Mit Song und gekreuztem Esswerkzeug ins närrische Jubiläum

Ottweiler · Nur drei Fastnachtsgruppen unter dem Namen Löffelgarde sind im Saarland bekannt: in Saarlouis-Roden, Überroth-Niederhofen und in Ottweiler. Die Garde des Karnevalsvereins „So war noch nix 1847 Ottweiler“ besteht in dieser Session 132 Jahre und ist damit die älteste.

 So zeigt sich die Truppe aktuell: hier eine Aufnahme vom Januar 2015 beim Wachwechsel der Löffelgarde in Saarlouis. Foto: hgn/Verein

So zeigt sich die Truppe aktuell: hier eine Aufnahme vom Januar 2015 beim Wachwechsel der Löffelgarde in Saarlouis. Foto: hgn/Verein

Foto: hgn/Verein

Als Persiflage der militärischen Großmannssucht sind die Garden der Karnevalsvereine entstanden. Sie nehmen Ordensverleih und Aufmärsche im Stechschritt aufs Korn. So wie Fastnachter im Allgemeinen gesellschaftliche Missstände spitzzüngig an den Pranger stellen sollen. Das trifft auch auf die Löffelgarde des Karnevalvereins "So war noch nix 1847 Ottweiler " zu. Neben dem Namen, der es bereits an Ernsthaftigkeit mangeln lässt, unterstreichen dies gleich mehrere visuelle Symbole. So sind auf den Hüten der Gardisten statt staatstragender Wimpel zwei gekreuzte Löffel zu sehen. Und auf den hölzernen Bajonetten ist ein übergroßer Berliner Pfannkuchen aufgepflanzt, der in Ottweiler Mundart nach dem stiftenden Bäcker schon seit vielen Jahrzehnten Schneiderläppchen genannt wird.

Dabei blickt die Traditionsgruppe des ältesten Karnevalsvereins an der Saar auf eine noch längere Historie zurück. In dieser Session 2016/17 feiert sie zwölf mal elfjähriges Bestehen. Und aus diesem Grund marschierte die Schutztruppe des Prinzen Karneval mit ihrem General Markus Biehl schnurstracks in ein Tonstudio, um das närrische Jubiläum mit einem eigenen, professionell produzierten Lied zu begehen. Auf den Hit aller Oktoberfeste landauf landab "Rock mi" der Münchener Neu-Volksmusik-Gruppe Voxxclub texteten sie ihren Song auf die Löffelgarde um. Öffentliche Premiere hatte das Werk pünktlich zum Sessionsauftakt am 11. November 2016 im Ottweiler Schlosstheater. Gleichzeitig tritt die Mannschaft verstärkt ins Rampenlicht. Neben Besuchen bei befreundeten Vereinen steht am Samstag, 25. Februar, zum zweiten Mal ein Wachwechsel in der Innenstadt an. Gleichzeitig werden Rekruten in die Truppe aufgenommen.

Heutzutage melden sich im Laufe des Jahres junge Männer, um der Löffelgarde anzugehören. Doch wie der Vereinschronik zu entnehmen, rekrutierte sie sich 1896 und später sowohl aus dem Turnverein als auch aus dem damaligen Waffenbrüderverein. Und nicht nur das: Über Zeitungsinserate wurden Mitglieder ebenfalls angeworben.

Geschichtliche Belege reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. So ist die Löffelgarde auf einem Foto von 1885 zu sehen, in deren Mitte das Prinzenpaar sitzt. Außerdem besitzt der Verein einen etwa viertelstündigen Stummfilm des Karnevalsumzugs in Ottweiler von 1929, in dem die Löffelgarde eine dominante Rolle übernimmt. Zu Pferd, mit Kutschen und Musikern taucht darin die Garde auf. Die Löffelgarde hatte indes mit Einschnitten zu leben. So lag das Vereinsleben während des ersten Weltkriegs (1914 bis 1918) und viele Jahre danach brach. 1973 traten nach einem Zwist Löffelgardisten aus und gründeten den zweiten heute noch existenten Karnevalsverein in Ottweiler : die Bürgergarde. Dieser Streit ist längst beigelegt. Fastnachter beider lokaler Organisationen feiern gemeinsam, insbesondere das vier mal elfjährige Bestehen der Bürgergarde in dieser Session.

Gleichzeitig kommt der Löffelgarde diesmal eine besondere Aufgabe zu: Erstmals in der Geschichte des "So war noch nix" beschützt die Truppe kein Prinzenpaar und keinen Einzelprinzen, sondern kümmert sich um ein Dreigestirn Kölner Vorbilds. Bis Aschermittwoch, 1. März, repräsentieren Prinz Frank II. (Weis), Jungfrau Dominik (Forster) und Bauer Steffen (Luuk) den Verein.

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