Begegnung mit Hans und Sophie Scholl

Wellesweiler · Zehntklässler der Alex-Deutsch-Schule gingen auf Lehrfahrt über Judenverfolgung und Widerstand.

 Fast drei Meter hohe Skulptur des Künstlers Seiji Kimoto zu Macht und Ohnmacht. Foto: Schule/Hoffmann

Fast drei Meter hohe Skulptur des Künstlers Seiji Kimoto zu Macht und Ohnmacht. Foto: Schule/Hoffmann

Foto: Schule/Hoffmann

Die Judenverfolgung in Blieskastel und der Besuch einer Dauerausstellung zum Schicksal der jungen Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl in der nach ihnen benannten Geschwister-Scholl-Schule bildeten zwei Schwerpunkte, denen sich die zwei Zehnerklassen der Wellesweiler Alex-Deutsch-Schule im Rahmen einer Lehrfahrt widmeten. Begleitet wurden die Schüler und ihre Lehrer durch eine Abordnung der Alex-Deutsch-Stiftung. Das hat die Schule mitgeteilt.

Frostig und bitterkalt war es, aber ansonsten bot der herrliche Wintertag bei makellos blauem Himmel einen deutlichen Kontrast zu einem beklemmenden Stück Blieskasteler Stadtgeschichte im Verlauf der Nazi-Diktatur. Martin Dauber, einheimischer Feinkosthändler und profunder Kenner des traditionsreichen innerstädtischen Judentums, begann seine Führung an einem Ort, der normalerweise das Ende eines Menschenlebens markiert. Der heute sorgsam gepflegte jüdische Friedhof Blieskastels, dessen rund 450 Jahre umfassende Geschichtsschreibung die letzte Beisetzung im Jahre 1968 vermerkt, erlebte um 1939 mit der Verwüstung durch die Nazis einen traurigen Tiefpunkt. Verschiedene kunstvoll gefertigte Grabsteine, versehen mit den Namen jüdischer Dynastien wie Oppenheimer, Joseph, Isaac, Levy oder Wolf, überstanden die Zerstörungswut offenbar schadlos. Sie dienen Dauber heute als Aufhänger für hochinteressante Erläuterungen und bilden den Ausgangspunkt für seine Stadtführungen, vorbei an den Wohnhäusern der auf den Grabmonumenten verewigten jüdischen Familien, die während der NS-Zeit von den Nazi-Schergen bedroht, ausgegrenzt, beraubt, gedemütigt und schikaniert, enteignet, vertrieben oder in verschiedene KZ deportiert wurden. Die Authentizität der Orte und die lebendige Sprechweise Daubers, heißt es weiter, ließ die Besucher aus Wellesweiler die Kälte vergessen und versetzte sie mental einige Jahrzehnte zurück in ein Szenario bodenlosen Entsetzens.

Bewunderung weckte Dauber freilich auch für das gelegentlich couragierte Eintreten einiger weniger, die nicht einfach nur peinlich berührt wegsehen wollten. "Es ist feige, sich abzuwenden. . .", dieses Zitat stand passenderweise im Mittelpunkt des zweiten Teiles der Wellesweiler Erkundungsfahrt in die Geschwister-Scholl-Schule Blieskastel. Der mutige Aufruf zum Widerstand gegen die Entstehung und systemische Festigung diktatorischer Unrechtsregime prangt unübersehbar in großen Lettern über dem Abbild der jungen Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl, die 1943 als Mitglieder der studentischen Organisation "Weiße Rose" in München verhaftet, in einem Schauprozess abgeurteilt und hingerichtet wurden. Das überlebensgroße Gemälde des mutigen Geschwisterpaares ist Teil der neu gestalteten Geschwister-Scholl-Gedenkwand im Blieskasteler Schulgebäude, die vom Adolf-Bender-Zentrum in Kooperation mit der Geschichts-AG der Schule konzipiert und erarbeitet wurde. Ergänzt wird das einzigartige Mahnmal durch eine fast drei Meter hohe Skulptur des in Wiebelskirchen lebenden Künstlers Seiji Kimoto.

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