Niklas wirft die Kaiserlinde um

Elversberg · Betroffenheit machte sich gestern Morgen in Elversberg breit. Die alte Kaiserlinde an der Lindenstraße konnte dem Sturm nicht standhalten. Der Ort verliert damit eines seiner Wahrzeichen.

Die Nachricht verbreitet sich gestern Morgen wie ein Lauffeuer in Spiesen-Elversberg. Gegen 8.20 Uhr wird Alarm ausgelöst. Der Feuerwehr wird ein umgestürzter Baum in der Lindenstraße gemeldet. Zum Zeitpunkt des Ausrückens rechnen die meisten Wehrleute mit einem Windbruch im Bereich des Stadions an der Kaiserlinde. Dass dem Sturm die Namensgeberin des Stadions zum Opfer gefallen war, zeigt sich schon bei der Anfahrt. Das Naturdenkmal ist umgestürzt, hat zwei Fahrzeuge beschädigt und blockiert teilweise den Kreisverkehr. Polizei und Feuerwehr sperren ab und regeln den Verkehr. Schon bei den ersten Aufräumarbeiten der Feuerwehr sammeln sich Schaulustige - Bürger, die den Baum zeit ihres Lebens als Wahrzeichen ihrer Heimatgemeinde gekannt haben, wurde er doch nach Informationen des Landkreises zu den Naturdenkmälern im Kreis 1913 als Gedenklinde zum Regierungsjubiläum von Kaiser Wilhelm II. an dieser Stelle gepflanzt.

Die Familie Otto Breyer betreibt gegenüber eine Metzgerei. Sie hat den umgestürzten Baum aus dem Fenster gesehen. "Er ist mit der Krone in den Kreisel reingefallen", erzählt Otto Breyer. "Gott sei Dank ist niemand verletzt worden." Die Familie hat ein Video gedreht, das auf der Facebook-Seite der Neunkircher Rundschau zu sehen ist.

Erfahren haben die Bürger vom Fall der Kaiserlinde auf ganz unterschiedlichen Wegen. Karl Meyer war zum Beispiel beim Friseur. "Als ich das gehört habe, musste ich sofort gucken kommen." Marco Schmidt bekam ein Foto über den Handy-Nachrichtendienst Whatsapp. "Ich wusste erst gar nicht, was das für ein Baum sein sollte. Dann konnte ich es nicht glauben", erzählt er. Paul Bastian hat es in den Nachrichten gehört. "Sehr schade", sagt er. "Ich wäre dafür, dass ein neuer Baum gesetzt wird."

Ursel Müller trifft der Verlust der Kaiserlinde besonders. "Ich habe hier 1979 mit meinem Imbiss angefangen", erzählt sie. Früher, so erinnert sie, habe eine schöne Bank rund um den Stamm gestanden. Das weiß auch noch Ursula Strauch. Auch sie ist dafür, dass es einen Ersatz gibt, der nicht zu klein ist. "Es wird für alles gesammelt. Da kann man bestimmt auch einen neuen Baum finanzieren."

Wie Bürgermeister Reiner Pirrung auf Anfrage mitteilt, gibt es bereits einen Ersatz. Diesen hat man schon 2008 beim Bau des Kreisels in direkter Nachbarschaft der alten Linde gepflanzt. "Man weiß ja nie, wann so ein großer, prachtvoller Baum, wie die alte Kaiserlinde in die Jahre kommt und vielleicht gefällt werden muss." Jetzt, so bedauert der Verwaltungschef, habe sie Sturmtief Niklas nicht überlebt. Pirrung will nicht ausschließen, dass der 2008 gepflanzte Baum versetzt oder ein neuer seinen Platz im Bereich der alten Linde finden könnte.

Die SV Elversberg bedauert den Verlust. Deutschlandweit geht durch die Medien, dass der Namensgeber für das Stadion des Vereins nicht mehr ist. Abergläubisch sei man aber nicht und sehe im Verlust des Baumes sicherlich kein schlechtes Omen für die Rückrunde.

Zurück in der Lindenstraße bringt Bernd Müller das Gefühl vieler Umstehender auf den Punkt: "Jetzt ist Elversberg nicht mehr Elversberg ."

Die Bindung der Elversberger zu "ihrer Linde" ist groß. Rene Glutting hat sich vor Ort wie einige andere von den Bauhofmitarbeitern ein Andenken besorgt. "Ich hab mir ein Stückchen gerettet." Und so wird die alte Linde wohl doch nie ganz aus Elversberg verschwinden.



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Das Sturmtief Niklas hat nicht nur die Feuerwehr in Elversberg beschäftigt. Wie der Neunkircher Feuerwehrsprecher Christopher Benkert mitteilt, waren die Wehren Löschbezirke Innenstadt, Wellesweiler und Wiebelskirchen gestern bis zum frühen Abend 13 Mal sturmbedingt im Einsatz. Dabei habe es sich mehr oder weniger um "Standard-Einsätze" gehandelt, wie sie bei Unwettern vorkommen. So drohten zum Beispiel Bäume auf die B 41 und die A 8 zu stürzen. Diese wurden von der Feuerwehr beseitigt. Bei Münchwies stürzte ein Baum auf die Fahrbahn und musste weggeräumt werden. In der Neunkircher Blumenstraße musste die Wehr zu einem teilweise abgedeckten Dach ausrücken und Ziegeln sichern. Außerdem hatte sich in der Innenstadt eine Schornsteinverkleidung gelöst. Personenschäden gab es nach Auskunft der Feuerwehr keine.

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