Der Abschied fällt schwer

Mainzweiler · An diesem Sonntag findet die letzte Messe in der evangelischen Kirche Mainzweiler statt. Erhalten bleiben soll jedoch das benachbarte Gemeindehaus, als Treffpunkt und als Raum, um Gottesdienst zu feiern.

 Weniger Geld, weniger Kirchenmitglieder – da war die Maßnahme unvermeidlich: Die evangelische Kirche in Mainzweiler wird verkauft an private Investoren. Foto: Jörg heidmann

Weniger Geld, weniger Kirchenmitglieder – da war die Maßnahme unvermeidlich: Die evangelische Kirche in Mainzweiler wird verkauft an private Investoren. Foto: Jörg heidmann

Foto: Jörg heidmann

"Am Sonntag werden wir diesen nicht leichten Schritt gehen", sagt Pfarrer Jörg Heidmann und man merkt, dass es eine bittere Pille ist, die er und die 290 Mainzweiler Gemeindemitglieder schlucken müssen. Vor zwei Jahren hatte das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Ottweiler im Zuge der notwendigen Sparmaßnahmen beschlossen, das Kirchengebäude in Mainzweiler zu veräußern. Nachdem alle erforderlichen Schritte zur Entwidmung der Kirche vollzogen sind, ist es diesen Sonntag so weit: Es gilt Abschied zu nehmen von dem am 21. Januar 1968 eingeweihten Gotteshaus. Charakteristisch für die auf fast quadratischer Grundfläche errichtete Kirche ist das tief herab gezogene Satteldach mit integriertem Kirchturm. Der schlicht gestaltete Innenraum verfügt über eine kleine Empore, auf Kanzel und Taufbecken wurde verzichtet.

Und jetzt wird sie an private Investoren verkauft - was alles ist, nur nicht überraschend: "Seit 20 Jahren sitzen wir immer wieder zusammen, um zu beraten, wie es weiter geht", erinnert Eduard Kern, Vorsitzender des Presbyteriums. Weniger zur Verfügung stehende finanzielle Mittel, kombiniert mit rückläufigen Mitgliederzahlen - vor 25 Jahren waren es fast 8000, heute sind es 5500 - fordern ihren Tribut. Vor dem großen drastischen Schritt erfolgten "viele kleine Schrittchen": Einsparungen beim Personal, bei den Arbeitsstunden, bei den Energiekosten. Zwar stiegen zwischenzeitlich die Kirchensteuereinnahmen, "aber was bei uns ankommt, reicht nicht, um zu erhalten, was wir haben". Vier ihrer fünf Kirchen wird die evangelische Kirche Ottweiler abstoßen, dazu noch zwei Gemeindehäuser (wir berichteten).

Doch das ist auch der Punkt, wo vorsichtiger Optimismus wachsen darf: Denn wie es aussieht, bleibt das Gemeindehaus Mainzweiler den Protestanten als Treffpunkt und Möglichkeit, Gottesdienst zu feiern, erhalten. So habe man sich dafür entschieden, das damals weitgehend von Bauunternehmer Walter Raber, einem Mitglied des Presbyteriums, finanzierte Gebäude von 1988 zu spenden. "Ende November gründet sich der Mainzweiler Gemeinschaftshaus e.V." , informiert Pfarrer Kern. Der Verein kauft der Gemeinde für den symbolischen Beitrag von einem Euro pro Mainzweiler Einwohner, also etwa 980 Euro, das Gebäude ab. Dieses verfügt im Untergeschoss über einen Jugendraum, im Erdgeschoss über einen etwa 60 Quadratmeter großen Gemeindesaal, erweiterbar durch einen kleineren Sitzungssaal, sowie über eine Küche - viel Raum für Ökumene, Vereinsarbeit, soziale Projekte, kurz gesagt: "Gemeinschaftspflege" in einem Ort, der über keine Gastronomie oder sonstige Möglichkeiten zum Treffen mehr verfügt. Insofern hat der Verzicht auf einen angemessenen Immobilienpreis auch Statement-Charakter, betont Eduard Kern: "Wie wollen zeigen: Es ist uns nicht egal, was mit dem Dorf passiert." Der Entwidmungs-Gottesdienst beginnt am Sonntag, 6. November, um 10.30 Uhr in die Kirche und endet im Gemeindehaus nebenan.

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