„Wir mussten alle sofort raus“

Neunkirchen · Nach einem Familienzwist in der Jakobstraße löste ein 19-Jähriger einen Großeinsatz aus. Er schloss sich mit einer Gasflasche in seiner Wohnung ein und drohte damit, das Gas zu entzünden.

 Der Bereich um das betroffene Haus in der Jakobstraße wurde weiträumig gesperrt. Fotos: Becker&Bredel

Der Bereich um das betroffene Haus in der Jakobstraße wurde weiträumig gesperrt. Fotos: Becker&Bredel

"Plötzlich hat die Polizei geklingelt, wir müssen alle sofort raus", berichtet Ingrid Haag. Sie wohnt mit ihren beiden Schwestern und dem Schwager in der Neunkircher Jakobstraße. Und hier hatte sich ein 19-Jähriger nach einem Familienstreit am späten Mittwochabend in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus verschanzt und drohte, Propangas aus einer Elf-Kilogramm-Flasche zu entzünden. Familienangehörige informierten daraufhin die Polizei . Diese rief Feuerwehr und Rettungsdienst zur Unterstützung und evakuierte die umliegenden Häuser. Der Gefahrenbereich wurde weiträumig abgesperrt.

"Wir waren bereits im Bett, konnten uns nur schnell etwas überwerfen", erklärt Haag. Auch ihr Schwager, eigentlich bettlägrig, musste das Haus verlassen. "Er und drei Kleinkinder aus der Nachbarschaft durften sich bei der Kälte zusammen mit ihren Müttern in einem Feuerwehrauto aufwärmen." Panik sei nicht entstanden: "Selbst die Kinder waren brav, keines hat geweint." Ihr Nachbar Harron Sadi durfte bleiben, allerdings nutzten die Beamten den Garten des Hauses, um die Straßenrückseite im Auge zu behalten. "Die ganze Straße war voller Menschen, es war wie im Film", erklärt er.

Aufgrund der Temperaturen nah am Gefrierpunkt stellte die Neunkircher Verkehrsgesellschaft vorgeheizte Busse für die Menschen bereit. "Mehr als 25 Personen mussten von den Einsatzkräften aus etwa zehn Wohnhäusern in Sicherheit gebracht werden", ist dem Bericht der Feuerwehr zu entnehmen. Die Fahrt ging laut Haag an den Oberen Markt, wo auf die Entwarnung gewartet wurde. "Polizei , Feuerwehr und Rettungskräfte haben sich vorbildlich benommen. Sie waren sehr nett, höflich und fürsorglich." Neben dem Lob für die Einsatzkräfte erfuhr sie unerwartete Nachbarschaftshilfe: "Wir hatten in der Eile weder Geld noch Ausweise bei uns. Ein Nachbar organisierte Getränke. Das Angebot, ihm das Geld zu erstatten, lehnte er ab."

Letztlich konnte der 19-Jährige durch die Polizei zum Verlassen der Wohnung bewogen werden. Er ließ sich vor dem Anwesen widerstandslos festnehmen. Im Anschluss untersuchten Feuerwehrleute sowie Mitarbeiter des Energieversorgers KEW mit Gasmessgeräten das betroffene Haus. Es lag keine gefährliche Konzentration vor, allerdings fand die Polizei eine gefüllte, jedoch noch verschlossene Propangasflasche in der Wohnung des Mannes. Die Bandbreite der Gefahr durch die Flasche sei dabei groß, erklärte Christopher Benkert, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Neunkirchen . Je nach Handhabung hätte der junge Mann sich "ein elf Kilo schweres Feuerzeug basteln, oder schwere Schäden am Haus anrichten können".

 Feuerwehr und Rettungskräfte kümmerten sich um die Anwohner.

Feuerwehr und Rettungskräfte kümmerten sich um die Anwohner.

Nach der Festnahme und Entwarnung konnten die Anwohner gegen 0 Uhr in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Polizei in Neunkirchen ermittelt nun wegen Bedrohung und prüft, ob weitere Straftaten vorliegen.

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