Schrauben, schrubben, schuften

Neunkirchen · Obwohl noch keine Besucher auf der Kirmes waren, war vorab schon ganz schön viel los am Eisweiher: Die Betreiber machten ihre Buden und Fahrgeschäfte flott, um pünktlich zum Fassanstich heute Abend um 19 Uhr fertig zu sein. Die SZ war beim Aufbau dabei.

 Letzte Handgriffe am Kirmesstand „Rio“ durch Daniel Babocan , Mihoi Tocaci, Volker und Mario Dietz. Foto: Thomas Seeber

Letzte Handgriffe am Kirmesstand „Rio“ durch Daniel Babocan , Mihoi Tocaci, Volker und Mario Dietz. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Den misse ma jetzt durch de Batsch schiewe", sagt Ralf Günther vom Ordnungsamt. Mit seinem Kollegen Ingo Wilms und dem Standbetreiber Markus Kupplich und Hakan Tek stemmt er sich beherzt gegen den Anhänger "Saarländisch Gudd gess", um ihn an die richtige Stelle zu schieben. Der Regen hat den Boden völlig aufgeweicht, auf dem Festplatz Eisweiher in Neunkirchen klebt der Matsch. "Da müssen wir wohl mit Teppichen nachhelfen, damit die Kunden nicht im Dreck stehen", sagt Kupplich, der den Wagen mit saarländischen Spezialitäten vor wenigen Jahren von seinem Vater Helge übernommen hat, der wiederum den Eschweilerhof betreibt. "Du kannst bis zum Weg vorfahren", antwortet Wilms, "du hast ja keine Außenklappe vorm Geschäft." Somit steht er auch weiterhin in einer Reihe mit den anderen Buden.

Auch die Familie von Dominik Bügler ist mit ihrem "Reitpalast" schon jahrelang Bestandteil der Kirmes. "Die Tiere sind vorbildlich untergebracht", versichert Ralf Günther, was bereits mehrere Tierärzte und -schützer bestätigten. Die SZ darf sich davon gleich selbst überzeugen. Zwölf Ponys stehen in ihren Boxen in dem geräumigen mobilen Stall und halten neugierig ihre feuchten Schnauzen durchs Gitter. Hinter dem Stallwagen ist eine Koppel angelegt. "Die Besucher sind herzlich eingeladen, mal hinter die Kulissen zu schauen", sagt Dominik Bügler, der immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert ist. Die Neunkircher aber nähmen seinen Reitpalast sehr gut an: "Hier läuft es immer recht ordentlich." Seit 1965 ist seine Familie bereits im Geschäft.

Überhaupt entdeckt man sehr viele Traditionsunternehmen auf der Kirmes, die heute Abend um 19 Uhr mit dem Fass-anstich im großen Bierzelt durch den Beigeordneten Sören Meng offiziell beginnt. Drei Generationen werkelten etwa vor dem "Kindertraum" - Chef Eric Dietz, Vater Volker und Sohn Mario, der das Unternehmen vielleicht einmal in achter Generation übernehmen wird. Erstmals hat die Familie Dietz auch den neuen Erlebnisparcours "Rio" aufgebaut. Auf fünf Ebenen können die Besucher über Hängebrücken , Wackelböden und einen Panoramagang in zehn Metern Höhe auf durchsichtigem Boden gehen.

Man kennt sich hier

"Bissje Rege?", fragt ein Mann lachend ein paar Meter weiter vom Dach des Pizzawagens und deutet an, die Platzmeister nass zu machen. "Danke!", winkt Wilms ab. Man kennt sich hier - wo nicht gearbeitet wird, stehen die Schaffenden auf einen Plausch zusammen. Auch Wilms und Günther gehören quasi zum Inventar. Seit 28 Jahren steht Wilms als Platzmeister mit Rat und Tat zur Seite, Günther seit 14 Jahren.

Seit dem vergangenen Wochenende schon schrauben, schrubben und schuften die Schausteller und Budenbesitzer. "Für viele Betreiber lohnt es sich jedoch nicht, für fünf Tage einen weiten Weg auf sich zu nehmen", erzählt Günther: "Der Aufwand und die Transportkosten sind dafür zu hoch." Deshalb stehen durchweg saarländische "Beschicker" auf dem Gelände der "Neinkeijer Kerb", einer der nach Günthers Angaben größten Kirmesveranstaltungen im Südwesten.

Ein Dauergast auf der Kirmes ist auch der große Autoscooter "Jockers" von Heino Jockers aus Saarbrücken. Seine fünf Mitarbeiter sind gerade dabei, unter seiner Anleitung das Dach des Fahrgeschäfts mit bunten Wänden zu verkleiden. Seit über hundert Jahren und in der dritten Generation macht Jockers Familie im Autoscooter-Geschäft. Gute zwei Tage brauche er, bis das Scooter steht, inklusive Reinigung.

Schon fertig aufgebaut sind beim SZ-Besuch die Tempo machenden Fahrgeschäfte wie der "Spin Ball" oder "Chaos". Noch auf dem Weg nach Neunkirchen ist die Krake "Polyp" oder auch das Kinderkarussell, das neben dem Trampolin und den Booten speziell für die Kleinen gedacht ist.

Bis heute Abend, wenn das Feuerwerk den Neunkircher Himmel erleuchtet, haben die Schausteller jedenfalls schon eine ganze Menge geschafft.

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Auf einen BlickDie Kirmes in Neunkirchen startet am Freitag, 29. August, um 19 Uhr mit dem traditionellen Fassanstich im Festzelt. Danach spielt die Band "Die Spitzbuben". Feuerwerk ist gegen 22.30 Uhr. Am Samstag spielt ab 20.30 Uhr die Cover-Band "Elliot". Am Kirmesmontag gibt es ab 11 Uhr Frühschoppen mit Fatma Kar und im Anschluss die Band Da Vinci. Den Abschluss der Kirmes bildet der Familientag am Dienstag, 2. September, mit verbilligten Karten und Kinderfest. red

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