Musik mit Leidenschaft auf Augenhöhe

Neunkirchen · Das Neujahrskonzert in der Gebläsehalle gibt es erst seit vier Jahren. Dennoch war es dieses Mal mit 800 Besuchern komplett ausverkauft. Dies lag wohl auch am Gastorchester, der Neuen Philharmonie Frankfurt.

 Beeindruckende Soli, wie hier von Leonor Amaral, zauberhafte Walzer, Rock- und Popmusik neu interpretiert – beim Neujahrkonzert gab es eine große Bandbreite. Foto: Meyer

Beeindruckende Soli, wie hier von Leonor Amaral, zauberhafte Walzer, Rock- und Popmusik neu interpretiert – beim Neujahrkonzert gab es eine große Bandbreite. Foto: Meyer

Foto: Meyer

Die Klassik mag es manchmal schwer haben, nicht aber beim Neunkircher Neujahrskonzert: 800 Besucher drängten am Sonntagabend durch das Foyer der Gebläsehalle in den großen Saal, den sie schließlich komplett besetzten. "Wir sind ausverkauft", freute sich der Geschäftsführer der Neunkircher Kulturgesellschaft, Uwe Wagner. Innerhalb von vier Jahren hat sich der musikalische Start ins neue Jahr in der Gebläsehalle beim Publikum etabliert.

Dass das Interesse am Sonntag so groß war, lag vielleicht auch daran, dass man bereits wusste, was einen erwartete: Leidenschaft, Authentizität und hervorragende Qualität - und das auf Augenhöhe, ohne Krampf und falschen Pathos. Denn das Gastorchester, die Neue Philharmonie Frankfurt, hatte bereits beim letzten Neujahrskonzert begeistert. "Wir sind froh, dieses renommierte Orchester wieder hier zu haben", so Wagner.

Und dieses brauchte nur wenige Takte, um das Publikum für sich einzunehmen. Glasklar, mit schillernden Klangfarben eröffnete die Ouvertüre aus Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" das Programm. Es folgte eine bunte Mischung aus bekannten Melodien und ausgewählten Stücken, mit denen das Orchester angenehm zu überraschen wusste:

Amüsiertes Raunen ging durch den Saal, als Moderator Philipp Ziegler ein Stück von Willy Czernik ankündigte - dem Komponisten der Musik der "Hesselbachs". Der hessische Rundfunk hatte die Familie in den 60er Jahren über die Mattscheiben der noch jungen Bundesrepublik flimmern lassen. Doch Czerniks Tarantella "Chi sa?" übertraf dann alle Erwartungen, wozu auch die Solistin Leonor Amaral ihren beeindruckenden Teil beitrug. Dirigent Jens Troester führte dynamisch und geschlossen das Orchester , Amarals koloraturgewandter, leuchtender Sopran fügte sich zauberhaft ein. Als weitere Solistin glänzte Anna Zetzler mit ihrem virtuosen, federleichten Xylophonspiel bei "Erinnerungen an Zirkus Renz".

Den Komponisten Gustav Peter verglich Ziegler mit einigen One-Hit-Wondern der Popmusik - was keineswegs abwertend gemeint war. Wie sollte es, in einem Orchester , in dem es ganz normal ist, dass die Schlagzeugerin abends nach Orchesterdienst in einer Band swingt und rockt oder der Cellist die Wochenendnächte in Clubs durchtanzt. Auch ist die Philharmonie selbst mit "Crossover-Shows" unterwegs, in denen Rock-Pop-Songs neu interpretiert werden, und hat schon mit zahlreichen Größen der Szene wie Deep Purple oder Adel Tawil zusammen gearbeitet. Aktuell fährt man mit Star-Geiger David Garrett auf Tour.

Mit dem "Einzug der Gladiatoren", der, wie Ziegler bemerkte, "nicht ganz so ernsten Gladiatoren", deren Marsch Julius Fuik eher lustig als theatralisch klingen lässt, verließ das Orchester die Welt des Zirkus wieder und machte sich auf in das kaiserlich-königliche Österreich-Ungarn des 19. Jahrhunderts. Zauberhafte Walzer und Polkas, unter anderem von Johann Strauß Junior, begeisterten das Publikum.

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