Das Modellprojekt soll „prickeln“

Neunkirchen. Zum Jahresende wird der Zweckverband „Landschaft der Industriekultur Nord“ (LIK Nord) wohl ein Mitglied verlieren. Die Stadt Friedrichsthal hat gekündigt. Zur aktuellen Situation und den Perspektiven des Projektes fragte SZ-Redakteurin Claudia Emmerich nach beim derzeitigen Verbandsvorsteher, dem Illinger Bürgermeister Armin König.

Zum 1. Oktober scheidet Detlef Reinhard als Geschäftsführer des Zweckverbandes LIK Nord aus. Ulli Heintz wird als Nachfolger gehandelt. . .

König: Ulli Heintz ist Geschäftsführer beim Zweckverband Natura Ill-Theel, der früheren "Illrenaturierung". Er ist fachlich hoch qualifiziert und wird auch beim Bundesamt für Naturschutz und auf Ministeriumsebene als hervorragende Lösung gesehen. Voraussetzung ist aber, dass die Gremien des Zweckverbandes Natura Ill-Theel einer Abordnung zur LIK Nord zustimmen. Die Gremien von Ill-Theel werden wohl Mitte Oktober darüber endgültig beraten.

Zuletzt war es in der Außenwirkung ziemlich ruhig um LIK Nord. "Da tut sich nichts" ist hier und da zu hören. Was tut sich denn?

König: Natürlich tut sich etwas. Ein solches Millionenprojekt ist sehr anspruchsvoll. Wir arbeiten intern sehr intensiv, führen Grundstücksverhandlungen, kooperieren mit Zuschussgebern, bereiten Verträge vor. Das sind derzeit keine Themen, die man öffentlich präsentieren kann. Ohne Grundstücke kann man kein Naturschutzgroßprojekt umsetzen. Erste Verträge sind unterzeichnet. Weitere werden folgen. Es macht keinen Sinn, momentan irgendwelche symbolischen Aktionen oder gar Schnellschüsse zu machen. Gründlichkeit geht vor. Schließlich läuft das Projekt noch zehn Jahre. Natürlich hat uns die plötzliche Erkrankung von Detlef Reinhard im Februar unerwartet getroffen. Dr. Anke Ben Ali stand plötzlich als Mitarbeiterin allein. Ich habe meinen Fachbereichsleiter Ludger Wolf beauftragt, vorübergehend kommissarisch die Geschäftsordnung zu übernehmen, damit wir handlungsfähig sind. Ulli Heintz unterstützt uns. Wir haben bei der Aufarbeitung festgestellt, dass es schwierige ungelöste Probleme in wesentlichen Fragen des Projekts gab. Dies hat immerhin dazu geführt, dass wir einen Teiländerungsantrag für unser Projekt beim Bundesamt stellen mussten. Bevor es dazu kein grünes Licht gibt, werden wir auch keine öffentlichkeitswirksamen Aktionen starten.

Gehen wir die Agenda 2014 mal durch, so wie sie auch in unserer Zeitung der Öffentlichkeit Anfang des Jahres vorgestellt worden war. Grundstückserwerb?

König: Läuft. Ein erstes Flächenpaket von der RAG wurde noch unter Leitung von Detlef Reinhard erworben. Es handelt sich dabei um landwirtschaftliche Flächen. Es war mein erster Kaufvertrag als Verbandsvorsteher Anfang 2014. Der Kaufvertrag wurde Ende März wirksam. Die Beurkundung eines zweiten Flächenpakets mit landwirtschaftlichen Flächen um den Schlammweiher Hahnwies und in Schiffweiler sowie dem Schafwald steht kurz vor der Beurkundung.

"Baustellenschilder" als Infotafeln?

König: Wir hatten bisher dringlichere Aufgaben, sind im Übrigen auch nicht glücklich über diese Idee der Baustellenschilder. Baustellenschilder sind nicht so prickelnd für ein Bundesmodellprojekt. Wir werden in Zusammenarbeit mit dem Auftragnehmer Alternativvorschläge machen, die meines Erachtens besser zum Projekt passen und nicht so wuchtig sind.

"Entdeckerpfade" durchs Projektgebiet?

König: Bleiben auf der Tagesordnung. Für die Halde Göttelborn, die ja derzeit von der RAG saniert wird, wurde bereits ein Wegekonzept erstellt, das im Sinne aller Beteiligten langfristig einen barrierefreien Zugang zum Haldentop ermöglicht. Entdeckerpfade gehören zum Projekt.

Schulung Natur- und Landschaftsführer fürs Projektgebiet?

König: Nach Vorliegen des Zuschussbescheids werden wir uns diesem Thema widmen.

Schulstandorte Illingen und Merchweiler schließen sich dem Projekt "LIK Nord macht Schule" an?

König: Das wollen wir weiterhin. Wenn es spruchreif ist, werden wir darüber entscheiden. Wir müssen es ja selbst außerhalb des Projekts finanzieren. Das ist eine der ungeklärten Fragen. Da ich gern mit Schulen zusammenarbeite, werden wir uns diesem Thema sehr intensiv widmen.

Und auch der Gestaltung des Neunkircher Hüttenparks?

König: Eine Erstpflege ist gestartet worden. Sie macht aber nur dann Sinn, wenn auch die Folgepflege geklärt ist. Dieses Projekt werden wir im nächsten Jahr nochmals angehen. Der Schnellschuss zu Beginn des Jahres war nicht ganz glücklich.

Wird Friedrichsthal Mitglied im Zweckverband bleiben? Die Stadt hat eine Kündigung ausgesprochen.

König: Das wissen wir derzeit noch nicht - wir sind dabei, die rechtliche Situation abklären zu lassen, dann sehen wir weiter. Wir gehen aber davon aus, dass Friedrichtsthal Ende des Jahres ausscheidet.

Sie sind als Illinger Bürgermeister noch bis Ende 2015 turnusmäßig Verbandsvorsteher. Die Übergangslösung als Geschäftsführer kommt aus der Illinger Verwaltung, darauf wird wohl bald Ulli Heintz als Dauerlösung folgen. Starkes Illingen im Prestigeprojekt. Müssen die anderen aufpassen?

König: Ich denke nicht in solchen Kategorien. Das Kirchturmdenken müssen wir beenden. Im Übrigen ist Ulli Heintz Eppelborner, kein Illinger. Vor zwei Jahren hätten Sie diese Frage auch in puncto Jürgen Fried und Detlef Reinhard stellen können, denn beide sind Neunkircher. So kleinkariert denken wir nicht.

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