Schmerzintensives Hobby mit treuen Fans

Ottweiler · Seit fünf Monaten rollen die Ottweiler Skateboarder über einen neuen Asphaltboden. Genauso lange stehen im Skate-Park im Alten Weiher wieder Hindernisse – zuvor mussten die jungen Leute fast ein Jahr lang auf ihre Luftsprünge verzichten.

 Für viele gehört Skaten einfach dazu. Mehrere Besucher sind inzwischen Freunde geworden und treffen sich regelmäßig. Foto: Henning

Für viele gehört Skaten einfach dazu. Mehrere Besucher sind inzwischen Freunde geworden und treffen sich regelmäßig. Foto: Henning

Foto: Henning

. Jochen Neufang (26) gleitet mit seinem Skateboard über ein längliches Hindernis (Rail), fliegt über einen schmalen Grünstreifen und landet sicher auf dem Parkplatz im Alten Weiher in Ottweiler . Dass das Skateboard nicht immer macht, was es soll, zeigen einige Schrammen an den Beinen des 26-Jährigen. "Mein Talent ist eher begrenzt", sagt der Student der Praktischen Informatik beim Besuch der SZ im Skate-Park Ottweiler . Ein leichtes Grinsen verrät aber, dass es ihm nicht darum geht, der Beste zu sein. Seit zehn Jahren gehört das Skateboarding zu seinem Leben; genauso lange besucht er regelmäßig den Skater-Park.

Von den "alten" Ottweiler Skateboardern, dem harten Kern, seien nicht mehr so viele übrig; seitdem der Park neu gemacht ist, gebe es aber frische Gesichter. "Es ist erheblich mehr los", sagt Jochen Neufang. Anfang 2013 musste die Stadt Ottweiler die Hindernisse entfernen; aus baulichen Gründen, wie es von Seiten des Bauhofs heißt. Skateboarder wie Florian Budke (31), Diplomingenieur der Architektur, rollte noch ein paar Mal durch den Skate-Park, aber ohne Hindernisse sei es eben nur eine rissige Fläche gewesen. Folglich erkundigte sich der 31-Jährige gemeinsam mit anderen Skateboardern wie Christian Hoffmann (24) bei der Stadtverwaltung nach den weiteren Plänen für die Anlage. Die jungen Männer erfuhren, dass die Hindernisse wieder aufgestellt werden sollten und blieben mit Nachdruck dabei.

Im Frühjahr dieses Jahres asphaltierte die Stadt Ottweiler die Fläche neu und restaurierte die Hindernisse. Hierfür nahm die Stadtverwaltung insgesamt 15 000 Euro in die Hand. "Wir haben gemeinsam versucht, die Objekte neu anzuordnen. Weil der Platz zum Skaten eigentlich viel zu klein ist, gab es aber wenig Spielmöglichkeiten", sagt Budke. Der angehende Architekt träumt insgeheim von einer parkähnlichen Skateanlage mit viel Grün, die alle Bürger anzieht und zur Attraktivität der Stadt beitragen würde. Allerdings sehe er ein, dass das gerade in Ottweiler den finanziellen Rahmen sprengen würde.

Eine ehrenamtliche Aktion, ähnlich dem Bikepark "Flowtrail Ottweiler ", sei bei einer Skateanlage schwierig und könnte schnell am notwendigen TÜV scheitern. Für die Anlage im Alten Weiher wünschen sich die Skateboarder nun einen Curb, eine Art Quader aus Beton, und bei der Neugestaltung der Skateanlage in Steinbach (vor der Mehrzweckhalle) wollen sie laut Budke auch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Bürgermeister Holger Schäfer habe die vernünftigen jungen Männer in guter Erinnerung gehalten. Es sei laut Schäfer sehr wichtig, sich für seine Interessen einzusetzen. Als Junge habe der Ottweiler Bürgermeister das Skateboarden selbst mal ausprobiert, aber es habe ihn persönlich einfach nicht fasziniert. Umso faszinierter sind die "alten" Ottweiler Skateboarder nach wie vor von ihrem Sport. "Es ist ein Teil von mir", findet Florian Budke und Christian Hoffmann sagt nicht nein, wenn jemand fragt: "Gehen wir rollen?" Christian Hoffmann, in der Ausbildung zum medizinisch-technischen Radiologieassistenten, nennt das Skateboarding ein "schmerzintensives Hobby ", aber seine Leidenschaft würde er nie an den Nagel hängen.

Letztendlich gehe es nicht darum, den besten Trick oder den höchsten Sprung zu wagen. In all den Jahren seien die Ottweiler Skateboarder gute Freunde geworden und das müsse gepflegt werden. Wenn es die Zeit erlaubt, fliegen die Skateboarder also wie beim Besuch der SZ gemeinsam über die Hindernisse. Eine gewisse Aufforderung der Passanten könnten die Skateboarder nach dem x-ten Mal aber nicht mehr hören: "Führ mal einen Trick vor!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort