Finanzieller Engpass trotz Zahlungen

Schiffweiler · Dass der Übergang von Hartz IV in die Rente zu finanziellen Problemen führen kann, musste Leser-Reporter Alfred Becker erfahren. Schuld an seiner Misere sind die unterschiedlichen Auszahlungszeiträume.

Nachdem Alfred Becker Insolvenz anmelden musste, bezog er mit seiner Frau als "Bedarfsgemeinschaft" Leistungen vom Neunkircher Jobcenter . Dort habe man ihm im vergangenen Jahr geraten, den Antrag auf Rente für langjährig Versicherte zu stellen. "Sodass ich nun nach Vollendung des 63. Lebensjahres ab 1. Januar Renteneinkünfte beziehe", erklärt der Leser-Reporter. Der Rentenbescheid kam Mitte Dezember, Becker leitete ihn dem Jobcenter weiter. Woraufhin er einen geänderten Leistungsbescheid bekam. "Aufgrund der Rente wird die vom Jobcenter zu zahlende Leistung verringert, sodass meiner Frau noch ein Betrag von rund 430 Euro ausbezahlt wird." Er erhält ja nun Rente. Allerdings wurde er dadurch auch auf ein Detail aufmerksam.

Während die Leistungen des Jobcenters zum Monatsanfang überwiesen werden, wird die Rente am Monatsende gezahlt. Geld , das nun im laufenden Monat fehlt. Um die Zeitspanne zu überbrücken, habe ihm ein Mitarbeiter des Jobcenters darauf hingewiesen, dass ein Darlehen gewährt werden kann. Der Antrag kam per Post, am 27. Dezember reichte er ihn ausgefüllt beim Jobcenter wieder ein. Doch die ersten beiden Januarwochen blieben ohne Zahlung. Seinen Sachbearbeiter bekam er nicht ans Telefon, eine Computerstimme erklärte, dass "alle Mitarbeiter im Gespräch sind", sagt Becker. Eine E-Mail sei unbeantwortet geblieben. Becker: "Ich stelle mir mit Grausen vor, wie es jemand geht, der über keine sozialen Kontakte in seinem Umfeld verfügt und sich kein Geld bei Bekannten und Verwandten erschnorren kann." Und er stolpert über eine Formulierung im Darlehensantrag. Ihm drohe eine Leistungskürzung, wenn er ihn nicht fristgerecht einreicht.

Katja Sauerbrey, Geschäftsführerin des Jobcenters, bedauert den Vorfall und erklärt: "Bei einer existenziellen Notlage können wir auch eine Karte ausgeben, mit der man am Bankautomaten Geld bekommt. Dann müssen wir jedoch von der Not wissen und die Dringlichkeit erkennen." Das Darlehen für Alfred Becker sei im Übrigen am 12. Januar bewilligt worden. Nach gewöhnlich drei weiteren Arbeitstagen bei der Bank treffe das Geld bei den Kunden ein, was Becker auf Nachfrage bestätigt. Diesmal hätte die Bewilligung etwas länger gedauert, da bei vielen Mitarbeitern der Urlaub anstand. Und sie übt ebenfalls Kritik an den unterschiedlichen Auszahlungszeiten: "Es bereitet uns in der Praxis Probleme und ist so nicht gewünscht." Der Einschätzung Beckers, das Amt drohe mit der Frist, widerspricht sie: "Es ist eine übliche Formulierung in Behördensprache." Der Nachteil resultiere bei einem verspäteten Eingang daraus, dass der Antrag später bewilligt werde. Zumal eine Verspätung darauf hinweise, dass es doch nicht so dringend ist.

Der Tipp für den Artikel kam von SZ-Leser-Reporter Alfred Becker aus Schiffweiler . Wenn auch Sie etwas Interessantes zu erzählen haben, hinterlassen Sie eine Sprachnachricht unter der Telefonnummer (06 81) 595 98 00, oder schicken Sie eine E-Mail an leser-reporter@sol.de oder nutzen Sie das Formular unter www.saarbruecker-zeitung.de/leserreporter .

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