Leben mit einem Pflegefall

Elversberg · Vor knapp zwei Jahren erlitt Thomas Rectenwald aus Elversberg einen Schlaganfall. Seitdem ist der 42-Jährige ein Pflegefall. Seine Frau Ramona kümmert sich um ihn, musste dafür ihre Arbeit aufgeben. Um den Alltag leichter zu machen, wäre ein behindertengerechter Umbau des Hauses nötig.

 Ramona und Celin Rectenwald im Garten Foto: Thomas Seeber

Ramona und Celin Rectenwald im Garten Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

. Es war der 6. September 2014. Der Tag, an dem das ganze Leben von Familie Rectenwald von einer Sekunde auf die andere auf den Kopf gestellt wurde. Zwei Tage vor dem Einschulungstermin der jüngeren Tochter Celin. Der Augenblick ist ins Gedächtnis von Ramona Rectenwald eingebrannt. Sie ist im Garten, Ehemann Thomas bei den neuen Nachbarn, denen er einen Backofen anschließen will. Plötzlich rufen die Nachbarn: "Dem jungen Mann geht's nicht gut, wir mussten einen Krankenwagen rufen." Zunächst der Verdacht auf Schlaganfall, die linke Körperhälfte ist ohne Kontrolle. Thomas Rectenwald wird ins Klinikum Homburg transportiert. Eine Dreiviertelstunde später trifft seine Ehefrau dort ein und muss erleben, dass ihr Mann komplett gelähmt ist und nur noch sehr schwach mit ihr reden kann. "Er hatte während des Transports eine Hirnblutung, wohl die zweite", berichtet Ramona. Über Nacht eine weitere Verschlechterung des Zustands. Thomas schwebt in Lebensgefahr und wird notoperiert. "Danach begann ein zehnwöchiger Kampf auf Leben und Tod, die Kinder durften nicht zu ihm."

Für die heute elf Jahre alte Lara und ihre neunjährige Schwester Celin war es ein Schock, ihren Papa das erste Mal nach den Hirnblutungen zu sehen. Tom, wie er genannt wird, leidet am apallischen Syndrom, liegt im Wachkoma. Seine Frau Ramona, in diesem Jahr 40 geworden und eine ehemalige Arzthelferin, pflegt ihn zu Hause. Unter schwierigsten Bedingungen, denn das Zuhause ist ein 100 Jahre altes Gebäude, das Familie Rectenwald im Oktober 2013 in einem denkbar schlechten Zustand gekauft hat. Drei Monate haben Freunde und Familie beim Umbau geholfen. Ende Februar 2014 zog die Familie ein, allerdings war noch längst nicht alles geschafft. Nach der Arbeit begann für Ramona - sie arbeitete in Teilzeit als Verkäuferin -, und Tom, der als medizinischer Gerätetechniker angestellt war, die zweite Schicht. "100 Steckdosen hat mein Mann, ein gelernter Elektriker, selbst eingebaut, dazu 70 Sicherungen." Heizung, Fenster, der wurmstichige Boden, es gab noch viele Baustellen. Ramona bekam während der Renovierung gesundheitliche Probleme. Es stellte sich heraus, dass sie wie Tochter Celin einen angeborenen Herzfehler hat.

Die Krankheit von Tom, heute 42 Jahre, veränderte das ganze Leben der Familie. Ramona richtete für ihren Mann ein Krankenzimmer im Erdgeschoss ein, holte ihn nach einer nur sechswöchigen Reha nach Hause. Sie kann nicht mehr arbeiten gehen, die Familie lebt von der Erwerbslosenrente des Mannes, vom Pflegegeld und Arbeitslosengeld II.

Das reicht natürlich nicht, um die notwendigen Renovierungen - das Dach ist marode - und behindertengerechten Umbauten zu bewerkstelligen. So müsste beispielsweise das Bad umgebaut werden, damit Tom nicht mehr im Bett gewaschen werden muss.

Ein dringender Wunsch von Ramona wäre ein Behindertenparkplatz vor der Tür, damit sie mit ihrem Mann wegfahren könnte. Doch der sei ihr von der Gemeinde verweigert worden, da es einen Stellplatz neben dem Haus gebe. Dieser sei jedoch zu schmal zum Einladen des Rollstuhls. An ein behindertengerechtes Auto ist gar nicht erst zu denken. Celin meldet sich zu Wort, sie möchte ihr Kommuniongeld dafür hergeben. "Das mach ich für de Babba", sagt das Mädchen. Ihre Mama schüttelt energisch den Kopf, das kommt nicht in Frage. Es scheint unglaublich, wie Ramona Rectenwald die Situation meistert. "Es ist eine Trauer, die nicht endet", sagt sie zum Abschied. "Ohne meine Familie und die Freunde würde ich es nicht schaffen."

Zum Thema:

Hintergrund Familie Hubertus aus Merchweiler hat die Saarbrücker Zeitung auf das Schicksal von Familie Rectenwald aufmerksam gemacht. Sie möchte der Familie helfen. Wie dies möglich wäre, kann man auf einer Webseite nachlesen, die Familie Hubertus angelegt hat unter: der-mensch-in-not.de

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