Ein „Gutachten voller Fehler“

Neunkirchen · Ein von Globus in Auftrag gegebenes Gutachten zum Standort Neunkirchen beruhe in wesentlichen Punkten auf fehlerhaften Angaben, hieß es gestern bei einer Pressekonferenz von Gegnern des geplanten Marktes.

 Von links: Hubert Lauer (Kaufhof), Hans Jörg Werth (Gewerbeverein Merchweiler), Nicole Keller (Saarpark-Center), Harald Schneider (Gewerbeverein Illingen), Halina Gebert (Dr. Lademann und Partner) und Axel Diewald (ECE/Saarpark-Center). Foto: Jörg Jacobi

Von links: Hubert Lauer (Kaufhof), Hans Jörg Werth (Gewerbeverein Merchweiler), Nicole Keller (Saarpark-Center), Harald Schneider (Gewerbeverein Illingen), Halina Gebert (Dr. Lademann und Partner) und Axel Diewald (ECE/Saarpark-Center). Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Der Widerstand gegen die geplante Globus-Ansiedlung in Neunkirchen formiert sich. Nachdem bereits Verantwortliche von Saarpark-Center und Kaufhof angekündigt hatten, gegen den Bau vorzugehen, und sich auch die Gewerbevereine Illingen, Merchweiler und Wemmetsweiler dagegen ausgesprochen hatten (wir berichteten), will nun eine von Neunkircher Einzelhändlern gegründete Initiative, die City-Initiative, Globus im Stadtgebiet verhindern. Bei einer Pressekonferenz in der Stummschen Reithalle stellten die Globus-Gegner gestern gemeinsam ein Gutachten zu den Auswirkungen der geplanten Ansiedlung in der Betzenhölle im Gebiet der Lik Nord vor, erstellt von der unabhängigen Hamburger Kommunalberatung "Dr. Lademann und Partner", in Auftrag gegeben von der Gemeinde Illingen.

Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass ein SB-Warenhaus mit der geplanten Verkaufsfläche von 12 000 Quadratmetern erhebliche Auswirkungen auf den städtischen sowie den Handel in den umliegenden Gemeinden hätte. Ein im Dezember 2015 von Globus vorgestelltes Gutachten sei "voller Fehler", erklärte Harald Schneider vom Verkehrs- und Gewerbeverein Illingen bei der Pressekonferenz. Die Kommunen rund um Neunkirchen seien darin "total fehlerhaft" analysiert worden. Eine Geringschätzung der Gemeinden sieht Schneider im Hantieren mit derart "falschen Zahlen".

Halina Gebert von der Hamburger Kommunalberatung verdeutlichte dies am Beispiel der Gemeinde Illingen. Im Globus-Gutachten würden Illingen fünf Quadratmeter Verkaufsfläche für Elektrowaren zugeschrieben, tatsächlich verkauft allein Euronics Schneider seine Waren auf 1200 Quadratmetern. Ähnlich sieht es bei Hobby- und Freizeitartikeln aus, die bei Intersport Stiwi auf 600 Quadratmetern angeboten werden, ein Vielfaches der zehn Quadratmeter, von denen im Globus-Gutachten die Rede sei. "Das ist eine lückenhafte Erhebung für solch ein großes Vorhaben. Diese Datengrundlage ist der wesentliche Input für alle anderen Analysen. Wenn diese Daten nicht korrekt sind, ist es schwierig, darauf aufbauend Analysen durchzuführen", erklärte Halina Gebert.

Nicht korrekt seien auch die Angaben über den Umsatz , den Globus erwarten darf. Maßgeblich sei der am schlechtesten zu erwartende Umsatz . Im Globus-Gutachten werde von 4260 Euro pro Quadratmeter im Jahr ausgegangen, das Hamburger Gutachten rechnet mit 5300 Euro, laut EHI Retail Institute, ein Forschungs- und Bildungsinstitut für den Handel, liege Globus in Deutschland im Schnitt bei 6140 Euro pro Quadratmeter. Auch seien im Globus-Gutachten die Rückgänge der Einwohner in den kommenden Jahren nicht berücksichtigt worden. "Die Kaufkraft, die entzogen wird, wurde nicht berücksichtigt", so Gebert. Kritisiert wurde auch das Einzugsgebiet für einen Neunkircher Markt, das deutlich zu groß ausgedehnt sei und unter anderem bis nach Homburg reicht. Dass das Einzugsgebiet bis zum nächsten Globus-Markt reiche, sei nicht nachvollziehbar, betonte Gebert. < Weiterer Bericht folgt

Zum Thema:

Hintergrund Die neu gegründete City-Initiative Neunkirchen möchte einerseits die negativen Auswirkungen des Globus-Projekts für die Innenstadt verdeutlichen, und andererseits Aktionen planen, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Gründungsmitglieder sind Joachim Escher (Reformhaus Escher), Hubert Lauer (Kaufhof), Birgit Kölsch und Nicole Keller (beide Saarpark-Center ). Weitere Unterstützer sollen hinzustoßen. pra

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