Vergleichsarbeit im Ministerium

Neunkirchen · Sieben weiterführende Schulen machen landesweit mit beim Pilotprojekt „Inklusive Schule“ – darunter auch drei Schulen aus dem Landkreis Neunkirchen: Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen, Gemeinschaftsschule Illingen und Max-von-der-Grün-Schule Merchweiler (die SZ berichtete). Alle arbeiten derzeit an ihrem Konzept. Wie es läuft, darüber haben wir jetzt stellvertretend mit Vertretern der GGS Neunkirchen gesprochen.

 Schulleiter Clemens Wilhelm, Didaktikleiter Michael Klepper und Heilerziehungspfleger Meikel Schmid (von links) nehmen fürs Foto Platz im so genannten „Bereich des Ankommens“. Foto: cle

Schulleiter Clemens Wilhelm, Didaktikleiter Michael Klepper und Heilerziehungspfleger Meikel Schmid (von links) nehmen fürs Foto Platz im so genannten „Bereich des Ankommens“. Foto: cle

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"Unsere konzeptionelle Arbeit hat nicht erst angefangen mit der Teilnahme am Modellprojekt ‚Inklusive Schule', sondern wir machen am Modellprojekt mit, weil es in unsere konzeptionelle Arbeit hineinpasst", stellt Schulleiter Clemens Wilhelm im Gespräch mit unserer Zeitung erstmal fest. "Wir haben auch ein umfassendes Verständnis von Inklusion", betont der Verantwortliche für derzeit 660 Schüler weiter: Jedes Kind soll gezielt in seinen Stärken und Schwächen angesprochen werden - der Schüler mit einer Behinderung, der Schüler mit einem Lernproblem oder sozialen Handicap, auch der auffallend leistungsstarke Schüler , auch der Schüler mit besonderen Talenten. Als Schlüsselbegriffe für die Schulentwicklung dienen inklusiv, individuell und integrativ. Was theoretisch klingt, zeigt jedoch ganz praktische Wirkung.

"Die Klassen sind heterogener geworden, ob kulturell, religiös, im Leistungsvermögen", sagt Didaktikleiter Michael Klepper. "Das erfordert neue Strategien auch für den Unterricht." Neben Individualisierung spielen "Räume" eine wichtige Rolle. Es gibt ein Lernatelier, einzelne Lerninseln entlang der Flure eine Bibliothek mit Einzelarbeitsplätzen. Klepper: "Da kann ich die Kinder hinschicken. Es braucht dafür natürlich die Kooperation, das Gespräch mit den Kindern." Wichtiges Element an der Schule ist auch ein "multiprofessionelles Team", wie es Wilhelm nennt: Externe, die aus unterschiedlichen Bereichen wie Kunst oder Theater mit einem neuen Zugang mit den Schülern arbeiten. Auch Meikel Schmid ist so ein Externer. "Den Unterricht entlasten, Spannungen und Konflikte lösen und damit Schülern, Lehrern und Eltern helfen", erklärt der Heilerziehungspfleger seine Aufgabe. Daneben gibt es die Kooperation mit den Schulsozialarbeitern und den drei Förderschullehrern. Teams innerhalb des 60-köpfigen Kollegiums besprechen Themenfelder. Das umfassende Verständnis von "Inklusiver Schule" fordert einiges.

Das Kollegium zieht mit, sagt Wilhelm, weiß aber auch, dass Grenzen der Belastbarkeit zu respektieren sind: "Neue Fässer will ich in den nächsten zwei Jahren nicht aufmachen."

Kann man auch "inklusiv" bei einem Kind an Grenzen stoßen? Ja, etwa bei einem bestimmten Krankheitsbefund, so unsere Gesprächspartner: "Wenn alle unsere Möglichkeiten, unser ganzes Hilfesystem nicht mehr greifen. Dann müssen wir uns vielleicht schon mal sagen: Jetzt Hände weg. Und das Kind in Hände geben, die ihm besser helfen können."

Die sieben Modellschulen haben einen regelmäßigen Austausch verabredet. Und das klappt. Alle vier bis sechs Wochen gibt es ein Treffen im Ministerium in Saarbrücken. Auch der Bildungsminister war schon dabei. Das heißt dann Vergleichsarbeit. Clemens Wilhelm: "Wir vernetzen uns. Wir berichten, was an unseren Schulen läuft. Wir stellen fest, dass die Schulen unterschiedlich weit sind, dass sie unterschiedliche Weg wählen. Das ist auch in Ordnung so. Wir lernen voneinander, wir vertreten gemeinsame Interessen. Wir wünschen uns zum Beispiel Lehrer zu finden, die unsere Ziele verfolgen. Wir wünschen uns Rahmenbedingungen, die das Erreichen unserer Ziele möglich machen."

Worüber sich alle einig seien: Einen Schritt zurück möchte keine der Modellschulen mehr machen.

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StichwortEin inklusives Bildungssystem ermöglicht Schülern unabhängig von ihren Fähigkeiten, Beeinträchtigungen oder Behinderungen sowie von ethnischer, kultureller oder sozialer Herkunft einen gleichberechtigten Zugang zu den Bildungsangeboten der Regelschulen. red

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