Lösung für den Linxbachhof?

Niederlinxweiler/Kreis Neunkirchen · Städte und Gemeinden sind verpflichtet, Fundtiere artgerecht unterzubringen und zu versorgen. Das erledigen Tierheime, wie das in Niederlinxweiler. Dessen finanzielle Ausstattung könnte sich bald verbessern.

 Das Tierheim in Niederlinxweiler nimmt Haustiere auf, die im Kreis St. Wendel gefunden werden. So wie diese beiden Racker.Foto: B&K

Das Tierheim in Niederlinxweiler nimmt Haustiere auf, die im Kreis St. Wendel gefunden werden. So wie diese beiden Racker.Foto: B&K

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War Bobby ein Weihnachtshund? Verschenkt zum Fest der Liebe und dann doch nicht gewollt? Weil er zu groß wurde oder zu oft bellte oder zu viel Aufmerksamkeit einforderte, weil er beschäftigt, ausgeführt und geliebt werden wollte? Wir werden es nie erfahren. Denn der Rottweiler-Schäferhund-Mix kann nicht sprechen. Der Rüde kann nicht erzählen, wie sein Herrchen ihn vielleicht nachts aus dem Schlaf riss, ihn ins Auto bugsierte und am Tor des Tierheims in Niederlinxweiler anband. Wie sein Mensch dann wieder ins Auto stieg und davonbrauste. Das ist inzwischen viele Jahre her. Aber Bobby sitzt noch immer in einer der Boxen des Tierheims in Niederlinxweiler. Was einerseits traurig ist. Andererseits aber auch gut, denn es gibt nicht wenige Länder, wo herrenlose Tiere zwecks Kostenersparnis schnell mal in die jenseitige Welt befördert werden. Nicht so in Deutschland. Hier gibt es für ungewollte Tiere wie Bobby Heime, wo sie sicher sind und versorgt werden. Doch ein Tierheim zu unterhalten kostet Geld.

Das Tierschutzgesetz verpflichtet Städte und Gemeinden, Haustiere, die auf ihrem Gebiet gefunden werden, artgerecht unterzubringen und zu versorgen - sowohl medizinisch als auch nahrungstechnisch. Gemeinhin betreiben Kommunen solche Heime nicht selbst, sondern legen die Verantwortung in die Hände von Tierschutzvereinen, die eigenverantwortlich ein solches betreiben. In diesem Sinn arbeitet auch Bobbys Tierheim, der Linxbachhof. "Das Tierheim in Niederlinxweiler ist zuständig für den Kreis St. Wendel sowie den Kreis Neunkirchen , ausgenommen sind die Kreisstadt sowie Spiesen-Elversberg", berichtete Bürgermeister Franz-Joseph Barth (parteilos) während der jüngsten Gemeinderatssitzung in Nonnweiler. Anlass war, wie Barth erläuterte, dass die Bürgermeister im Kreis derzeit nach einer Lösung suchen, wie der Linxbachhof sicher finanziert werden kann. Denn wie die Saarbrücker Zeitung mehrfach berichtete, steht dessen Überleben auf finanziell wackeligen Füßen.

In der Gemeinde Nonnweiler gibt es zwar - wie übrigens in vielen Orten im Kreis St. Wendel - einen Tierschutzverein, der auch jährlich mit 2000 Euro aus dem Gemeindehaushalt bedacht werde, doch ist dort eine adäquate Unterbringung etwa eines Fundhundes nicht gewährleistet. "Weil ein normaler Tierschutzverein den hygienischen und medizinischen Voraussetzungen nicht gerecht werden kann", sagt dazu Dirk Walter. Er sitzt dem Tierschutzverein Neunkirchen /Saar und Umgebung vor, der das Tierheim Linxbachhof in Niederlinxweiler betreibt. Walter ist der Ansicht, dass ein Fundtier zunächst immer in Quarantäne muss, "denn man weiß ja nie, welche Krankheiten es in sich trägt, die man auf den ersten Blick ja vielleicht auch gar nicht erkennt". Beim Hund Giardien etwa. Das sind parasitäre Einzeller, die in verkapseltem Zustand Monate in freier Natur überleben können. Und die auch für Menschen gefährlich werden können. Oder Katzenseuche und Pilzbefall bei Katzen, um nur einige Beispiele zu nennen. "Gerade in jüngster Zeit haben wir viele Problem-Tiere bekommen", berichtet Walter.

Zehn Hunde, 40 Katzen und zehn Kaninchen beherbergt der Linxbachhof aktuell. Die werden von eineinhalb Vollzeitkräften und fünf Mini-Jobbern betreut. "Unsere Personalkosten belaufen sich auf rund 70 000 Euro im Jahr", sagt der Tierschützer. Den Kommunen, aus denen Fundtiere in Niederlinxweiler abgegeben werden, würden für einen Hund 16 Euro und für eine Katze acht Euro pro Tag in Rechnung gestellt. "Das ist eine vom Bund vorgegebene Zahl", erklärt Walter, "aber es ist längst nicht so, dass alle Gemeinden auch immer bezahlen". Oft müsse um jeden Euro gerungen werden. Von einigen Fällen weiß er zu berichten und von Gemeinden, die sich besonders zieren.

Doch nun wird in den Rathäusern im Kreis offenbar umgedacht. Wie Nonnweilers Bürgermeister berichtet, werde derzeit ein sogenannter Konsortialvertrag angestrebt. Und zwar nicht nur zwischen den Kommunen im Kreis und dem Tierheim, auch der Landkreis selbst ist bei den derzeit laufenden Gesprächen mit im Boot. "Obwohl wir das nicht müssen", wie Fatma Hinsberger, Pressesprecherin des Landrats, auf SZ-Nachfrage unterstreicht. Vorbild ist demnach der Konsortialvertrag, den die Kreise Saarlouis und Merzig-Wadern sowie ihre Städte und Gemeinden mit dem Tierheim in Dillingen geschlossen haben. Hier zahlen die Städte und Gemeinden dem Tierheim 90 Cent pro Einwohner. Im Falle von St. Wendel wären die Kreise Neunkirchen sowie der Saarpfalz-Kreis mit im Boot, wobei das Heim in Homburg für die Saarpfalz sowie Neunkirchen-Stadt und Spiesen-Elversberg zuständig wäre. Derzeit wird wohl folgender Vorschlag diskutiert: Die drei Landkreise zahlen je 10 000 Euro, zudem alle Städte und Gemeinden 30 Cent pro Jahr und Einwohner. Das wird dann auf beide Heime aufgeteilt. Ob es wirklich so kommt, steht aber noch in den Sternen. Das Geld in den Kommunen ist knapp. Nonnweiler müsste nach dem Modell beispielsweise 2700 Euro jährlich berappen.

Landrat Udo Recktenwald (CDU ) spricht sich dennoch klar für diese einvernehmliche Lösung aus. Der übrigens sämtliche Räte auf Gemeinde- und Kreisebene zustimmen müssten. Es gelte, die Existenz eines "sehr gut geführten Tierheims in einem baulich guten Zustand dauerhaft zu sichern (. . .) im Sinne des Tierschutzes". Auch wenn der Landkreis keinerlei Zuständigkeit beim Tierschutz habe, "und der geplante jährliche Zuschuss eine freiwillige Ausgabe darstellt". Gleichzeitig appelliert Recktenwald an die "für den Tierschutz zuständige Landesregierung, den geplanten Zuschuss nicht auf die beschränkten freiwilligen Ausgaben des Landkreises anzurechnen".

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