Kollege Zufall half bei der Chronik

Steinbach · Steinbach hat jetzt eine Kriegs- und Soldatenchronik. Die Recherche begann vor 15 Jahren. Die erste Auflage des Buches von Dieter Robert Bettinger und Arno Neu ist mit der Präsentation schon ausverkauft.

"Ihr werdet staunen, was da alles zusammengekommen ist", hatte Arno Neu zu Beginn verkündet und nicht zu viel versprochen. Tatsächlich ist das 800 Seiten dicke Buch mit dem unspektakulären Titel "Die Kriegs- und Soldatenchronik der Gemeinde Steinbach " ein Juwel - ein prall gefülltes Schatzkästchen, das am Mittwochabend im selten so gut besuchten Schlemmertreff erstmals geöffnet wurde.

Etwa 200 Interessierte lauschten den beiden Autoren Dieter Robert Bettinger und Arno Neu, die ihre unglaubliche Fleißarbeit anhand einiger ausgesuchter Biographien und Fotos vorstellten.

Neun Kapitel umfasst das Werk. Das erste gibt einen heimatgeschichtlichen Überblick ab 1393. Die folgenden widmen sich dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 (erhalten ist aus dieser Zeit ein einziges Foto: das von Johann Nikolaus Kennel, dem Großvater vom "Schmidde Hermann" und Vorfahre des Neunkircher Altbürgermeisters Fritz Decker) sowie den beiden Weltkriegen. Ein Kapitel ist den Gefallenen der Kriege gewidmet, eines den Kriegsgefangenen von Steinbach . Ergänzt wurde diese Fülle von Daten, die aus unzähligen Gesprächen, Originaldokumenten wie der von einem Lehrer Reuter ab 1873 geführten Schulchronik und einem Abgleich mit dem 17-bändigen Verzeichnis aller Feldpostnummern resultieren, durch Augenzeugenberichte, Soldatenbriefe und einer Übersicht aller relevanten Soldatenfriedhöfe.

Zu Hilfe kam den Autoren auch Kollege Zufall. So leistete ihnen eine Liste aller Kriegsheimkehrer gute Dienste - eine Zusammenfassung der wöchentlichen Rapports an die französischen Besatzer, die der damalige Bürgermeister abzuliefern hatte. Gerettet hatte Wilfried Hopf den Ordner quasi in letzter Minute vor der Müllabfuhr auf die Deponie.

"Im Heimat- und Kulturverein arbeiten wir schon über 15 Jahre an einem Steinbacher Familien- und Sippenbuch", erläuterte Neu die Entstehungsgeschichte der Chronik. "Dafür wurden über 20 000 Urkunden ausgewertet und in einem speziellen Ahnenprogramm erfasst." Im Zuge dieser Recherchen kam Neu mit älteren Steinbachern ins Gespräch, die ihm etliche Originalunterlagen überließen. Dabei wurde ihm klar, dass bereits vieles in Vergessenheit geraten ist und "es höchste Zeit wurde, diese Berichte aufzuschreiben."

Trotzdem zögerte Neu lange - bis er schließlich mit Bettinger, der ja auch schon das Heimatbuch der Gemeinde Steinbach veröffentlicht hatte, den "richtigen Mann" fand. Innerhalb von vier Jahren erstellte das Duo die Chronik. Dass die erste Auflage von 100 Stück innerhalb von 30 Minuten ausverkauft sein würde, hatten sich die Autoren nicht träumen lassen. "Wir planen eine zweite Auflage", kündigte Neu an, der bis Mai Vorbestellungen sammeln will. 20 liegen bereits vor.

Infos: Tel. (0 68 58) 12 11.

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