Der Fußball, die Hitze und so . . .

Ottweiler · Für eine Sommer-Serie haben wir Ortsvorsteher im Landkreis nach markanten Punkten in ihrem Ort gefragt, die die SZ nun während der Sommerzeit vorstellt. Eigentlich soll es bei einem Besuch in der Ottweiler Altstadt um den Wehrturm, den Quakbrunnen und die Stadtgeschichte gehen. Eigentlich.

 Ortsvorsteher Michael Schmidt (CDU) vor dem Quakbrunnen in der Altstadt im Herzen Ottweilers. Foto: Robert schmidt

Ortsvorsteher Michael Schmidt (CDU) vor dem Quakbrunnen in der Altstadt im Herzen Ottweilers. Foto: Robert schmidt

Foto: Robert schmidt

An dem Abend, an dem für diesen Text recherchiert wurde, spielte die deutsche Nationalmannschaft. Sowohl der Gesprächspartner als auch der Autor dieses Artikels sind schon in Fußballlaune, als sie sich treffen. Das kann ja heiter werden. Erste Station ist der Wehrturm in der Ottweiler Altstatt. "Der Turm ist einer der Anziehungspunkte der Stadt", sagt der Ottweiler Ortsvorsteher Michael Schmidt (CDU ). Dann dreht sich das Gespräch um die Fußball-EM. Gegen Nordirland? Dieser Außenseiter wird kein schwerer Gegner sein, ist man sich schnell einig. "Wussten Sie übrigens, dass ich auch am Tag eines Länderspiels gewählt wurde?", fragt der Ortsvorsteher. "Beim 7:1 gegen Brasilien war das." Er habe an dem Abend mit Bekannten Fußball geguckt und dann doppelt feiern können. Ein "unglaublicher Tag" sei das gewesen, schwärmt er, als man bereits bei dem zweiten touristischen Höhepunkt der Stadt angelangt ist, dem Quakbrunnen. "Der Brunnen stellt Ottweiler dar", sagt Schmidt. Der Gesprächspartner nickt. Heute ist es so schrecklich heiß, denkt sich der Autor, über die Geschichte und Bedeutung des Brunnens wird er sich später informieren. Bei einem Eis diskutieren der Ortsvorsteher und der Verfasser dieser Zeilen lieber weiter über Fußball. Bei der Spielgemeinschaft Ottweiler schaue er immer gerne rein, um dort Spiele zu verfolgen. Er habe übrigens auch selbst einmal gekickt, sagt Schmidt. Bis in die Landesliga habe er es geschafft. Auch als Linienrichter habe er gearbeitet, einmal sei er sogar bei einem DFB-Pokalspiel eingesetzt worden, berichtet der Ortsvorsteher nicht ohne Stolz.

Zugezogener als Ortsvorsteher

Allgemein scheint dieser fußballbegeisterte Mann ein unkonventioneller Ortsvorsteher zu sein. "Ich bin nicht mal ein richtiger Ottweiler ", sagt Schmidt, nur ein "Zugezogener" aus Oberthal. Der Liebe wegen gekommen. Auch sein Beruf ist ungewöhnlich, Schmidt arbeitet als Fallschirmjäger in Saarlouis. Die ehrenamtliche Arbeit als Ortsvorsteher bereite ihm große Freude, sagt er. Samstags stehe er häufig am Markt oder vor einem Supermarkt, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Oft gehe es um Nachbarschaftsstreit, um schlecht geschnittene Hecken, um den Hund, der im fremden Garten sein Geschäft verrichte.

Es ist ein merkwürdiger Tag. Eigentlich sollte es ja um die Sehenswürdigkeiten gehen, stattdessen dreht sich das Gespräch um Fußball und Ottweiler Zaunstreitigkeiten. Eines hat der Nachmittag auf jeden Fall gebracht: Der Ortsvorsteher hat sich von einer ganz persönlichen Seite gezeigt.Der Turm wurde laut Ottweiler Tourist-Information um 1410 vermutlich als Teil der Ottweiler Burg erbaut, der gotische Turmhelm wurde um 1421 hinzugefügt. Der Turm zeigt typische Merkmale eines deutschen Bergfrieds, die Mauerstärke im Sockelbereich beträgt drei Meter und der ursprüngliche, einzige Eingang befand sich in zehn Meter Höhe und war nur über eine Außentreppe oder einen Steg zugänglich. Der Bergfried diente nur Verteidigungszwecken und hatte keine Wohnfunktion. Der Turm misst mit Turmhelm imposante 48 Meter und besitzt vier "Wiechhäuschen", die nach außen hervortreten. Der Turm gehört heute der evangelischen Kirchengemeinde und beherbergt neben dem Glockengeläut auch ein Glockenspiel. Das Innere des Turmes wurde touristisch erschlossen und heute kann man jeden Sonntag um 17 Uhr bei einer Führung auch den Blick über die Stadt genießen. Im Jahre 1934 auf dem Schlosshof erbaut, erinnert der Quakbrunnen laut Tourist-Information an einen noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein praktizierten Brauch, den sogenannten "Pfingstquak".

Ein mit einem Korb und frischem Blattgrün geschmückter "Quak" - zog an Pfingsten mit weiteren Jugendlichen, deren Gesichter schwarz angemalt wurden, mit Rasseln oder Töpfe trommelnd von Haus zu Haus, um Eier und Speck zu sammeln.

Der "Quak"-Jüngling steht für den Frühling, der Winter sollte durch die "dunklen Gestalten" und mit Getöse endlich vertrieben werden.

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 Einen Panoramablick über Ottweiler bietet sich dem Besucher vom Alten Wehrturm aus.Fotos: Tourist-Information Ottweiler

Einen Panoramablick über Ottweiler bietet sich dem Besucher vom Alten Wehrturm aus.Fotos: Tourist-Information Ottweiler

 Wehrturm in Ottweiler

Wehrturm in Ottweiler

Auf einen Blick Ottweiler hat als Stadtteil rund 10 000 Einwohner. Sehenswert sind insbesondere der Wehrturm und der Quakbrunnen. Beide sind auch Ausgangspunkt vieler Führungen: Nachtwächterführungen, freitags (Ausnahme: Altstadtfest und Kirmes), Treffpunkt um 21 Uhr am Alten Wehrturm Turmführungen, sonntags, Treffpunkt um 17 Uhr am Alten Wehrturm Stadtführungen mit "historischen Figuren", immer sonntags, Treffpunkt um 15 Uhr am Quakbrunnen. rob ottweiler.de/tourismus

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