Eifrige Wortgefechte um die Betzenhölle

Neunkirchen · Die Podiumsdiskussion der BI „Pro Betzenhölle“ lieferte unterschiedliche Sichtweisen auf eine Globus-Ansiedlung.

 Auf der Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative „Pro Betzenhölle“ brachten auch Befürworter einer Globus-Ansiedlung in Neunkirchen ihre Argumente vor. Foto: Willi Hiegel

Auf der Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative „Pro Betzenhölle“ brachten auch Befürworter einer Globus-Ansiedlung in Neunkirchen ihre Argumente vor. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Eine Gesprächsrunde, bei der im Podium alle einer Meinung sind, ist langweilig? Im Grünen Baum in Furpach sah das am Donnerstagabend anders aus. Und das war insbesondere dem diskussionsfreudigen Publikum geschuldet. Die Bürgerinitiative (BI) "Pro Betzenhölle", die einen Globus-Markt in der Neunkircher Betzenhölle verhindern möchte, hatte zum Meinungsaustausch in das Restaurant geladen. Rund 70 Gäste kamen - und brachten dabei auch den Part ein, der nach der Zusammensetzung des Podiums zu fehlen schien: Einige ansiedlungsfreundliche Stimmen. Am Kopfende des Saales saßen am langen Tisch neben Moderator Oliver Hilt Grünen-Landeschef Hubert Ulrich, BI-Sprecherin Daniela Kirsch, der stellvertretende Vorsitzende des BUND, Michael Grittmann, und Illingens Bürgermeister Armin König (CDU).

Die wesentlichen Argumente in der Globus-Debatte sind in den vergangenen Wochen und Monaten desöftern getauscht worden. Aufhorchen ließ da eine Aussage von BI-Sprecherin Kirsch, es habe auch schon Gespräche gegeben zwischen Globus und dem Reitverein, der neben dem angedachten Areal beheimateten ist, um sich Gelände zu sichern. Das brachte Armin König auf die Palme. Wenn das Reitplatz-Areal auch an Globus falle, "dann sind wir alle beschissen worden", schäumte er. Das sei städtisches Gelände, da müsse Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried Antworten liefern. Auf SZ-Nachfrage erläuterte das Rathaus am Freitag: "Von Seiten der Kreisstadt Neunkirchen gibt es keine Überlegungen und werden dementsprechend auch keine Gespräche geführt darüber, den Reitverein eventuell umzusiedeln."

Im Grünen Baum bildeten die Podiumsteilnehmer am Donnerstagabend auch den bekannten Diskussionsstand ab. Da sind zum einen die wirtschaftlichen Bedenken der Kritiker, ein großes Globus-Warenhaus am Rand der Stadt könne sowohl den Neunkircher Einzelhandel als auch das Umland hart treffen. Daneben die ökologischen Bedenken, ein Waldgebiet zu opfern, das ausgerechnet zum Areal des Naturschutzgroßvorhaben Lik Nord gehört. Was wiederum neben kritischen planungsrechtlichen Fragen auf Landesebene auch die Verträge des Lik-Verbandes berührt. Von einem Vertragsbruch sprach denn auch BUND-Vorstand Grittmann. Ulrich verwunderte sich, dass der Neunkircher Stadtrat und der Oberbürgermeister für die Ansiedlung seien. Zudem mutmaßte er, die saarländischen Behörden hielten eine schützende Hand über dem Projekt. König erläuterte dem Publikum, wie man sich in einem Feld von 120 Konkurrenten seinerzeit mit seinem Umweltprojekt durchgesetzt und eine Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet habe, die eine solche Bebauung im Lik-Kerngebiet untersage.

Gleich zwei ältere Herren bezweifelten, ob der Wald in der Betzenhölle tatsächlich so alt sei wie von Umweltschützern behauptet. Bürgermeister König konterte, aus den Bestandsdaten des Forstes gehe hervor, dass zumindest in Teilen über 60 Jahre alte Buchen in der Betzenhölle stehen. Auch der Linke-Politiker Manfred Schmidt, im Neunkircher Stadtrat und im Kreistag Mitglied, bekennt sich als Ansiedlungsfreund: "Unsere Fraktion im Stadtrat hat sich dafür ausgesprochen, weil die Bürger ihn wollen." Globus könne auch eine Sogwirkung entfalten. Hämische Zwischenrufe fragten ihn, ob er das über Facebook oder Twitter herausbekommen habe. Schmidt: "Ich weiß das aus täglichen Gesprächen mit den Menschen."

Während zwei weitere Befürworter von Arbeitsplätzen für Neunkircher Bürger sprechen und einen "armseligen Zustand" der Stadt, gegen den dringend etwas unternommen werden müsse, konstatieren, gibt es auch im Publikum viele ansiedlungskritische Stimmen. Der Neunkircher Stadtrat nicke ab, was die Verwaltung vorschlage, heißt es da. Eine Mitarbeiterin des Kauflands erklärt, in dem Warenhaus fürchte man um Arbeitsplätze. Ein weiterer Einwand: Die Menschen werden älter. Soll Globus später einmal die Pakete vor die Haustür liefern, wenn die Innenstadt ausblute?

BI-Sprecherin Kirsch ging auf den Bürgerwillen ein: "Klar gab es in der Umfrage eine Mehrheit." Aber man müsse die Frage anders stellen: "Wollt ihr Globus oder wollt ihr Saarpark-Center und Kaufhof in der Innenstadt?"

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