Nachmittag im Zeichen der Mundart

Ottweiler · Trotz „Rähn“ ist in der Alten Schule in Mainzweiler viel los gewesen beim Mundartnachmittag der VHS Ottweiler. Der Neunkircher „Mundarttreff“, Liedermacher Günter Groß und Texte von Rolf Willberger unterhielten bestens.

. Der Neunkircher "Mundarttreff" hat am Sonntag in der Alten Schule in Mainzweiler geredet, wie ihm "de Schnawwl" gewachsen ist. Es gab sowohl lustige als auch anrührende Anekdoten. Günter Groß, Leiter der Volkshochschule (VHS) Ottweiler und Liedermacher, freute sich, dass trotz "Rähn" so viele Besucher zum Mundartnachmittag der VHS kamen. Seit genau 20 Jahren dient die Alte Schule in Mainzweiler der VHS als Lehrstätte. Bereits im Jahre 1993 stellte der mittlerweile verstorbene Bauunternehmer und Mainzweiler Walter Raber das restaurierte Gebäude den örtlichen Vereinen als Treffpunkt zur Verfügung. 1994 habe sich die VHS dann laut Groß begeistert in die Alte Schule reingestürzt. Weil Mundart dort von Beginn an ein großes Thema gewesen sei, schlug der Mundartnachmittag am Sonntag eine Brücke zu den Anfängen. Manfred Stöhr, ein Initiator des Neunkircher "Mundarttreffs", sei zwar in Neunkirchen geboren, aber dennoch ein "richtiger Ottwilla Blaschdaschisser". Als junger Bub habe der jetzige Ottweiler Bürger das Hochdeutsch kritisch beäugt, jedoch sei er damals fix zu dem Schluss gekommen, dass "Hochdeitsch gar net so schwer is". An erster Stelle stehe bei ihm aber nach wie vor die Mundart . Weil Willi Träm aus Stennweiler seine Stimme am Sonntag schonen musste, las Stöhr auch dessen Texte vor. Darin "simmelieren" etwa zwei Alte in der Kneipe darüber, dass früher alles anders war. Alma Klein, geboren in Hüttersdorf (Schmelz) und wohnhaft in Neunkirchen , strapazierte vor allem mit ihrer Anekdote über das Altern die Lachmuskeln. Der erste Schockmoment sei jener Blick in den Spiegel gewesen, bei dem sich erste Falten sowie graue Haare offenbarten: "Ich dachte, mich trifft der Schlag!" Nachdem die gebürtige Neunkircherin Hilde Hartmann etwa ausführlich den Hopfen im Bier gelobt hatte - er mache die Männer brav und rund -, griff VHS-Leiter Groß zur Gitarre. Mit sanfter Stimme spielte er eigene Mundartlieder, die unter anderem an Stücke des berühmten Chansonniers Georges Brassens anlehnen.

Marliese Wälder aus Heiligenwald, auch "Hollywood " genannt, ließ die Zuhörer an ihrer Kindheit teilhaben. Liebevoll sprach Wälder davon, was sie machen würde, wenn sie wieder ein kleines Mädel wäre. Mit klopfendem Herzen würde sie wieder auf den Nikolaus warten oder "in einem Fläckerchen Grumbeere brote". Wenn Wälder die Zeit zurückdrehen könnte, würde sie aber auch manches anders machen: "Meiner Mamme würde ich bei der Hausarbeit helfen und ihr, ohne viel nachzudenken, etwas Schönes schenken."

Auch Fritz Werner, geboren in Neunkirchen und wohnhaft in Wiebelskirchen, unternahm eine Reise in die Kindheit . In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, Werner nennt sie auch "Fresszeit", musste er etwa im Namen seiner ganzen Familie einen Geburtstag besuchen. Seine wichtigste Frage an die Mutter war: "Wie viele Kuchenstücke sind noch anständig?" Damit der 2004 verstorbene Mainzweiler Mundartpionier Rolf Willberger am Sonntag auch zu Wort kam, las Werner Butz dessen Text "Ma gennt sich jo sonscht nix" vor. 1994 gewann Willberger den Mundartpreis "Goldener Schnawwel" des Saarländischen Rundfunks. Zunächst vermutet Willberger in der Anekdote, dass seine Frau eine Affäre hat: Die Telefonrechnung steigt immens an und am Telefon säuselt sie öfters "I love you". Am Ende sei es dann aber doch kein Nebenbuhler gewesen. Sie habe lediglich mit dem Enkel Englisch gelernt.

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