Technik als Alltagshelfer

Spiesen-Elversberg · Das AAL-Netzwerk stellte sich in Spiesen vor: AAL steht dabei für Ambient Assisted Living. Die Vision ist, dass technische Hilfen das Leben und den Alltag für Senioren, aber auch behinderte Menschen einfacher machen können.

. Je älter man wird, desto drängender wird die Frage: Wie kann ich möglichst bis zum Schluss in meinem häuslichen Umfeld selbstbestimmt leben? Hochinteressante Antworten darauf kann das im Mai 2014 gegründete AAL-Netzwerk Saar geben, das sich am Dienstagnachmittag im Ratssaal des Spieser Rathauses möglichen neuen Netzwerkpartnern des Landkreises vorstellte. Dass Landrat Sören Meng, zwei Bürgermeister und der Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft zugegen waren, unterstrich die Bedeutung des Themas. "Von den knapp 130 000 Bürgern im Kreis sind bereits 31 000 älter als 65", betonte Meng.

Doch nicht nur für sie sind alltagstaugliche Assistenzsysteme, für deren Akzeptanz sich die AAL einsetzt, interessant. "Das ist auch ein Thema für Menschen mit Behinderung", erklärte Gastgeber Reiner Pirrung , dessen Gemeinde die größte Dichte an Behinderteneinrichtungen im Saarland aufweist. Aber wer oder was genau ist AAL, das zwar voller Energie ist, aber nichts mit dem gleichnamigen Fisch zu tun hat? Ambient Assisted Living steht für eine Unterstützung durch Verbindung von Dienstleistungen mit moderner Technik in einer intelligenten Umgebung - "für jede Generation, in jeder Lebenslage, für jeden bedienbar", führte Vorstandsvorsitzender Professor Wolfgang Langguth aus. Die aktuell 140 institutionellen Mitglieder aus allen Bereichen der Gesellschaft - von der Apotheke und Bauträgern über Pflegeschulen und Pflegedienste bis hin zu Verbänden und Ministerien - suchen gemeinsam Lösungen, wie sich demographischer Wandel und digitale Entwicklung vorteilhaft vereinbaren lassen.

So können beispielsweise "mitdenkende" Sensoren am Elektroherd Brände verhindern. Wer nachts zur Toilette muss, braucht den Lichtschalter nicht zu suchen, da AAL-Systeme automatisch den Weg beleuchten. "Und fällt eine Person in den eigenen vier Wänden, kann per Sturzerkennungssystem die individuelle Notfallkette aktiviert werden", erläuterte Langguth. Ob intelligente Gebäudetechnik oder Telemedizin - dass dies keine billige Angelegenheit wird, dessen sind sich alle Beteiligten bewusst. "Man muss das zunächst in die Köpfe bringen und Ängste überwinden", betonte der Landrat. Vorstellbar seien Modellprojekte, in denen man exemplarisch praktikable Lösungen aufzeigt. Im September eingeweiht wird eine Vier-Zimmer-Wohnung in Saarbrücken, die man derzeit unter dem Gesichtspunkt AAL ausstattet. Im Landkreis Neunkirchen hat Illingen als erste Gemeinde die Initiative ergriffen. In den vier Ortsteilen wurden dort zusammen mit der HTW Saarbücken AAL-Bürgergespräche geführt und anschließend ausgewertet. Bis AAL alltägliche Realität ist, werden Jahrzehnte vergehen. Doch wie es sich für Visionäre gehört, beweisen Langguth und seine Mitstreiter einen langen Atem: "Unser Job ist es, dicke Bretter zu bohren."

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Hintergrund Das AAL-Netzwerk Saar dient als Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema generationsgerechtes und selbstbestimmtes Leben. Ziel des Vereins ist es, Dienstleister, Produktanbieter und Privathaushalte zu vernetzen, um so grundständige Lösungen in die Versorgungsstrukturen des saarländischen Sozial- und Gesundheitswesen zu integrieren. Parallel dazu will AAL neue Versorgungsstrukturen schaffen. Kontakt: AAL-Netzwerk Saar, Goebenstraße 40, 66117 Saarbrücken, Tel. (06 81) 5 86 74 46, E-Mail info@aal-saar.de, Internet: www.aal-in.de . nig

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