mit Bürokratenmiene, schon gar nicht einem Dracula wollen sie diene." Prinz Peter I. vom "Elmersbersch" setzt noch einen drauf: "Das mit dem Dracula ist doch ein Flop, wir rufen ein dreifach donnerndes Alleh Hopp, Alleh Hopp, Alleh Hopp!" Und während die Kinder noch Bonbons raffen auf dem freien Platz vor dem Rathaus, wird Pirrung ins Joch gezwungen. Unter Gejohle und Musik räumt er den Platz. Es lebe die Fastnacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort