Wenn's gekracht hat, muss jeder Handgriff sitzen

Fürth · Menschen aus Unfallfahrzeugen zu befreien, war die Aufgabe bei einer Übung mehrerer Feuerwehr-Löschbezirke sowie des Deutschen Roten Kreuzes in Fürth. Insgesamt waren 16 Fahrzeuge im Einsatz.

 Bei der Übung arbeiteten Rettungskräfte der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes Hand in Hand zusammen. Foto: Ani

Bei der Übung arbeiteten Rettungskräfte der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes Hand in Hand zusammen. Foto: Ani

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Drei Autos sind mit Wucht ineinander gekracht. Von den Insassen konnten sich zwei befreien und laufen unter Schock am Unfallort umher. Sechs weitere Menschen sind eingeschlossen, ihr Zustand völlig unklar. So oder so ähnlich stellt sich häufig die Situation dar, wenn Rettungskräfte der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) am Einsatzort eintreffen. Damit dann alle wissen, was zu tun ist, muss geübt werden, so wie am Freitag bei Fürth , an der Landstraße 420.

Die Fürther Feuerwehr ist als Erste vor Ort, Löschbezirksführer Klaus Jochem übernimmt somit die Einsatzleitung. Bald darauf treffen die Feuerwehren Ottweiler, Lautenbach, Steinbach und Münchwies ein, außerdem DRK-Kräfte der Kreisverbände Neunkirchen und St. Wendel sowie des Ortsvereins Ottweiler. Die Blaulichter von 16 Fahrzeugen blinken an der abgesperrten Unfallstelle, rund 70 Rettungskräfte eilen umher, rufen sich gegenseitig Anweisungen zu, packen an. "Zuerst wird Kontakt zu den eingeschlossenen Personen hergestellt", erklärt Kai Hegi, Pressesprecher der Feuerwehr Neunkirchen. Nach der Schwere der angenommenen Verletzungen werde dann die Reihenfolge der Rettung festgelegt. Dabei gibt es zwei Varianten: "Crash-Rettung heißt: Öffnung und raus! - mögliche weitere Verletzungen in Kauf nehmend. Sie wird nur in akuter Lebensgefahr angewendet", so Hegi. Bei der patientenorientierten Rettung wird vorsichtiger vorgegangen.

Drei Teams arbeiten in Fürth gleichzeitig an den drei Autos. Das Erste hat man bald leer und zur Seite geschafft, bei den beiden anderen ist die Lage komplizierter. Die Dächer müssen ab. Nicht nur die Rettungskräfte, auch die zu Rettenden nehmen die Übung ernst: schmerzsteife Bewegungen, ängstliche Blicke - vor allem, als Decken über sie gebreitet werden, die ihnen die Sicht nehmen. Sie sind notwendig zum Schutz gegen Splitter beim Schneiden von Glas und Karosserie. Um den Stress zu begrenzen, halten Rettungskräfte ständig Kontakt mit den Patienten, beruhigen, erklären, was passiert. "Da achtet man heute sehr viel stärker drauf als früher", erklärt Frank Bredel, Landessprecher des DRK. "Man muss bedenken, wie hilflos sich die Patienten in dieser Situation fühlen!" Nach knapp eineinviertel Stunden sind alle Personen befreit, wären im Ernstfall im Krankenhaus, die Autos liegen wie aufgeschnittene Büchsen auf der Straße. Löschbezirksführer Jochem zieht sein Fazit: "Alles, was über eine Stunde geht, gilt als kritisch für die Überlebenschancen verletzter Personen." Doch die Umstände relativierten die Zeitüberschreitung: "Bei der letzten zu Rettenden hatten wir eine Halswirbelfraktur, da sind wir mit verstärkten Sicherungsmaßnahmen vorgegangen, was Zeit kostet. Insgesamt ist alles korrekt verlaufen."

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